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Teamgesundheit: Fokussieren Sie das Wohlergehen Ihrer Teams

Das Thema Gesundheit gewinnt in der BARNI-Welt an Bedeutung. Denn Unternehmen können sich die zunehmenden Fehltage im Fachkräftemangel schlichtweg nicht leisten. Insbesondere die mentale beziehungsweise psychische Gesundheit gerät so in den Fokus. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Gesundheit des Einzelnen, auch Teams geraten unter dem Anpassungsdruck der sich ständig verändernden Rahmenbedingungen zunehmend aus dem Gleichgewicht. In der heutigen volatilen Unternehmenswelt sind erfolgreiche Teams Basis und Stütze eines jeden Unternehmens. Die Förderung der Teamgesundheit im Verständnis einer positiven Dynamik und Gesundheit, stellt dabei folglich keinen Selbstzweck, sondern vielmehr eine Notwendigkeit für den langfristigen Wettbewerbserfolg von Unternehmen dar.

Angesichts geringer Sensibilisierung für das Thema wurde im Sommer 2023 am Institut für digitale Transformation in Arbeit, Bildung und Gesellschaft (IDT) der Hochschule Kempten eine Studie zur Bedeutungswahrnehmung von Teamgesundheit und möglichen fördernden Maßnahmen durchgeführt.

Handlungsempfehlungen zur Förderung der Teamgesundheit Ein wesentliches Ziel der Studie lag darin, einen Beitrag zur weiteren Erforschung des Konstrukts der Teamgesundheit zu leisten. Dies ist wichtig, um bisher gewonnene Erkenntnisse zu diesem Thema genauer zu beleuchten. Bisherige praxisrelevante Studien, wie beispielsweise die Studie „Erfolgsgeheimnis Team“ (2019) von StepStone, die Google Aristoteles Studie (2012) oder eine umfassende Forschungsarbeit von Haufe Talent (2023) in Kooperation mit der HFT Stuttgart (Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie), beschäftigen sich mit der Identifikation von Faktoren erfolgreicher Teamarbeit. Die Studie des IDT der Hochschule Kempten geht dabei einen Schritt weiter und bietet einen Rahmen für die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen zur Förderung der Teamgesundheit. Zudem erfolgt eine Sensibilisierung für das Thema Teamgesundheit sowie die Ermittlung von Impulsen für weitere Forschungsarbeiten.  

Die Ergebnisse dieser Studie, die jetzt vorliegt, geben darüber Aufschluss, ob bereits ein breiteres Bewusstsein und Verständnis für den Begriff Teamgesundheit vorhanden ist und wie die Bedeutung des Themas wahrgenommen wird. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern zudem Hinweise darauf, inwieweit konkrete Maßnahmen zur Förderung der Teamgesundheit bereits ergriffen, wurden, um welche Maßnahmen es sich hierbei handelt und welche Herausforderungen noch bestehen. Eine weitere Analyse der Daten konzentriert sich auf die Rolle der Führungskraft und darauf, ob diese auf die eigene Gesundheit im Arbeitskontext achten.

Forschungsdesign und Ergebnisse

Als Erhebungsinstrument diente ein entwickelter Online-Fragebogen, der im Frühjahr 2023 über soziale Netzwerke wie LinkedIn verteilt wurde. Insgesamt beantworteten 70 Versuchspersonen den Fragebogen komplett. Davon hatten 34 Personen Führungsverantwortung, 36 Personen hatten keine. Um sich den Fragen zum Thema Teamgesundheit anzunähern, wurden die Dimensionen „Verständnis von Teamgesundheit“, „wahrgenommener Nutzen“, „Umsetzung von Maßnahmen“, „Herausforderungen“, „Rolle der Führungskraft“ und „Kompetenzen“ untersucht.  Anhand dieser Dimensionen werden im Folgenden die zentralen Ergebnisse dargestellt.

Was ist Teamgesundheit?

In Bezug auf das Verständnis von Teamgesundheit wird mit 20 Nennungen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Teammitglieder am häufigsten genannt. Dabei geht es sowohl um die physische als auch um die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. An zweiter Stelle mit 18 Nennungen folgt der Aspekt der Kommunikation und Zusammenarbeit, als ein weiterer Baustein im Verständnis von Teamgesundheit. Am dritthäufigsten mit je 15 Nennungen gaben die Befragten die Themen Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance mit dem Blick auf klare Zielsetzungen, flexible Arbeitszeiten und die Angemessenheit des Arbeitsumfangs an. Mit elf Nennungen steht zudem das Gefühl Psychologischer Sicherheit und Empowerment an vierter Stelle des Verständnisses für Teamgesundheit.

