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Auch bedingt durch die zunehmende Digitalisierung arbeiten immer mehr Menschen zumindest teilweise von zuhause aus. Eine Studie hat jetzt untersucht, wie sich das Homeoffice auf Arbeitszeiten, Gehälter und die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Job auswirkt.
Von Ende der 1990er Jahre bis 2014 hat sich bei Männern der Anteil derjenigen, die im Homeoffice arbeiten, von fünf auf neun Prozent erhöht und damit fast verdoppelt. Bei den Frauen stieg dieser Anstieg im selben Zeitraum von vier auf mehr als zehn Prozent und damit noch deutlicher. Bei Frauen mit Kindern verdreifachte sich der Anteil sogar von fünf auf 15 Prozent, während er sich bei arbeitenden Vätern lediglich verdoppelte. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Dafür wurden Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet. Untersucht wurden die Daten von 7602 Berufstätigen im Alter von 20 bis 65 Jahren – davon 46 Prozent Frauen. 14 Prozent der Personen arbeiteten täglich im Homeoffice, 45 Prozent mindestens einmal die Woche und 41 Prozent etwa alle zwei bis vier Wochen.
Frauen, die von zuhause aus arbeiten, haben öfter Kinder als ihre Kolleginnen
Die Studie zeigt, dass Angestellte, die gelegentlich oder regelmäßig im Homeoffice arbeiten, öfter einen Universitätsabschluss haben als andere Mitarbeiter. Auch sind sie im Durchschnitt älter, eher bei großen Unternehmen beschäftigt, beziehen höhere Gehälter, leisten mehr Überstunden und pendeln häufiger einen längeren Weg zum firmeneigenen Arbeitsplatz. Insbesondere Frauen, die von zuhause aus arbeiten, haben häufiger Kinder als Mitarbeiter, die nicht im Homeoffice ihrem Job nachgehen. Vor allem nach der Geburt des ersten Kindes arbeiten viele Frauen zumindest gelegentlich von zu Hause aus. Bei Männern ist dieser Zusammenhang nicht so stark ausgeprägt.
Vor allem bei Müttern im Homeoffice erhöht sich die vertragliche Arbeitszeit
Ob Mitarbeiter, die auch von zuhause aus ihren Job erledigen, Kinder haben oder nicht, wirkt sich unterschiedlich auf die Arbeitszeit aus: Kinderlose Angestellte leisten durchschnittlich eine Stunde pro Woche mehr Überstunden, ohne für diese zusätzliche Arbeitszeit bezahlt zu werden. Dennoch nimmt bei dieser Gruppe die Zufriedenheit im Beruf durch die Arbeit von zuhause aus zu. Dagegen steigt bei Eltern im Homeoffice weniger die Anzahl der Überstunden, sondern vielmehr die vertragliche Arbeitszeit: Mütter arbeiten im Schnitt 3,5 Stunden pro Woche mehr und Väter 0,4 Stunden. Aufgrund der längeren Arbeitszeit ist das Gehalt von Frauen mit Kindern um 16 Prozent höher; Väter verdienen etwa zwei Prozent mehr. Die berufliche Zufriedenheit aufgrund der Arbeit im Homeoffice steigt jedoch im Gegensatz zu kinderlosen Beschäftigten weder bei Müttern noch bei Vätern.
Eltern haben einen höheren Stundenlohn, Mütter jedoch nur nach Arbeitgeberwechsel
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass der Stundenlohn von Müttern, die im Homeoffice arbeiten, um durchschnittlich zwölf Prozent und bei Vätern um sieben Prozent steigt. Das trifft bei den Müttern allerdings nur zu, wenn sie vorher den Arbeitgeber gewechselt haben. Bei Vätern, die von zuhause aus tätig sind, gibt es diesen Zusammenhang nicht. Eine Erklärung dafür könne sein, so die Studienautoren, dass es für Frauen schwieriger sei als für Männer, den Stundenlohn neu zu verhandeln, wenn sie im gleichen Unternehmen bleiben.
Insgesamt scheint die Arbeit im Homeoffice Müttern dabei zu helfen, den Anschluss an den Arbeitsmarkt nicht zu verlieren. Das trägt dazu bei, die Lücke bei der Arbeitszeit und beim Verdienst zwischen Müttern und Vätern zu verringern,
kommentiert Prof. Dr. Melanie Arntz, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“ und Mitautorin der Studie, die Ergebnisse der Untersuchung. Ihrer Ansicht nach sollten politische Entscheidungsträger aber dafür Sorge tragen, die Ausweitung des Homeoffice mit Maßnahmen wie zum Beispiel dem Entgelttransparenzgesetz zu begleiten, um es Frauen zu erleichtern, gegenüber ihren Arbeitgebern Gehaltsansprüche geltend zu machen.
Ein Diskussionspaper zur Studie steht in englischer Sprache zum > Download zur Verfügung.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.