Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Unternehmenskultur kommt nicht mit und behindert

Führungskraft und Mitarbeiter in einem Boot
Bei der Digitalisierung müssen Manager ihre Mitarbeiter mit ins Boot holen und ihre Vision kommunizieren.
Foto: © fotomek/Fotolia.de

62 Prozent der Teilnehmer einer weltweiten Studie sehen die Unternehmenskultur als größtes Hindernis auf dem Weg zu einer digitalen Organisation. In Deutschland sind es sogar 72 Prozent. Nur in Frankreich liegt der Anteil mit 75 Prozent noch höher. 2011 sagten weltweit noch 55 Prozent, dass die Unternehmenskultur das größte Hindernis sei. Erst an zweiter Stelle (48 Prozent) nennen die Unternehmen veraltete IT-Systeme und -anwendungen als Hemmnis für die digitale Transformation. Auch das Fehlen digitaler Skills folgt danach (43 Prozent). Der Mangel einer klaren Führungsvision ist für 38 Prozent der Firmen ein Hindernis. Das zeigt ein Report von Capgemini, für den von März bis April 1700 Teilnehmer aus 340 Unternehmen verschiedener Branchen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Schweden, Spanien und den USA befragt wurden, darunter Vertreter des obersten und mittleren Managements und der weiteren Mitarbeiterschaft.

Mitarbeiter empfinden die Unternehmenskultur kaum als digital

Aus der Studie geht hervor, dass besonders zwischen Top-Management und Mitarbeitern eine deutliche Kluft in der Wahrnehmung darüber besteht, ob eine digitale Unternehmenskultur bereits existiert. Während 40 Prozent der Führungskräfte in ihrem Unternehmen eine digitale Kultur als vorhanden betrachten, sind es bei den restlichen Mitarbeitern nur 27 Prozent. In Deutschland sehen lediglich 20 Prozent der Top-Manager eine digitale Kultur in ihrem Unternehmen und von den Mitarbeitern sogar nur null Prozent.

Kluft in der Wahrnehmung von Management und Belegschaft

Doch was kennzeichnet eine digitale Unternehmensstruktur? Die Befragung machte sieben Merkmale aus: die Art der Zusammenarbeit, Innovation, offene Kultur, Digital-First-Vorgehen, Agilität und Flexibilität sowie Kundenzentrierung und ein datengetriebener Ansatz. Auch hier gibt es bei allen Faktoren eine starke Diskrepanz in der Wahrnehmung der befragten Gruppen. So sind zum Beispiel 85 Prozent der Top-Manager davon überzeugt, dass ihr Unternehmen die interne Zusammenarbeit fördert, aber nur 41 Prozent der weiteren Mitarbeiter empfinden dies so. Ähnliches gilt für das Kriterium der Innovation: Während 75 Prozent des Top-Managements sagen, ihre Organisation habe eine Innovationskultur und sei experimentier- und risikofreudig, können dem nur 37 Prozent der Mitarbeiter zustimmen.

Digitalvision nicht vorhanden und/oder nicht kommuniziert

Auch beim Thema digitale Vision gibt es bemerkenswerte Unterschiede in der Wahrnehmung. 62 Prozent der Führungskräfte sehen ihr Unternehmen mit einer gut definierten Strategie hinsichtlich der zu erreichenden digitalen Ziele ausgestattet. Dieser Aussage stimmen allerdings nur 37 Prozent der Mitarbeiter unterhalb der Führungsriege zu. Auch sind 61 Prozent des Top-Managements davon überzeugt, dass sie die Digitalstrategie im ganzen Unternehmen kommunizieren, was lediglich 38 Prozent der Mitarbeiter unterschreiben können. Hierzulande finden 45 Prozent der obersten Führungsriege, ihr Unternehmen habe eine Digitalvision, die auch gut kommuniziert werde, während von den Mitarbeitern niemand zustimmt. Auch das mittlere Management hat länderübergreifend eine deutlich andere Wahrnehmung als das Top-Management zum Vorhandensein einer digitalen Vision und deren Vermittlung in der Belegschaft.

Führungskräfte beteiligen Mitarbeiter nicht am Wandel

Die Studienautoren folgern aus der Lücke in der Wahrnehmung, dass es den Unternehmen einerseits tatsächlich an Innovationsfähigkeit mangelt und dass eine digitale Vision inklusive Strategie und entsprechender Umsetzung oft nicht vorhanden ist. Andererseits seien die Führungskräfte aber auch unfähig, eine klare digitale Vision zu vermitteln und die Mitarbeiter an der kulturellen Weiterentwicklung zu beteiligen. Außerdem fehle es an Mitarbeitern, die beispielgebend vorangehen und dafür auch honoriert werden sowie an Kennziffern für die Ziele der digitalen Transformation.

Kultur ist entweder das größte Hindernis oder aber der stärkste Beschleuniger digitaler Transformation wie auch Innovation,

fasst Brian Solis, Koautor der Studie, die Ergebnisse zusammen. Der vollständige englischsprachige Report, der auch Empfehlungen für die Entwicklung einer digitalen Unternehmenskultur enthält, steht zum > Download zur Verfügung.

Themen