Sicherheit schafft Zufriedenheit

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Wichtigkeit eines hohen Sicherheitsgefühls für eine hohe Zufriedenheit und zeigen, dass dies mit einer niedrigeren Fluktuationsrate einhergeht. Die Analyse zeigt, dass eine hohe wahrgenommenen Sicherheit im Team gleichzeitig die wahrgenommene Teamqualität positiv beeinflusst. Zur Teamqualität gehören etwa die Fähigkeit des Teams, seine Leistung auch bei schwierigen Ergebnissen aufrechtzuerhalten und Arbeitsergebnisse von hoher Qualität zu liefern. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass eine hohe wahrgenommenen Sicherheit einhergeht mit der Einschätzung der Agilität des eigenen Unternehmensbereichs. Wenn die wahrgenommene Sicherheit steigt, steigt auch die Einschätzung, dass die Agilität der Unternehmensabteilung zunimmt, und umgekehrt.

Die Führungskultur beeinflusst die Teamgesundheit

Auch das Verhalten der Führungskräfte beeinflusst die Teamgesundheit laut der Befragten. So zahlt das Thema „Führung und Fürsorge“ mit zehn Nennungen der Befragten direkt auf die Teamgesundheit ein. Unter das Thema fällt etwa die „Berücksichtigung individueller Bedürfnisse“, das Thema „Prävention und Gesundheitsförderung“ genauso wie „Organisationale Aspekte mit Blick auf eine gesundheitsbewusste Unternehmenskultur“, und schließlich die Themen „mentalen Gesundheit“ sowie „emotionales Wohlbefinden“.

Die Untersuchung solcher Elemente im Kontext der Teamgesundheit zeigt, dass Teamgesundheit mehr umfasst als lediglich die individuelle Gesundheit. Gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO bedeutet Gesundheit einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur das Fehlen von physischer und psychischer Krankheit World Health Organization (2020). Teamgesundheit berücksichtigt darüber hinaus weitere Faktoren wie Motivation, psychologische Sicherheit, Rollen- und Aufgabenklarheit sowie die Art und Weise der Interaktion im Team.

Hinsichtlich des Verständnisses von Teamgesundheit darf gleichzeitig nicht außer Acht gelassen werden, dass ebenfalls 43 Befragte angeben, kein genaues Verständnis darüber zu haben, was „Teamgesundheit“ für sie bedeutet.

Wahrgenommener Nutzen

Die Studie erfasst des Weiteren den persönlich wahrgenommenen Nutzen zur Erhaltung und Förderung der (mentalen) Teamgesundheit und positiven Teamdynamik. Eine verbesserte Zusammenarbeit wurde dabei als zentrales Element identifiziert (17 Nennungen). An zweiter Stelle rangiert die Stressreduktion mit 14 Erwähnungen. Ebenso werden die Steigerung der Zufriedenheit (zwölf Nennungen) und die Innovationsförderung (acht Nennungen)als Elemente des persönlich wahrgenommenen Nutzens herausgestellt. Dies gilt auch für den Aspekt der Mitarbeiterbindung, der allerdings nur noch von sechs Befragten genannt wurde.

Die Aussagen unterstreichen die Wichtigkeit einer positiven Teamdynamik für die Effizienz, das Wohlbefinden und die Innovationsfähigkeit der Beschäftigten sowie die Bedeutung eines angenehmen Arbeitsklimas und einer offenen Kommunikation für die mentale Gesundheit im Team.

Was können Unternehmen tun?

Bei der Betrachtung eines solchen Nutzens sticht bei den von den befragten Personen mit Führungsverantwortung genannten Maßnahmen zur Förderung und Erhaltung der mentalen Gesundheit des Teams der Bereich „Kommunikation und Feedback(etwa der Durchführung regelmäßiger Retrospektiven) am häufigsten hervor (13 Nennungen). Als zweiter wichtiger Bereich mit elf Nennungen lassen sich Maßnahmen zur Förderung der Teamentwicklung und Zusammenarbeit subsumieren (besonders bedeutsam hierbei: die Förderung des Wissens- und Erfahrungsaustauschs). Darüber hinaus sind mit jeweils sieben Nennungen auch Maßnahmen im Bereich der Work-Life-Balance und Wohlbefinden sowie im Bereich Weiterbildung und Professionalisierung zu nennen, die von den befragten Führungskräften in konkreter Ausrichtung auf den Erhalt und die Förderung der Teamgesundheit beziehungsweise zum Erhalt einer positiven Teamdynamik ergriffen werden.

