Frage an die HR-Werkstatt: Wie können Personalverantwortliche Teamarbeit effizient gestalten?
Es antwortet: Axel Singler, Geschäftsführer von Haufe Talent.
Die Basis für jeden Unternehmenserfolg sind funktionierende Teams. Das gilt umso mehr, wenn die Organisationsstrukturen durch flache Hierarchien und agile Arbeitsweisen gekennzeichnet sind. Der Fokus liegt hier nicht mehr nur auf der Performance des einzelnen Mitarbeitenden, sondern auf der Performance eines ganzen Teams – und auch diese können unterschiedlich belastbar und „fit“ sein. Man muss also einen ganzheitlichen Überblick behalten, ob ein Team „on track“ ist oder Gefahr läuft, auszubrennen. Die große Frage dabei: Wie finde ich heraus, wie es um mein Team steht?
Die 12 Erfolgsfaktoren für Teams
In der Vergangenheit war es oft schwierig, tiefe und aussagekräftige Einblicke in die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhalten. Dank moderner Forschungsergebnisse und digitaler Tools wurde dieser Schritt nun deutlich erleichtert. Gemeinsam mit der Hochschule für Technik Stuttgart gelang es Haufe, auf Basis von über 100 Studien zwölf Erfolgsfaktoren für gesunde und erfolgreiche Teams herauszuarbeiten. Auf Basis dieser Faktoren konnten wir 120 Fragen entwickeln, die Teams dabei helfen, sich weiterzuentwickeln und ihre volle Leistungsfähigkeit auszuschöpfen. Zugrunde liegt die Überzeugung, dass sich bei der Teamarbeit Rollen, Kompetenzen und Ideen so kombinieren und ergänzen, dass die Summe größer ist als ihre Teile.
Oder in den Worten von Fußballtrainer Holger Stanislawski: „Ich will nicht die besten Elf – ich will die beste Elf“.
Die Umsetzung in der Praxis
Evaluation
Regelmäßige kurze Umfragen geben schnell und übersichtlich Auskunft über den aktuellen Gesundheitszustand eines Teams. Ein paar Beispiele für solche Fragen wären:
- Sind alle Rollen im Team klar zugeteilt?
- Gibt es unter der Oberfläche Reibungspunkte?
- Wird auf die Vision des Unternehmens hingearbeitet?
- Wie „gesund“ ist das Team im Vergleich zu anderen Fachabteilungen im Unternehmen?
- Drohen Konflikte oder gibt es einen Missmatch beim Workload?
Werden solche Fragen regelmäßig und ehrlich von allen Beteiligten beantwortet, können mögliche Probleme frühzeitig erkannt werden und HR sowie die Team-Verantwortlichen können rechtzeitig gegensteuern, um ihre „Mannschaft“ auf Kurs zu halten.
Identifizierte Schwächen abstellen
- Haben beispielsweise alle Teams im Punkt „Lernen und Entwicklung“ Nachholbedarf, könnte es sich für HR lohnen, die Feedbackkultur der Organisation neu zu denken. Kann es möglicherweise sein, dass Feedback nicht ehrlich genug oder nicht schnell genug gegeben wird und deshalb das identifizierte Manko in puncto Weiterentwicklung entsteht?
- Besonders in Zeiten, in denen nach wie vor viele remote arbeiten, kann der Erfolgsfaktor „Spaß & Kreativität“ ein starker Treiber für Leistung und Zufriedenheit sein. Doch gerade diese Komponente stellt HR und Führungskräfte – besonders virtuell – vor Herausforderungen. Um die Kreativität dennoch hochzuhalten und auch die (intrinsische) Motivation zu steigern, empfiehlt es sich, hin und wieder auch mal neue Formate auszuprobieren, wie Kudos – das sind persönliche Nachrichten, die als Zeichen des Dankes und der Anerkennung an andere Mitmenschen weitergeben werden. So kann auch im virtuellen Raum sichergestellt werden, dass Mitarbeitende sich als Teil des Teams fühlen und zum Erfolg beitragen.
Rolle von HR und den Team-Leads
Es sollte HR und den Team-Leads bewusst sein, dass es besonders im virtuellen Raum schwieriger sein kann, Vertrauen aufzubauen, Gruppendynamiken richtig wahrzunehmen sowie über Emotionen oder persönliche Themen zu sprechen. Für Team-Leads sind von daher gute Kommunikations-Skills, die Etablierung von klaren Strukturen und eine klar verankerte Feedbackkultur besonders wichtig. HR sitzt dabei an den Hebeln und ermöglicht es den Führungskräften, diese neue Rolle umzusetzen.
Technologische Unterstützung
Digitale Tools können HR und Team-Leads bei der regelmäßigen Evaluation der Teamgesundheit unterstützen. Die Team-Mitglieder beantworten in regelmäßigen, kurzen Intervallen Fragen zur sogenannten Teamgesundheit, die basierend auf den zwölf identifizierten Faktoren ausgewertet und auf einem Dashboard dargestellt werden. Zudem kann mithilfe solch eines Tools nicht nur die interne Dynamik eines Teams sichtbar gemacht werden, sondern auch die Beziehungen zwischen verschiedenen Teams. Potenzielle Missstände und Herausforderungen werden so schnell sichtbar und können angegangen werden.
