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Acht von zehn Führungskräften (81 Prozent) hierzulande glauben, dass sie nur bedingt auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet sind. Lediglich 16 Prozent halten sich für gut bis sehr gut vorbereitet. Die Erarbeitung und Umsetzung einer globalen digitalen Strategie sehen 68 Prozent der Top-Manager als sehr wichtig an, zum Teil auch für den Unternehmenserfolg. Doch für 17 Prozent steht eine solche Unternehmensstrategie noch nicht ganz oben auf der Agenda. Allerdings geben die Firmen an, auf alles vorbereitet zu sein und digitale Konzepte lägen bereits in der Schublade.
Widerstand kommt vor allem aus dem mittleren Management
Rund zwei Drittel der Führungskräfte (65 Prozent) sind der Ansicht, dass das mittlere Management den größten Widerstand bei der Implementierung digitaler Konzepte leistet. Das Top-Management (19 Prozent) und die Mitarbeiter (zwölf Prozent) wehren sich weniger gegen die Einführung digitaler Prozesse und Aufsichtsräte (vier Prozent) üben so gut wie keinen Widerstand aus. Das sind Erkenntnisse der Studie „Leadership in der digitalen Welt – wo stehen die deutschen Unternehmen?“ von > Boyden Global Executive Search in Kooperation mit der > EBS Business School. Dafür wurden während des vierten Quartals des letzten Jahres 186 Führungskräfte, Manager, Vorstände und Beiräte aus deutschen Unternehmen verschiedener Branchen befragt.
Nur ein Teil der digitalen Möglichkeiten wird ausgeschöpft
Die Studie zeigt auch, dass die befragten Unternehmen die Möglichkeiten der digitalen Transformation wie das Internet of Things oder Big Data noch nicht in vollem Umfang nutzen: Nur jede zweite Führungskraft räumt eine bedingte Nutzung ein. Jeder der dritte Manager schätzt, dass dies in Zukunft in zunehmendem Maße der Fall sein wird. 17 Prozent der Befragungsteilnehmer geben an, die Möglichkeiten nur unzureichend einzusetzen. Wenig überraschend ist, dass Unternehmen aus der IT- und Telekommunikationsbranche mit einem Anteil von 26 Prozent vorne liegen, wenn es darum geht, die digitalen Möglichkeiten am besten auszuschöpfen. Dahinter rangiert mit 19 Prozent die Medienbranche, dicht gefolgt vom Automotive-Sektor mit 17 Prozent. Am schlechtesten schneiden der Maschinen- und Anlagenbau (fünf Prozent), die Konsumgüterindustrie (vier Prozent) und die chemisch-pharmazeutische Industrie (drei Prozent) ab.
Der Wandel verlangt mehr als bloße Change Manager
Unternehmen benötigen nach Einschätzung der befragten Führungskräfte bestimmte Kompetenzen, um sich im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung besser aufzustellen. An erster Stelle mit 46 Prozent steht eine besondere Management-Expertise in Transformationsprozessen. Ebenfalls wichtig mit 23 Prozent sind die Identifikation mit und die Antizipation der heutigen Startup-Kultur. Im Idealfall sollten die Top-Manager mehrere Typen in sich vereinen: Gefragt sind Impulsgeber, die neue Wege einschlagen und in der Lage sind, neue Business-Modelle zu entwickeln (34 Prozent). Fast gleichermaßen wichtig sind Change-Manager-Typen, die das Unternehmen durch die betrieblichen Veränderungen führen können (28 Prozent) sowie Strategen mit Weitblick und digitaler Vision, die sich fachlich bestens auskennen und interne Prozesse effektiv gestalten können (27 Prozent).
Die Digitalisierung verlangt quasi nach einem Hybrid aus starken Persönlichkeitsmerkmalen und fundamentalen Management-Skills. Empathie und Durchsetzungsstärke sind ebenso gefragt wie Progressivität und Innovationsgeist,
sagt Jörg Kasten, Chairman der Boyden World Corporation und Managing Partner von Boyden Deutschland. Der neue Typ Manager müsse auf Basis einer stark ausgeprägten Digitalkompetenz in der Lage sein, künftige Geschäftsmodelle rationell zu bewerten, aufzubauen und zu verantworten.
Die Digitalisierung könnte für den Nachwuchs karrierefördernd sein
Diese neuen Anforderungen an Manager in Zusammenhang mit digitalen Unternehmensstrategien könnten sich laut Studie auch auf die Zusammensetzung der Führungsetagen auswirken. 62 Prozent der befragten Führungskräfte sind der Meinung, dass es jüngeren Top-Managern gelingen könnte, ihre Karriere zu beschleunigen. 38 Prozent denken jedoch nicht, dass sich die Führungsetagen großartig verjüngen werden. Allerdings sagen 64 Prozent der Studienteilnehmer, dass sich der Führungsstil der jüngeren Generation mit Blick auf die digitale Transformation erheblich von dem der älteren Manager unterscheidet. Die meisten Unterschiede lägen in der Experimentierfreudigkeit sowie der Offenheit, sich mit Neuem auseinanderzusetzen.