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Vertrauen und Freiraum

Laut dem Schweizer Paartherapeuten Jürg Willi geschieht und gelingt die eigene Entfaltung nur in Beziehung zum Gegenüber. Willi war es, der in den 1980er-Jahren den Begriff der „Ko-Evolution“ prägte und damit die „Kunst gemeinsamen Wachsens“.

Gemeinsam – das heißt: mit- und aneinander – wachsen kann nur, wer einander vertraut und Freiraum gewährt. Gelingende Beziehung braucht Freiraum. Und Freiraum braucht Vertrauen. Ohne Vertrauen ist jeder Versuch, eine dauerhaft stabile persönliche Beziehung zu schaffen, zum Scheitern verurteilt.

Mit ihren wertvollsten Talenten sind Unternehmen lange ebenso umgegangen wie der Unternehmer mit der Ehefrau daheim: möglichst eng binden, möglichst eng führen, möglichst gut kontrollieren. Kein Freiraum, kein Vertrauen. Sonderlich sympathisch oder glücksstiftend war dieses Vorgehen nie, heute aber wäre es erfreulicherweise von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

Die Personaler, mit denen wir für unsere › Titelstrecke gesprochen haben, eröffnen ihren besten Köpfen den gegensätzlichen Weg: Sie lassen sie für eine bestimmte Zeit ziehen – ins Ausland, in andere Abteilungen, andere Projekte, andere Funktionen, ganz andere Jobs und sogar in andere Unternehmen. Sie gewähren ihnen Ausflüge und Auszeiten, lassen sie durchatmen, auftanken, anderswo reinschnuppern.

Sie zählen darauf, dass ihre Mitarbeiter an diesen neuen Aufgaben wachsen – und das in sie gesetzte Vertrauen langfristig mit Leistung und Loyalität zurückzahlen. Die › Beispiele zeigen, dass sich das Vertrauen lohnt.

Cliff Lehnen ist Chefredakteur der Personalwirtschaft und unter anderem spezialisiert auf die Themen Organisationsentwicklung, Unternehmenskultur, Innovations- und Veränderungsmanagement.