Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie, De-Globalisierung. Diese „vier Disruptionen“ (4D), krempeln Gesellschaft und Wirtschaft um. Darauf weist eine aktuelle Studie des IW Institut der Deutschen Wirtschaft hin. Von den vier Megathemen, so waren sich die Teilnehmenden am Round Table zum Thema Change Management der Personalwirtschaft einig, sind die Dekarbonisierung und De-Globalisierung erst im Anrollen.
Das Thema Demografie indes, das wahrlich kein neues ist, fällt den Unternehmen in Form des immer stärker werdenden Fachkräftemangels gerade auf die Füße: Es werden Lösungen benötigt, um mit weniger qualifiziertem Personal wirksam bleiben zu können. Am stärksten beschäftigt sind die Unternehmen jedoch nach wie vor mit der Digitalisierung. Zwar hat die Pandemie den Unternehmen einen enormen Schub verpasst, was die Nutzung digitaler Tools und die Implementierung virtueller Plattformen angeht. Doch eine digitale Transformation umfasst weitaus mehr als analoge Prozesse in digitale überzuleiten. Wichtig ist, die Menschen im Unternehmen für eine neue Art der (Zusammen-)Arbeit zu befähigen.
Change ist zum Dauerzustand geworden
Angesichts dessen, was mit Blick auf die Dekarbonisierung und De-Globalisierung erst noch kommen wird und was hinsichtlich der Themen Digitalisierung und Demografie bereits im Gange ist, werden Veränderungsprozesse auf unbestimmte Zeit ein Dauerzustand in den Unternehmen bleiben. Schon heute gehen Change-Projekte fließend ineinander über, was unter anderem bedeutet, dass die Unternehmen zu anpassungsfähigen, lernenden Organisationen werden müssen. Zudem sind die nötigen Veränderungen häufig mit einer Kulturentwicklung verknüpft, das Mindset der Mitarbeitenden muss sich entsprechend ändern. Dies jedoch ist ein schwieriges Unterfangen.
Die Teilnehmenden am Round Table weisen unter anderem darauf hin, dass die Unternehmensprozesse und Instrumente mit dem Kulturzielbild im Betrieb verzahnt werden müssen, um neues Verhalten zu erzielen. Denn so werden im Zielbild festgelegte Werte für die Mitarbeitenden sichtbar. Beispiel Rekrutierungsgespräch: Wird der Bewerbende im Vorstellungsgespräch etwa auf die Eigenschaft „Mut“ angesprochen und fließt dieser Aspekt in die Bewertung ein, zeigt dies, dass die im Leitbild festgehaltenen Werte auch tatsächlich im Alltagsgeschehen des Unternehmens Einfluss nehmen sollen.
Menschenzentrierte Führung als stärkster Hebel
Für die Roundtable-Teilnehmenden steht darüber hinaus fest, dass menschenzentrierte Führung im Dauer-Change der stärkste Hebel ist. Schließlich spiegeln sich im Leadership die Führungswerte. Die Unternehmenskultur zu verändern, bedeutet somit immer auch, Führung zu verändern. Doch wie kann das gelingen? Wichtig ist, die Mitarbeitenden ins Boot zu holen; sie müssen mit der Richtung, die eingeschlagen werden soll, d’accord gehen.
Zudem sollte bei der Organisation angesetzt werden, um für die Führungskräfte ein neues Anforderungsprofil zu entwickeln. „Ausgehend von dem, was die Organisation braucht, lässt sich ableiten, welche Verhaltens- und Führungsstrukturen sinnvoll sind“, bringt es eine Teilnehmende am Roundtable auf den Punkt. In jedem Fall ist vor dem Hintergrund steigender Komplexität der Ansatz der iterativen Führung überlegenswert: Indem die Führungskraft Zuständigkeiten wie Abläufe kontinuierlich anpasst und flexibel agiert und hierzu auch mehr Feedbackschleifen einbaut, hält sie gleichzeitig ihre Mitarbeitenden im Boot.
Personaler müssen sich selbst transformieren
Für Personalmanager sind die bereits stattfindenden und kommenden Disruptionen eine Chance, Veränderungsthemen wie Führung und Kultur selbstbewusster in die Hand zu nehmen und so zu einer treibenden Kraft in der Transformation zu werden.
Voraussetzung hierfür ist jedoch zum einen, dass die Personaler den Business-Need erkennen: Sie müssen sich auch inhaltlich mit den Veränderungsanlässen auseinandersetzen. Erst dann sind sie in der Lage zu erkennen, welche Aufgaben sich für die Personalabteilungen ableiten lassen. Zum anderen müssen sie sich selbst transformieren, um die geforderten Themen selbst vorzuleben. Oftmals jedoch stellt sich heraus, dass auch die Personaler sich mit neuen Denk- und Vorgehensweisen schwertun.
Lesen Sie die wichtigsten Zitate aus dem Round Table in unserer Bilderstrecke:
Info
Den vollständigen Bericht zum Round Table finden Sie in der März-Ausgabe der Personalwirtschaft. Hier können Sie das E-Paper lesen und das Magazin abonnieren.