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Fehler zu machen, ist den meisten Menschen unangenehm, vor allem im Job. In den Köpfen steckt die Angst, im Falle des Scheiterns dem eigenen Image und der eigenen Karriere zu schaden. Prof. Dr. Gudrun Glowalla von der Hochschule Fresenius hält eine Fehlerkultur in Unternehmen für wichtig, zumal die Zeit des technologischen Wandelns oft schnelles Handeln erfordert.
Über Fehler, Fehlentwicklungen und gescheiterte Projekte sollte auch jenseits hierarchischer Grenzen offen gesprochen werden, findet Prof. Dr. Gudrun Glowalla, Psychologieprofessorin und Studiengangsleiterin Change Management & Decision Making (M.A.) von Onlineplus, dem Fernstudium der Hochschule Fresenius. Zunächst müsse jeder Mensch lernen, dass Fehler – sowohl die von anderen als auch eigene – Gegenstand von Analysen und lehrreichen Fallbeispielen werden können, so die Wissenschaftlerin. Dabei sollten wir nicht zu lange über Fehler nachdenken, sondern eher darüber, was wir hätten anders machen können, zumal wir erfolgreiche Problemlösungen positiver wahrnehmen.
Die zunehmend komplexe Arbeitswelt begünstigt das Auftreten von Fehlern
Eine produktive Fehlerkultur in Unternehmen sei besonders wichtig, erklärt Gowalla, weil unsere hoch technisierte Welt in Verbindung mit höheren Anforderungen fehlerhaftes Verhalten geradezu begünstige: Bei vielen Berufstätigen werde das Handlungsspektrum immer größer, womit sich auch die Wahrscheinlichkeit erhöhe, Fehler zu machen. Es gelte also, sich bei Fehlern weniger auf einzelne oder das Team als Verursacher zu konzentrieren, sondern die Rahmenbedingungen in die Fehleranalyse einbeziehen und sich zu fragen, ob es Systemkomponenten gibt, die das Auftreten von fehlerhaften Handlungen begünstigen.
Von der Fehlerkultur zum Fehlermanagement
Um einen produktiven Umgang mit Fehlern zu implementieren, müssen Unternehmen zunächst eine Fehlerkultur etablieren und dann ein Fehlermanagement aufbauen, sagt Glowalla. Fehlerkultur bedeute, ein Klima zu schaffen, in dem Fehler akzeptiert und als Lernchance begriffen werden. Allerdings beinhalte nicht jeder Fehler eine Lernchance, da manche Fehler aus Sorglosigkeit, Ignoranz oder dem Nicht-Einhalten von Regeln entstünden. Daher sei es sinnvoll zu definieren, wie man mit welcher Art von Fehlern umgehen möchte. Beim Fehlermanagement schließlich gehe es darum, wie der Umgang mit Fehlern in klare Prozesse überführt wird. So könne man aus den „lehrreichen“ Fehlern Best-Practice-Beispiele zum Umgang mit Fehlern und zu ihrer Vermeidung entwickeln und diese Beispiele über ein Wissensmanagementsystem bereitstellen. Bei der Implementierung eines Fehlermanagements können zum Beispiel Software-Lösungen unterstützen, die vielleicht bereits im Qualitätsmanagement eingesetzt werden.
Ausführlichere Aussagen von Prof. Glowalla zur Fehlerkultur im Unternehmen gibt es > hier.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.