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Was unsere Neurosignatur mit der Arbeitszufriedenheit zu tun hat

In einer Phase meiner Karriere reiste ich kreuz und quer durch die Welt – ich wachte jeden Morgen in einem anderen Land auf. Aber es war kein glamouröser, sondern ein brutaler Lebensrhythmus. Er zermürbte mich – ich schlief sehr wenig, ernährte mich nicht gesund, und von sportlicher Aktivität konnte keine Rede sein. Viele meiner Kollegen schienen diesen atemlosen Rhythmus zu genießen, aber ich war konstant erschöpft und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Kurzum: Ich war mit meiner Arbeit unzufrieden. Und so geht es laut Umfragen sehr vielen Menschen. Bei der aktuellen Gallup-Studie gaben nur 21 Prozent der befragten Beschäftigten an, ihrer Arbeit mit Begeisterung nachzugehen. 60 Prozent ist ihre Arbeit gleichgültig – und fast 20 Prozent sind unglücklich am Arbeitsplatz.

Neurosignaturen berücksichtigen

Wie kommt es zu dieser Dysbalance? Jeder von uns hat vier Gehirnsysteme: das Testosteron-, das Östrogen-, das Serotonin- und das Dopaminsystem. Gemeinsam bilden sie die einzigartige Neurosignatur eines Menschen. Diese prägt unsere Persönlichkeit und wird sowohl von Genetik als auch von der Umwelt beeinflusst.

Info

Bei der Recherche zu meinem aktuellen Buch entdeckte ich etwas, das ich „Neurogap“ nenne, eine Diskrepanz zwischen der Arbeitsumgebung und der Neurosignatur: In den Führungsetagen tummeln sich überdurchschnittlich viele Menschen mit einer Dopamin- /Testosteron-Neurosignatur. Sie haben viel Energie, sind ehrgeizig und besitzen eine hohe Stresstoleranz. Sie selbst genießen es, so zu arbeiten, aber oft schaffen sie ein Arbeitsklima, das für Menschen mit einer Östrogen-oder Serotonin-Neurosignatur nicht funktioniert. Meine Theorie: Jeder Mensch hat einen Stresspunkt, an dem er optimal leistungsfähig ist.

Aus diesem Grund sind so viele Menschen entweder gelangweilt oder gestresst am Arbeitsplatz: Er passt nicht zu ihrer Neurosignatur. Menschen mit einer Dopamin-Neurosignatur blühen unter Druck auf, mögen Herausforderungen und haben Unmengen an Energie. Personen mit einer Testosteron-Neurosignatur lieben Technik, reden nicht lange um den heißen Brei und streben nach Autonomie. Menschen mit Serotonin-Neurosignatur sind detailverliebt, mögen einen guten Plan und sind gewissenhaft. Menschen mit einer Östrogen-Neurosignatur besitzen Empathie, laterales Denken und exzellente verbale Fähigkeiten. In einem Höchstleistungsteam brauchen wir alle diese Fähigkeiten.

Das passende Arbeitsumfeld

Wie können Sie ein Umfeld schaffen, das sich für alle Neurosignaturen eignet? Indem Sie drei Punkte beachten: Stärkenorientierung, Ergebniskultur und Balance. Erstens: Wenn einem Mitarbeiter eine Aufgabe schwerfällt, gibt es im Team fast immer jemanden, der diese Aufgabe liebend gern übernehmen würde. Zweitens: Anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wo oder wie lange Ihre Mitarbeiter arbeiten, sollten Sie sich auf die Resultate konzentrieren. Lassen Sie die Menschen selbst entscheiden, wo und wann sie ihre Arbeit machen wollen – solange sie die gewünschten Ergebnisse erzielen.

Und zu guter Letzt: Statt von unserer eigenen Belastbarkeit auf andere zu schließen, sollten wir Menschen im Einklang mit ihrem optimalen Stresspunkt arbeiten lassen. Nicht Langeweile oder Stress, sondern ein Zustand der leichten Überforderung ist für unsere Gehirne ideal. Was das jeweils für den Einzelnen bedeutet, hängt von der individuellen Neurosignatur ab. Dabei sollte Stresstoleranz nicht mit Leistungsfähigkeit gleichgesetzt zu werden.

Bei den Bemühungen um mehr Vielfalt fehlt ein entscheidender Punkt: die Diversität der Denkstile. Wenn Sie im Einklang mit Ihrer Neurosignatur arbeiten, werden Sie nicht nur produktiver sein, sondern auch glücklicher. 

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