Fazit
Die zwölf Erfolgsfaktoren und die auf ihnen basierenden 120 Fragen helfen dabei, den mentalen Ist-Zustand von Teams schnell und zuverlässig zu erheben sowie mögliche Missstände zu identifizieren und zu beheben. HR hat damit ein mächtiges Tool in der Hand, um einen der wesentlichen Erfolgsfaktoren in Unternehmen zu stärken und so das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.
Info
Die zwölf Erfolgsfaktoren im Überblick
- Verantwortlichkeit
Die Teammitglieder engagieren sich für ihre Ziele, erfüllen ihre Aufgaben pflichtbewusst und kennen ihre gegenseitigen Verantwortlichkeiten. Gemeinsam sind sie für den Erfolg verantwortlich, am wichtigsten sind dabei die Aspekte Vertrauen und Verpflichtung. - Kommunikation
Bei erfolgreicher Kommunikation werden relevante Informationen genau, direkt, offen und zeitnah mit den jeweiligen Teammitgliedern geteilt. Teams, in denen arbeitsrelevante Informationen auf diese Art kommuniziert werden, sind effektiver. Zudem können so Konflikte angesprochen und konstruktiv gelöst werden. - Fähigkeiten & Kompetenzen
Das Team ist der festen Überzeugung, dass die Arbeit, die es leistet, von Bedeutung ist, eine Veränderung bewirkt und einen Einfluss auf die Organisation hat. Die Mitglieder verfügen über technische oder funktionale Fähigkeiten, um ihre Arbeit auszuführen, Entscheidungs- und Problemlösungskompetenzen sowie zwischenmenschliche Fähigkeiten und streben danach, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu verbessern. - Team-Autonomie
Ein Team soll in der Lage sein, ohne externe Einflussnahme Entscheidungen in Bezug auf bestimmte Arbeitsfunktionen, ein Projekt oder eine Aufgabe zu treffen. Es hat die Freiheit, die am besten geeignete Vorgehensweise zur Erfüllung der Aufgaben zu wählen. - Spaß & Kreativität
Besteht, wenn die Teammitglieder intrinsisch motiviert sind und mit viel Freude und Energie arbeiten. Experimentieren und Neugierde stellen dabei den Kern dar. Freude an der Arbeit ist auch ein mächtiger Treiber für den Geschäftserfolg, denn geteilte Freude verbindet die Teammitglieder und vereint sie in den Bemühungen, Herausforderungen zu erforschen, zu meistern und so Teamziele zu erreichen. - Rollenklarheit
Alle Teammitglieder haben klare Rollen mit definierten Zuständigkeiten. Sie verstehen die individuellen und gemeinsamen Verantwortlichkeiten aller Mitglieder. - Zielklarheit
Das Team kennt und versteht seine Ziele und Aufgaben und ist über deren aktuellen Stand informiert. Das ermöglicht zielorientiertes Arbeiten und das Setzten von Prioritäten. - Team Sinn & Zweck
Beschreibt das „Warum“ eines Teams und sorgt für ein Gefühl der Verbundenheit und Sinnhaftigkeit: Der Grund, warum Menschen engagiert und motiviert sind, zusammen zu arbeiten und ein gemeinsames Ziel zu erreichen. - Vertrauen
Vermittelt ein Gefühl der Sicherheit und ermöglicht es den Teammitgliedern transparent zu sein und Wissen zu teilen. Ist das Vertrauen groß, fühlen sich die Teammitglieder sicher, neue Ideen einzubringen, für ihre Meinung einzustehen, sowie schwierige Themen anzusprechen. - Gegenseitige Unterstützung
Die Bereitschaft und Fähigkeit der Teammitglieder, sich gegenseitig bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen, die Arbeitslast gleichmäßig zu verteilen und füreinander einzustehen. - Team Wirksamkeit
Das Team ist der festen Überzeugung, dass die Arbeit, die es leistet, von Bedeutung ist, eine Veränderung bewirkt und einen Einfluss auf den Erfolg der Organisation hat. - Lernen & Entwicklung
Die Fähigkeit, in einem geschützten Rahmen Feedback zu geben und zu erhalten, Erfahrungen zu sammeln, Informationen auszutauschen, unterschiedliche Perspektiven einzuholen, zu diskutieren und zu reflektieren mit dem Ziel, als Team kontinuierlich zu wachsen.
Autor
Axel Singler ist Geschäftsführer von Haufe Talent. Singler transformierte den vorher demokratisch strukturierten Geschäftsbereich der Haufe Group in eine agile Netzwerkorganisation und setzt sich intensiv mit Talent Experience und Team Performance auseinander.