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Sieger der Globalisierung, doch nicht ohne Sorgen

Nachwuchsführungskräfte profitieren beim Aufstieg von der Globalisierung.
Foto: © Maksim Šmeljov/Fotolia.de
Nachwuchsführungskräfte profitieren beim Aufstieg von der Globalisierung.
Foto: © Maksim Šmeljov/Fotolia.de

Acht von zehn Nachwuchsführungskräften (81 Prozent) sehen sich als Globalisierungsgewinner. Fast drei Viertel (73 Prozent) finden, dass dies auch für ihr Unternehmen zutrifft. Für 86 Prozent der Top-Talente überwiegen die Vorteile der Globalisierung. Dazu gehören ihrer Meinung nach vor allem Marktzugang und Potenzial, Vernetzung und Horizonterweiterung sowie Austausch und Wissenstransfer.

Kritik an wachsender sozialer Ungerechtigkeit

Aber die angehenden Führungskräfte sehen auch die Schattenseiten der Globalisierung. Sie kritisieren vor allem die zunehmende soziale Ungleichheit und die wachsende Lücke zwischen Gering- und Gutverdienern. Gefragt nach Lösungen, um die Ungleichheit zu reduzieren, nennen sie drei Hebel: 33 Prozent sagen, dass mehr in Bildung investiert werden sollte. 22 Prozent sind der Ansicht, dass  Ältere und weniger Qualifizierte wieder abgeholt werden müssen und 19 Prozent setzen auf glaubwürdige Politiker, die die Vorteile der Globalisierung besser erklären können. Das geht aus einer Analyse von The Boston Consulting Group (> BCG) und der „Wirtschaftswoche“ hervor. Dafür wurden 166 Nachwuchsführungskräfte befragt. Sie sind im Durchschnitt 39 Jahre alt und kommen aus Unternehmen verschiedener Branchen und Größenordnungen; 23 Prozent der Befragten sind Frauen. Die Studienteilnehmer sind Mitglieder der Gruppe > „Vordenker“, in die sie aufgrund der Auswahl von Wirtschaftswoche, BCG und der „Vordenker“-Jury aufgenommen wurden.

Gefühlte Bedrohung durch alternde Gesellschaft

Obwohl sich der Führungsnachwuchs durch die Globalisierung im Aufwind fühlt, sehen die jungen Talente andere Probleme auf sich und die Wirtschaft zukommen, die mit der demografischen Entwicklung verknüpft sind. Gut sechs von zehn der befragten Nachwuchsführungskräften (64 Prozent) ängstigt der wachsende Einfluss der Generation der Babyboomer. Mit dem steigenden Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung verbinden sie, dass der Fokus zu sehr auf die Vergangenheit gerichtet sein könnte, dass es zu wenige Investitionen in die Zukunft geben könnte und keine mutigen Entscheidungen getroffen werden.

Je größer der Altersabstand zwischen den Mitarbeitern ist, desto unterschiedlicher sind die Identitäten und Ansprüche. Das kann zu Missverständnissen und Frust führen,

sagt Rainer Strack, Senior Partner bei BCG. So entscheiden seiner Erfahrung nach junge digitale Talente gern selbst, wann und wo sie arbeiten, während Babyboomer eher geregelte Arbeitszeiten bevorzugten. Unternehmen müssten aber Flexibilität bieten, um in einer digitalen, demografisch herausfordernden Welt mitzuhalten, so Strack.

Top-Talente profieren eher von der demografischen Entwicklung

Trotz ihrer Sorge profitiert die junge Generation laut BCG auf dem Arbeitsmarkt sogar vom demografischen Wandel. Nach Berechnungen des Unternehmens könnten in Deutschland bis zum Jahr 2030 zwischen 5,8 und 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Die Digitalisierung und die Globalisierung verschärften dieses Problem, so dass es zu einer großen Personalknappheit bei digitalen Jobs und zu Überhängen bei einfachen Tätigkeiten kommen werde, sagt Strack. Junge Talente würden bereits jetzt regelrecht von Unternehmen umworben.