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Vertrauen ist alles

 

Bild von einem Computer auf einem Tisch. Geöffnet ist eine Kalenderprogramm
Komplette Softwarelösungen sollen Tools in In- und Outsourcing-Prozessen in Einklang bringen.

***Die wichtigsten Aussagen unserer Experten finden Sie in der › Bilderstrecke***

Das das Geschäft im HR-Outsourcing boomt seit vielen Jahren. Nachgefragt wird indessen schon lange nicht mehr nur „Klassiker“ wie Payroll. Viel stärker wahrnehmbar sei das Interesse an weiteren Tools, die sich vom Recruiting bis zum Talent Management erstreckten, waren sich die Teilnehmer der Expertenrunde einig. Man spüre den Druck auf HR, diese Prozesse komplett zu digitalisieren, bereits auf den einschlägigen Messen und Veranstaltungen. HR-Abteilungen wollen ihre In- und Outsourcing-Lösungen mit den verfügbaren Tools in Einklang bringen und deshalb nach Verbindungen zwischen den Softwaresystemen als auch nach Komplettsystemen fragen.

Trend zur Globalisierung

Immer stärker wird offenbar der Trend zur Globalisierung, vor allem, wenn es um Outsourcing-Großkunden geht. Aber auch kleinere Firmen treten, unterstützt durch die Digitalisierung, immer internationaler auf. Im lokalen Markt findet derzeit ein Generationenwechsel statt: die Mitarbeiter, die die Systeme in den vergangenen 30 Jahren aufgebaut haben, gehen nun in Rente. Die Nachfolger hinterfragen Bestehendes, denn sie müssen mit einem völlig neuen, vielschichtigen Markt umgehen, Infrastrukturen weiterentwickeln oder umkrempeln.

Zwar findet der Digitalisierungsprozess in vielen Unternehmen gerade intensiv statt, doch bei den meisten ist er noch lange nicht abgeschlossen. Zwischenzeitlich haben die meisten Unternehmen gemerkt, dass diese nicht mit dem Kauf und Einsatz einer Software zu bewältigen ist. Digitale Transformation sei Kulturarbeit und diese sei Kernaufgabe von HR, so der Tenor der Round-Table-Experten. Software könne hier zwar unterstützend wirken, aber eine Lösung alleine schaffe noch keine Kultur der Zusammenarbeit.

Dauerbrenner Cloud

Ein wichtiger Bestandteil des Digitalisierungsprozesses ist der Übergang in die Cloud, der bis vor noch nicht allzu langer Zeit wegen starker Zweifel am Datenschutz von Personalern strikt abgelehnt wurde. Angefeuert wurde die Ablehnung lange Zeit auch durch ein nicht unerhebliches Misstrauen vor allem gegenüber US-amerikanischen Softwareherstellern und Dienstleistern. Diese haben aber mittlerweile alle reagiert und können zusichern, dass sämtliche nach europäischem Recht geltenden Datenschutzbestimmungen eingehalten werden.

Extrem starken Druck übt  auch die Einführung der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) aus, die im Mai 2018 nach einer Übergangsphase endgültig in Kraft tritt. Die Outsourcer waren sich auch bei diesem heiklen Thema einig:  Die Vorbereitungen, den Vorgaben im Detail zu entsprechen, hätten bereits große Anstrengungen abverlangt und würden jeden auch noch die nächsten Monate beschäftigen. Doch die Verordnung bietet der Branche auch Chancen: Der Kunde sei froh, dass er sich für Outsourcing entschieden habe, denn er selbst könnte den immensen Aufwand nur in den allerwenigsten Fällen selbst leisten.

Fachkräftemangel als Outsourcingtreiber

Wer nach den Ursachen für den Trend zu immer mehr Outsourcing von Personalaufgaben sucht, wird schnell fündig. Zunächst geht es um die größere Flexibilisierung der Unternehmen in dynamischen wirtschaftlichen und technischen Umgebungen. Unternehmen müssen schlanker werden und sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Und man möchte und kann sich nicht mehr dauerhaft Fachwissen leisten, das aber nur temporär benötigt wird.

Trotz aller Freude übers wachsende Geschäft stellt sich für die Outsourcer immer wieder die Frage, inwiefern sich Kunden lieber auf einen Anbieter fürs Outsourcing konzentrieren oder das vermeintliche Risiko splitten wollen. Geht es nach der IDG-Sourcing-Studie von 2016, scheinen Unternehmen sich zunehmend für Letzteres zu entscheiden. Zumindest setzten 2015 noch über 50 Prozent auf nur einen Outsourcer als Partner, während dieser Wert 2016 auf knapp über 37 Prozentpunkte sank. Einen „Lock-in-Effekt“, also mögliche Nachteile durch die vertragliche Bindung an einen einzigen Outsourcing-Anbieter, befürchteten 2015 nur knapp über vier Prozent. Im darauffolgenden Jahr stieg der Wert auf knapp 13 Prozent.

Qualität zahlt sich aus

Ein hohes Qualitätsbewusstsein sollte nach Einschätzung der Round-Table-Teilnehmer also Standard sein. Aber was bedeutet Qualität? Ist das eine fehlerfreie Abrechnung oder eine innovative Technik? Oder Zuverlässigkeit? Flexibilität? Es ist, so das Fazit der Runde, ein bunter Mix aus verschiedensten Kriterien, von Transparenz über Kosten und Service Level Agreements, bis zu zukunftsfähigen Konzepten.

Geht es um die technologischen Entwicklungen und Zukunftsperspektiven des Outsourcing-Geschäfts, sind sich die Teilnehmer darüber einig, dass Unternehmen langfristig noch stärker ins Outsourcing investieren werden. Allerdings bedürfe das einer noch stärkeren Angebotsdiversifizierung seitens der Outsourcer, wobei die Technikentwicklungen eine tragende Rolle spielen werden.

Ulli Pesch ist freier Journalist und schreibt regelmäßig über das Thema HR-Software in der Personalwirtschaft.