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Insgesamt leisten 54 Prozent aller Beschäftigten hierzulande Überstunden. Im Schnitt sind es 3,03 Stunden pro Woche. Männer verrichten im Mittel 3,7 und Frauen 2,2 Überstunden. Von jenen, die Überstunden machen, leistet der größte Anteil (35,5 Prozent) eine bis fünf Stunden mehr. 12,8 Prozent kommen auf sechs bis zehn Überstunden wöchentlich.
Im wirtschaftlichen Krisenjahr 2009 lag die durchschnittliche Zahl noch bei 6,5 Überstunden wöchentlich. Seit 2010 ist die Anzahl immer mehr zurückgegangen. Das geht aus dem „Arbeitszeitmonitor 2019“ von Compensation Partner hervor. Für die Studie wurden 215 403 Daten ausgewertet.
Die angespannte Situation der Finanzkrise führte im Jahr 2009 zu deutlich mehr Überstunden als heute. Heute erleben wir einen Wirtschaftsboom und die Work-Life-Balance steht im Vordergrund, wodurch die Bereitschaft zu Überstunden tendenziell geringer ist,
erklärt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner, die Entwicklung.
Wer mehr verdient, leistet mehr Zusatzarbeit
Von den Fachkräften in Deutschland macht rund die Hälfte (51,3 Prozent) Überstunden, von den Führungskräften 83,9 Prozent. Die Studie zeigt, dass die Gehaltshöhe mit der Anzahl der Überstunden in Zusammenhang steht: Fachkräfte mit einem Jahresgehalt von bis zu 20 000 Euro im Jahr verrichten durchschnittlich 1,9 Überstunden wöchentlich. Bei einem Gehalt von 41 000 bis 50 000 Euro liegt die Anzahl bei 2,88 Überstunden, bei 71 000 bis 80 000 erhöht sie sich auf 4,28 und bei einer Vergütung von mehr als 120 000 Euro steigt sie auf 6,8 Stunden. Führungskräfte mit einem Gehalt über 120 000 Euro im Jahr arbeiten 19,53 Stunden länger pro Woche.
Je älter, umso mehr Überstunden
Neben der Bezahlung steht auch das Alter der Beschäftigten in Zusammenhang mit der Anzahl der Überstunden. Berufseinsteiger mit unter 20 Jahren machen im Schnitt 1,7 Überstunden pro Woche. Arbeitnehmer zwischen 30 und 39 Jahren leisten 3,1 Überstunden und Mitarbeiter über 60 Jahre bleiben rund 3,7 Stunden länger im Büro.
Unternehmensberater verzeichnen die meisten, Steuerberater die wenigsten Überstunden
Die Branche spielt ebenfalls eine Rolle dafür, wie viele Überstunden geleistet werden. An der Spitze mit durchschnittlich 5,2 Überstunden pro Woche stehen Unternehmensberater. Beschäftigte der Konsum- und Gebrauchsgüterbranche arbeiten 4,5 Stunden länger. Auch Arbeitnehmer in Logistik, Transport & Verkehr liegen mit 4,2 Überstunden über dem Durchschnitt, ebenso Personal im Hotel- und Gaststättengewerbe (4,1 Überstunden) und im Bauwesen (vier Stunden). Die wenigsten Überstunden leisten Beschäftigte in der Steuerberatung mit lediglich 1,8 Stunden pro Woche.
Führungskräfte kommen im Berufsleben auf fast zwei Jahre Gratis-Arbeit
Die Hochrechnung der Überstunden auf das gesamte Berufsleben ergibt, dass Fachkräfte insgesamt auf 9655 zusätzliche Arbeitsstunden kommen. Jeder Dritte erhält dafür keinen Ausgleich, so dass für sie 13 Monate unbezahlte Arbeit zusammenkommen. Bei Führungskräften summieren sich die Überstunden in der Berufslaufbahn auf 15 390. Bei drei Viertel von ihnen (74 Prozent) wird die Mehrarbeit nicht vergütet, so dass sich insgesamt fast zwei Jahre (21 Monate) ohne Bezahlung ergeben.
Eine Übersicht über die vollständigen Studienergebnisse steht zum > Download zur Verfügung.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.