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Remote Work: Home-Office kann Identifikation mit Unternehmen stärken

Wenn Beschäftigte die Möglichkeit haben, im Home-Office zu arbeiten, identifizieren sie sich stärker mit ihrem Unternehmen. Voraussetzung dafür ist, dass sie auch zu Hause Arbeit und Privatleben trennen können. Damit das gelingt, ist Fairness im Verhältnis zum Vorgesetzten wichtig.

Machen Beschäftigte die Erfahrung, dass die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben im Home-Office verschwimmt, engagieren sie sich weniger für ihre Arbeit. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die zwei Wissenschaftlerinnen vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung sowie der Universität Bielefeld durchgeführt haben.

Knapp 16 Prozent aller Beschäftigten haben zum Zeitpunkt der Befragung zumindest zeitweise im Home-Office gearbeitet. Gemäß der Studie identifizieren sie sich generell stärker mit ihrem Arbeitgeber als Mitarbeiter, die keine Möglichkeit haben, remote zu arbeiten. 

Beziehung zum Vorgesetzten entscheidend

Unter den Beschäftigten im Home-Office gibt es allerdings große Unterschiede: Etwa bei der Hälfte der Befragten hat sich die Work-Life-Balance durch Heimarbeit verbessert. Das fördert ihre Motivation und gleichzeitig die Mitarbeiterbindung.

Die andere Hälfte der Beschäftigten im Home-Office macht eine gegenteilige Erfahrung: Ihre Identifikation mit dem Arbeitgeber leidet vor allem aus zwei Gründen. Erstens haben sie das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen. Daher arbeiten sie besonders lange, und die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verwischt. Das mindert die Bindung zum Unternehmen. Zweitens sind sie bemüht, im Home-Office zu beweisen, dass sie produktiv sind. Das belastet sie mental, was sich ebenfalls negativ auf die Identifikation zum Unternehmen und ihr Engagement auswirkt.

Ob die Beschäftigten positive oder negative Erfahrungen im Home-Office machen, hängt den Wissenschaftlerinnen zufolge eng mit den Arbeitsbeziehungen im Unternehmen zusammen. Sind diese von Fairness geprägt, haben Beschäftigte seltener das Gefühl von Entgrenzung. Ein Mangel an Fairness bewirkt das Gegenteil.

Klare Regeln für Home-Office helfen

Unternehmen sollten daher die Bedürfnisse von Beschäftigten in Bezug auf Home-Office stärker berücksichtigen. Zudem sollten sie ein vertrauenswürdiges und faires Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern schaffen. Das kann gelingen, wenn beide Seiten von der gewonnenen Flexibilität profitieren. Nur so können Unternehmen ihre Talente an sich binden, denn Mitarbeiter, die sich nicht oder nur wenig mit ihrem Arbeitgeber identifizieren, sind eher bereit zu kündigen.

Laut den Wissenschaftlerinnen können Unternehmen auch davon profitieren, wenn es klare Regeln zum Home-Office im Betrieb gibt. Das sei besonders in Unternehmen mit Betriebs- oder Personalräten der Fall. 

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.