Werden Frauen im Unternehmen gesehen und gefördert, wird es für Männer schwerer, Karriere zu machen. Davon zumindest sind laut des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center rund 30 Prozent der Männer in den USA überzeugt. Sie sind der Auffassung, dass der Fortschritt der Frauen in der Berufswelt nur auf ihre Kosten möglich ist. Denn: Ressourcen wie Geld, Stellen, Karrieremöglichkeiten und Plätze in Weiterbildungsprogrammen seien endlich und könnten ihnen also nur von Frauen weggenommen werden.
Wer dieser Überzeugung ist, fällt dem sogenannten Zero Sum Bias oder Nullsummendenken zum Opfer. Er oder sie sieht die Fortschritte in Richtung mehr Diversity, Equity und Inclusion (DEI) als Bedrohung für den Status aktuell privilegierter Gruppen (zum Beispiel Männer). Aus dieser Perspektive laufen die Bemühungen um mehr Diversity, Equity und Inclusion (DEI) eben nicht auf ein Win-Win-Szenario hinaus, von dem alle Mitglieder einer Gesellschaft profitieren, sondern auf ein Win-lose-Situation. Die Nullsummenperspektive, die ihren Ursprung in der Spieltheorie hat, impliziert, dass Status und Ressourcen von Natur aus endlich sind und daher jeder Gewinn, den eine Gruppe (zum Beispiel Frauen) erzielt, direkt zu einem Verlust in gleicher Höhe für eine andere Gruppe (zum Beispiel Männer) führt.
Müssen die Geschlechter gegeneinander kämpfen?
Von der Nullsummenperspektive sind auch in Deutschland einige Menschen überzeugt. Sie sehen die Themen rund um DEI häufig als „Kampf der Geschlechter“, in dem nur entweder Frauen oder Männer gewinnen können. Das zeigte sich auch in Interviews, die die Autorinnen dieses Beitrags Anfang dieses Jahres mit Führungskräften in deutschen Dax-Konzernen führten. Einige der männlichen Chefs sprachen von einer „Überförderung von Frauen“ und dem Gefühl, „dass jetzt nur noch auf Biegen und Brechen Frauen befördert werden“. Auch äußerten sie Bedenken, dass das Geschlecht bei der Beförderung nun eine größere Rolle spiele als die Kompetenzen. Das sei in ihren Augen weder fair noch Erfolg versprechend, sondern bedenklich.
Doch die Forschung zeigt, dass Diversity, Equity und Inclusion kein Nullsummenspiel ist. Vielmehr zieht mehr Gleichstellung auch mehr Freiheiten für alle Geschlechter nach sich. Der Aufstieg der Frauen bedeutet nicht das Ende der Männer, wie in dem viel diskutierten Buch „Das Ende der Männer“ der US-amerikanischen Journalistin und Autorin Hanna Rosin suggeriert wird. Vielmehr sind wir 1) noch weit von tatsächlicher Geschlechtergleichstellung entfernt und 2) leiden Männer ebenso wie Frauen unter rigiden Geschlechternormen. Damit profitieren Männer sowie Frauen von Diversity, Equity und Inclusion.
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