Die drei Schwerpunktbereiche „Kommunikation und Feedback“, „Teamentwicklung und Zusammenarbeit“ sowie „Wohlbefinden“ werden auch in den Antworten der Befragten ohne Führungsverantwortung als die am häufigsten genannten Bereiche identifiziert, wenn es um Maßnahmen geht, die in ihren Teams zur Aufrechterhaltung und Förderung der Teamgesundheit ergriffen werden. Lediglich die Bereiche „Kommunikation und Feedback“ und „Teamentwicklung und Zusammenarbeit“ tauschen hier ihre Rangplätze.

In konkreten Zahlen sind es 68 Prozent der befragten Personen mit Führungsverantwortung, die spezifische Maßnahmen ergreifen, die auf den Erhalt und die Förderung der Teamgesundheit beziehungsweise auf den Erhalt einer positiven Teamdynamik ausgerichtet sind.

Unter den teilnehmenden Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung gibt circa die Hälfte an, dass spezifische Maßnahmen bestehen, die auf die Erhaltung und Förderung der Teamgesundheit beziehungsweise der positiven Teamdynamik in ihrem Unternehmen ausgerichtet sind.

Woran hakt es häufig?

Die von den Befragten wahrgenommenen Herausforderungen bei der Erhaltung und Förderung der Teamgesundheit dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Insbesondere die Arbeitsbelastung und der Stress wurden von 31 der befragten Führungskräfte als entscheidende Faktoren identifiziert. Weiterhin werden unter den Befragten mit Führungsverantwortung Kommunikationsprobleme als wesentliche Herausforderung wahrgenommen (20 Nennungen). Dies wird durch eine entsprechende Wahrnehmung der teilnehmenden Personen ohne Führungsverantwortung bekräftigt. Unter ihnen stellen Kommunikationsprobleme zusammen mit dem Thema Zusammenarbeit mit je 24 Nennungen, die am häufigsten genannte Herausforderung dar. Zudem wird von den befragten Personen mit Führungsverantwortung der Aspekt des mangelnden Vertrauens als Herausforderung genannt (18 Nennungen), ebenso wie divergierende Sichtweisen (17 Nennungen).

Rolle der Führungskraft

Die Rolle der Führungskraft bei der Förderung und Erhaltung der mentalen Teamgesundheit wird von 27 Personen ohne Führungsverantwortung identifiziert. Angesichts des Ergebnisses, nach dem die Zufriedenheit mit der Förderung der mentalen Gesundheit im Team durch die Führungskraft im Durchschnitt bei 2,64 liegt (auf einer Skala von 1 = überhaupt nicht zufrieden bis 5 = sehr zufrieden) wird deutlich, dass hier noch Luft nach oben ist. Somit gewinnt die Auseinandersetzung mit der zentralen Rolle der Führungskraft zusätzlich an Bedeutung.

Möchten Führungskräfte die Entwicklung ihrer Teams unterstützen, sollten Sie sich mit dem „Kommunikation und Unterstützung“ befassen. Dies wird von 13 Personen mit Führungsverantwortung am häufigsten genannt. Gemeint ist damit etwa die Durchführung regelmäßiger Gespräche. Sechs der Befragten sagen außerdem, dass Führungskräfte zusätzlich zu diesen Gesprächen Verantwortlichkeiten und Erwartungen klären sollten. So sollten etwa die Rollen klar verteilt und die Aufgaben definiert sein. Außerdem sollten Führungskräfte als Vorbilder fungieren. So sind es fünf Führungskräfte, die die Wahrnehmung der Vorbildfunktion als wichtigen unterstützenden Beitrag angeben. Weitere Aspekte, mit welchen sie als Führungskraft ihre Teams unterstützen können, sind nach Angaben der Befragten die Förderung der Work-Life-Balance (vier Nennungen), indem sie zum Beispiel auf die Einhaltung von Pausen – auch im Homeoffice – hinweisen beziehungsweise darauf bestehen sowie der bewusste Umgang mit Konflikten, der sich beispielsweise durch ein offenes Ansprechen von Problemen und eine proaktive Konfliktlösung auszeichnet.

