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Es klingt zunächst positiv: Kein anderes Land in Europa hat seine Familienpolitik in den letzten zehn Jahren so stark verbessert wie Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Familienfreundlichkeitsindex des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Für den Index analysierte das IW folgende Rahmenbedingungen: Finanzielle Unterstützung für Familien, Betreuungsinfrastruktur und Zeitpolitik für Familien (Ganztagsangebote und Elternzeit).
Allerdings lagen die Voraussetzungen für Familien hierzulande 2005 auch auf einem niedrigeren Niveau als in anderen Ländern: Damals stand Deutschland im europäischen Vergleich nur bei den Geldleistungen gut da. Mittlerweile hat sich die Kinderbetreuung verbessert und auch die bezahlte und vorbehaltene Elternzeit sind heute umfassender. Außerdem sind mehr Frauen berufstätig als vor zehn Jahren.
Deutschland im europäischen Ranking auf Platz sechs
Insgesamt erreicht Deutschland im Familienfreundlichkeitsranking des IW den sechsten Platz von 23 untersuchten europäischen Ländern und erzielt 53 von hundert möglichen Punkten. Auf Platz eins liegt Luxemburg mit 71 Punkten, gefolgt von Dänemark und Schweden mit je 60 Punkten sowie Belgien und Frankreich mit jeweils 55 Punkten.
Im Bereich finanzielle Unterstützung befindet sich Deutschland auf Rang drei nach Luxemburg und Irland. Bei der Betreuungsinfrastruktur aber kommt Deutschland nur auf den zwölften Platz. Ganz vorn liegen Dänemark, Schweden und Norwegen. In Dänemark werden 62 Prozent der Kinder unter drei Jahren institutionell betreut, während hierzulande nicht einmal jedes dritte Kleinkind in eine Kita geht oder eine Tagesmutter hat. Am schlechtesten schneidet Deutschland bei der Zeitpolitik für Familien ab und landet mit Platz 17 lediglich im letzten Drittel. Am besten sind die Bedingungen hier in Portugal, Frankreich und Ungarn.
Trotz großer Fortschritte ist unsere Kinderbetreuung nicht so gut wie etwa in Skandinavien,
kommentiert Wido Geis, Familienexperte des IW Köln, die Ergebnisse.
Ausbau von Ganztagsangeboten für Schüler dringend erforderlich
Wegen der weiterhin fehlenden Ganztagsangebote für Schulkinder könne der Schuleintritt für berufstätige Eltern zu einer Herausforderung werden, so das IW. Das Institut fordert daher die Bundesländer auf, zügig flächendeckend Ganztagsschulen zu eröffnen, deren Betreuungszeiten die typischen Arbeitszeiten von Eltern abdecken. Bei den Geldleistungen könne Deutschland hingegen sparen: Hier zahlt der Staat bis zu 2.137 Euro jährlich für ein Kind, nur in Luxemburg gibt es noch mehr (2.379 Euro). Familienexperte Geis ist der Ansicht, dass man mit dem gleichen Geldeinsatz bessere Ergebnisse erzielen könnte, wenn die Leistungen zielorientierter gestaltet und besser miteinander verzahnt würden.
Mehr Infos zum Index Familienfreundlichkeit gibt es > hier. Auf der Seite steht außerdem das ausführliche IW policy paper „Familienfreundlichkeit in Europa heute – Stärken und Schwächen Deutschlands. Aktueller Stand und Entwicklung“ zum Download bereit.