Laut der neuesten Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts treffen die Kurzarbeits-Sorgen auch Industrieunternehmen in den Schlüsselbranchen: In der Automobilindustrie gaben 41 Prozent der Betriebe an, die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter im kommenden Vierteljahr wohl zwangsweise verkürzen zu müssen. Von den Maschinenbauern betrifft das 33 Prozent, in der Elekrobranche 32 Prozent der Unternehmen.
Teilweise noch schwieriger ist die Lage in kleineren Branchen. Weil Aufträge aufgrund der Corona-Einschränkungen wegfallen, rechnet bei den metallerzeugenden und -verarbeitenden Betrieben knapp die Hälfte (49 Prozent) damit, in absehbarer Zeit Kurzarbeit anmelden zu müssen. Kaum besser sieht es beim Nicht-Automobil-Fahrzeugbau (43 Prozent) und in der Textilindustrie (41 Prozent) aus.
Nicht alle Branchen gleich hart getroffen
Optimistischer, ihre Mitarbeiter auch in Krisenzeiten weiter voll beschäftigen zu können, sind hingegen Chemieunternehmen und Lebensmittelhersteller. In der Chemiebranche erwarten nur 14 Prozent der Betriebe, Mitarbeiter in den nächsten drei Monaten in Kurzarbeit schicken zu müssen. Die Lebensmittelindustrie hat weiterhin gut zu tun, weil die Menschen auch in Krisenzeiten essen und trinken müssen. Hier rechnen nur sechs Prozent der Unternehmen mit Kurzarbeit.
Allerdings gilt für alle Zahlen in der Umfrage: „Das volle Ausmaß der Corona-Pandemie ist in all diesen Zahlen
vermutlich noch nicht berücksichtigt“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der
ifo-Konjunkturumfragen. Die Antworten seien nämlich der Stand Mitte März. Beschränkungen, die auch die Erwerbsarbeit betreffen, sind teilweise erst später verhängt worden.
Fast eine halbe Million Kurzarbeitsanzeigen im März
Bereits Kurzarbeit angemeldet hat im März eine Rekordzahl an Unternehmen. Bis Freitag, 27. März, seien bundesweit 470.000 dies betreffende Anzeigen eingangen, › ergab eine Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA). Für gewöhnlich melden 1.000 bis 2.000 Unternehmen im Monat Kurzarbeit an – 2019 beispielsweise waren es durchschnittlich 1.300 Firmen im Monat.
BA-Vorsitzender Detlef Scheele erwartet, dass die durch Corona verursachte Krise deutlich stärkere Einschnitte bringt als die Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/08: „Wir rechnen damit, dass die Zahl der von Kurzarbeit Betroffenen deutlich höher ausfallen wird. Damals hatten wir in der Spitze 1,4 Millionen Kurzarbeitende.“
Um die hohe Nachfrage zu bewältigen, hat die BA hat ihre Teams für Kurzarbeit-Abrechung von regulär rund 800 auf 4.500 Personen verstärkt. Auch die telefonische Beratung wurde personell aufgestockt, von 4.000 auf 18.000 Mitarbeiter. Die BA bittet Unternehmen, verstärkt Online-Angebote zur Anzeige und Beantragung von Kurzarbeitergeld zu nutzen.
Die Bundesagentur für Arbeit hat ein Q&A für Arbeitgeber zum Thema Kurzarbeitergeld in der Corona-Krise zusammengestellt. Es ist › hier abrufbar.