Das belegen die Ergebnisse einer weltweiten Unternehmensbefragung im Rahmen der aktuellen Global Culture Survey. Dafür wurden 204 Personen – meist Entscheider – aus deutschen Unternehmen befragt; weltweit wurden mehr als 3.000 Personen befragt.
Unternehmenskultur für Überwindung der Krise kaum entscheidend
Gerade einmal 57 Prozent der befragten deutschen Manager sehen in ihrer Unternehmenskultur einen Wettbewerbsvorteil, um die Auswirkungen der Coronakrise zu bewältigen. Das dürfte auch daran liegen, dass nicht einmal jeder zweite deutsche Befragte (44 Prozent) die Unternehmenskultur überhaut als wichtiger erachtet als die Strategie oder das Geschäftsmodell des Unternehmens.
Mit diesen Werten liegt Deutschland deutlich unter dem europäischen Durchschnitt: Unter den europäischen Befragten attestieren zwei Drittel (65 Prozent) der Entscheider ihrem Arbeitgeber eine krisenfeste Unternehmenskultur, die Wettbewerbsvorteile mit sich bringt.
Mehrheit der Unternehmen kann schnell reagieren
Immerhin sehen sich etwas mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der befragten deutschen Manager in der Lage, bei Bedarf auf externe Einflüsse schnell reagieren zu können. Im europäischen und weltweiten Durchschnitt glauben das noch mehr Manager (78 Prozent). Allerdings ist rund ein Viertel (26 Prozent) der deutschen Manager der Meinung, dass es durch die Pandemie Entscheidungen nicht mehr so schnell treffen kann wie zuvor.
Prinzipiell ist eine flexible Unternehmenskultur – die von Agilität und Resilienz geprägt ist –eine wichtige Voraussetzung, um adäquat auf externe Einflüsse reagieren zu können. Viele deutsche Unternehmen sind jedoch noch traditionell geprägt, und ihnen mangelt es an digitalen Kollaborationslösungen und agilen Arbeitsmethoden. Das erschwert es, Situationen wie der Pandemie zu begegnen.
Bei der Frage nach den größten Verbesserungspotentialen in der eigenen Organisation stimmen die Umfrageergebnisse deutscher Unternehmen weitgehend mit dem globalen Trend überein. Als wichtigste Bereiche zur Optimierung sehen die Befragten das Anwerben und Halten von Talenten, eine verbesserte Zusammenarbeit und die digitale Transformation. Während für deutsche Unternehmen die weitere Qualitätsverbesserung ihrer Produkte und Dienstleistungen zusätzlich im Fokus steht, legen die restlichen europäischen Unternehmen ihren Schwerpunkt vermehrt auf den Ausbau zeitgemäßer und agiler Strukturen. Letzteres spielt für die deutschen Befragten eher eine untergeordnete Rolle. Dabei können Unternehmen künftig externe Schocks nur dann gut verkraften, wenn sie die Lehren aus der jetzigen Krise ziehen und sie konsequent zur Transformation der eigenen Organisation nutzen.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.