Der strategische Einfluss von HR nimmt zu, und zwar weltweit. Das ist eines der Ergebnisse der Studie Creating People Advantage 2021 – The Future of People Management Priorities, für die die Boston Consulting Group (BCG) und die World Federation of People Management Associations (WFPMA) von Januar bis April 2021 mehr als 6.600 Unternehmensvertreter in 113 Ländern befragt haben. Unter den Befragten waren mehr als drei Viertel (77 Prozent) Personaler. In Deutschland nahmen 158 Unternehmensvertreter an der Studie teil, davon mehr als die Hälfte (52 Prozent) aus dem HR-Bereich. Die Studienteilnehmer konnten aus 32 HR-Kategorien diejenigen nennen, die ihnen im Hinblick auf die Zukunft des People Managements am wichtigsten erscheinen.
HR als strategischer Partner
Gerade durch die Corona-Krise haben sich die Prioritäten in HR etwas verschoben: Standen vor der Coronapandemie vor allem klassische Personalthemen wie Recruiting oder HR-Prozesse auf der Tagesordnung von HRlern, dominieren mittlerweile Themen rund um Gesundheit, Wohlbefinden und Sicherheit. Auch gute Mitarbeiterbeziehungen und Führungsverhalten und -entwicklung stehen nun unter den Top-10 der Aufgaben von HR.
Laut Studienergebnissen nimmt auch in Deutschland die strategische Bedeutung von HR zu. Personalabteilungen entwickeln sich immer mehr zu strategischen Partnern im Unternehmen. Die befragten Personaler gehen zu zwei Dritteln (67 Prozent) davon aus, dass sie dafür gut gerüstet sind und über die erforderlichen Kompetenzen verfügen.
Auch wenn die strategische Rolle von HR wächst, rangieren auf den ersten Plätzen der Aufgaben von HR in Deutschland die Verbesserung des Mitarbeiterengagements und das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Zudem gibt die Mehrheit der Studienteilnehmer an, dass HR in Zukunft eine aktivere Rolle im Unternehmen übernehmen muss. Die Aufgabe von HR sei aktuell, Arbeitsprozesse zu überdenken, neue Organisationsstrukturen zu entwickeln sowie das Unternehmen mit dem richtigen Personalmix auszustatten.
Künftige Kernaufgaben von HR
HR muss sich somit vor allem auf die Bereiche Digitalisierung, Talentmanagement und die Zukunft der Arbeit konzentrieren. Da sich der Wettbewerb verschärft und der Fachkräftemangel zunimmt, messen HRler dem Talentmanagement eine große Bedeutung zu. Dabei gilt es insbesondere, digitale Tools zu nutzen und somit das Finden, Einstellen sowie Verwalten von Mitarbeitern zu verbessern. Infolge der Gig-Economy müssten Personalabteilungen zudem mittlerweile eine hybride Belegschaft verwalten, zu der traditionelle Mitarbeiter ebenso wie Auftragnehmer, Gig-Worker, freie Mitarbeiter und Zeitarbeiter gehören.
Trend: Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen
Einen Trend, den die Studie offenbart, ist, dass die Zentrierung der Mitarbeiter immer mehr in den Mittelpunkt rückt. Das heißt, Unternehmen entwickeln ein Verständnis für die Bedürfnisse, Kompetenzen und Karrierewünsche des einzelnen Mitarbeiters und gehen darauf ein. 85 Prozent der weltweit Befragten sagen, dass ein Employee-centric-Ansatz aus ihrer Sicht mit über den Unternehmenserfolg entscheidet.
Damit dieser Ansatz funktioniert, muss HR digitale Innovationen nutzen. HR sollte Technologien wie People Analytics, cloudbasierte Anwendungen, KI und Robotik einsetzen. Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass ihnen die Digitalisierung der Personalabteilung schwerfalle, auch wenn sich die Mehrheit der Mitarbeiter moderne Lösungen am Arbeitsplatz wünschen.
Beim Einsatz neuer Technologien und von People Analytics sollte Personalabteilungen bewusst sein, dass sie mit hoch vertraulichen, persönlichen Daten von Mitarbeitern umgehen. Rund drei Fünftel (63 Prozent) der Studienteilnehmer geben an, dass HR über klare Richtlinien zur ethischen Nutzung von Daten verfügt. Nicht einmal zwei Fünftel (37 Prozent) der befragten Unternehmen verfügen jedoch über ausreichende digitale Tools, nur ein knappes Drittel (31 Prozent) über ein unterstützendes HR-IT-System. Verbesserungspotential sehen die Unternehmen vor allem beim Umgang mit Digitaltechnik und Künstlicher Intelligenz (KI).
Handlungsempfehlungen für HR
Aus den Trends der Befragung leiten die Studienautoren fünf Handlungsempfehlungen für HR ab. So empfehlen sie, Personalabteilungen:
- Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen: Unternehmen müssen die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter verstehen und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen.
- die Zukunft der Arbeit mitzugestalten: Unternehmen müssen sich jetzt schon auf die Post-Covid-Zeit vorbereiten und Arbeitsmodelle entwickeln, die tragfähig sind. Dazu gehört ein Mix aus Remote Work und Arbeit vor Ort im Unternehmen. Das stellt auch neue Anforderungen an Arbeitsplätze und Skills der Mitarbeiter und Führungskräfte.
- die Digitalisierung voranzutreiben: HR muss die Digitalisierung in der eigenen Abteilung beschleunigen und durch People Analytics die Employee Experience verbessern. In diesem Prozess muss es eine strategische Rolle einnehmen.
- strategische Personalplanung zu fördern: New Work erfordert auch von Mitarbeitern neue Kompetenzen und Skills. HR muss langfristig planen, welche Arbeitskräfte das Unternehmen braucht. Es muss diese entwickeln (Upskilling und Reskilling) und ein vorausschauendes Talentmanagement betreiben.
- die People Management Funktion mitzugestalten: HR muss Treiber des Wandels im Unternehmen sein und im Sinne der Mitarbeiter einen Paradgimenwechsel einleiten.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.