Die die Ergebnisse der Studie unterstreichen die zentrale Bedeutung, die die Führungskraft an sich durch ihren Beitrag zur persönlichen und beruflichen Entwicklung, zur Stärkung der Fähigkeit zu moralischem Handeln und zur Sinnstiftung im Arbeitsalltag einnimmt.

Welche Skills unterstützen die Teamgesundheit?

Im Rahmen der Diskussion um Kompetenzen, welche die Gesundheit unterstützen, wurde die Fähigkeit zur Bewusstheit als wichtigste Kompetenz eingestuft. Darunter wurde die Fähigkeit zum achtsamen Umgang mit sich selbst und anderen gefasst. Dies schließt ein Verständnis dafür ein, welche Gedanken und Gefühle in uns wirken und was sie bei anderen auslösen können. Auf dem zweiten Rang wurde das Beziehungsmanagement genannt. Darunter wird die Fähigkeit verstanden, persönliche und berufliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, sowie die Fähigkeit, bei Konflikten zwischen verschiedenen Parteien zu vermitteln und Lösungen zu finden.

Gefolgt wird dies von Belastbarkeit auf dem dritten Rang. Diese Fähigkeit kann definiert werden als das Vermögen, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, und sachlich zu handeln, ohne dabei Fehler zu machen oder das Ziel aus den Augen zu verlieren. Die Kompetenz Boundary Management rangiert auf dem vierten Rang. Boundary Management wird verstanden als die Organisation von Rollenbildern und thematisiert, wie individuelle und gesellschaftliche Erwartungen an diese Rollen zu Konflikten führen können, insbesondere wenn widersprüchliche Anforderungen aus verschiedenen Lebensbereichen auftreten. Zum Beispiel, wenn die Rolle als Vater mit der Rolle als Arbeitnehmer kollidiert. An fünfter Stelle steht die Fähigkeit zur mentalen Beweglichkeit, die definiert wird, schnell und flexibel auf neue Informationen zu reagieren und sich gut auf unterschiedliche Situationen einstellen zu können. Die Beobachtungsfähigkeit landet auf dem sechsten Rang und wird damit am unwichtigsten von den Befragten eingeschätzt. Beobachtungsfähigkeit umfasst eine qualitative Wahrnehmung von sinnlichen und geistigen Eindrücken. Das Erlebte wird genutzt, um das eigene Denken und Handeln kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren.

Neben den sechs Kompetenzen, die zur Erhaltung der mentalen Gesundheit wichtig sind, konnten die Befragten auch selbst weitere Kompetenzen ergänzen.  Dabei wird die Selbstfürsorge und das Finden eines Ausgleichs als weitere wichtige Themen genannt (je sieben Nennungen). Ebenfalls häufig genannt wurden die Kompetenzen emotionale Intelligenz und Empathie (je fünf Nennungen) sowie Resilienz und ein positives Mindset (je vier Nennungen).

Psychologische Sicherheit als Grundpfeiler der Teamgesundheit

Die Ergebnisse der Studie bekräftigen die Bedeutung einer bewussten Auseinandersetzung mit der Förderung von Teamgesundheit und einer positiven Teamdynamik. Eine solche Bedeutung konnte in den Ergebnissen einerseits durch eine hohe positive lineare Korrelation zwischen dem Vorhandensein von Maßnahmen zur Teamgesundheit und den positiven Eigenschaften der Führungskraft, als auch der wahrgenommenen Sicherheit im Team und positiven Teamqualitäten verdeutlicht werden. Für alle diese Variablen konnte wiederum ein weiterer positiver Zusammenhang mit der Zufriedenheit mit dem Unternehmen und der Einschätzung der Agilität des Unternehmensbereichs festgestellt werden. Hierbei handelt es sich um einen wichtigen Wettbewerbsfaktor in einer BANI-Welt, in der Unternehmen gefordert sind, dem Druck zur ständigen Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen flexibel zu begegnen. Mit den Ergebnissen dieser Studie können indirekt auch vorherige Ergebnisse der StepStone-Studie „Erfolgsgeheimnis Team“ aus dem Jahr 2019 untermauert werden, welche die hohe Bedeutung der psychologischen Sicherheit als Grundpfeiler der Teamgesundheit betont, sowie die Bedeutung von Teamzielen für die Leistungs- und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens bestätigen konnte.