Dass im Winter ein Energienotstand eintrifft, ist nicht unrealistisch. Allerdings ist nur weniger als ein Drittel der Unternehmen (29 Prozent) darauf vorbereitet und hat einen entsprechenden Notfallplan entwickelt. Das geht aus einer aktuellen Randstad-ifo-Personalleiterbefragung hervor, an der im dritten Quartal 2022 rund 700 HR-Verantwortliche teilgenommen haben.
Ob ein Unternehmen einen Energienotfallplan hat, hängt stark von der Branche und Größe ab. In der Industrie, deren Produktion am stärksten eingeschränkt sein würde, haben sich 43 Prozent der Arbeitgeber darauf vorbereitet, während es im Dienstleistungsbereich erst 25 Prozent und im Handel nur 17 Prozent sind. Je größer die Unternehmen, umso häufiger haben sie sich auf eine Notlage eingestellt. So verfügen von den Firmen ab 500 Beschäftigten derzeit 60 Prozent über einen Plan. Bei den Betrieben bis zu 49 Beschäftigten haben erst 15 Prozent Vorbereitungen getroffen.
Bei der Erstellung eines solchen Plans ist HR zwar nicht unbedingt beteiligt, kann es aber sein. Personalerinnen und Personaler sind bei rund einem Viertel der befragten Unternehmen an der Gestaltung involviert (22 Prozent), in 13 Prozent der Betriebsrat und in den meisten Fällen (97 Prozent) die Geschäftsführung.
Notfallmaßnahmen: Für Beschäftigte wird es kälter
Was die konkreten Maßnahmen eines Notfallplans betrifft, so steht die Senkung der Gebäudetemperatur mit Abstand an erster Stelle. Für gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) ist es wahrscheinlich, dass diese Sparaktion durchgeführt wird. 62 Prozent nennen den Abbau von Überstunden, dicht gefolgt vom Urlaubsabbau mit 58 Prozent. Auf ein verstärktes Homeoffice setzt mit 53 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen. Kurzarbeit halten 42 Prozent der Personaler und Personalerinnen für wahrscheinlich. Darüber, die Geschäftstätigkeit einzuschränken (etwa indem die Produktion gedrosselt wird), das Dienstleistungsangebot zu reduzieren oder die Servicezeiten zu verkürzen, denkt knapp jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) nach.
Der Abbau von Personal wäre für fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) eine Option. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind diese Schritte nicht unbekannt, erinnern sie doch stark an die Mittel, die Unternehmen auch schon in der Corona-Krise ergriffen hatten.
Sollte eine Energienotlage eintreten und der Notfallplan umgesetzt werden, erwartet branchenübergreifend die Mehrheit der Unternehmen, dass es zu mittelgroßen Einschränkungen der betrieblichen Tätigkeit kommen wird. Gut jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) rechnet mit starken Einschränkungen; in der Industrie geht mehr als ein Viertel (27 Prozent) davon aus, im Handel ein Sechstel (16 Prozent).
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.