Ein großer Teil der Beschäftigten hat seit 2020 im Homeoffice verbracht – und die Art der Arbeit liebgewonnen. An die vielerorts nun schrittweise stattfindende Rückkehr ins Büro haben die Mitarbeitenden Erwartungen. Um herauszufinden, welche genau das sind, hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) im Rahmen des Innovationsnetzwerks Office 21 zwischen Mai und August 2021 rund 1700 Beschäftigte befragt, die in der Büro- oder Wissensarbeit tätig sind.
Produktivität sowohl im Homeoffice als auch im Büro gestiegen
Was die empfundene Produktivität angeht, liegt das Homeoffice zwar immer noch als effizienter Arbeitsort vorne, wird aber vom Büro langsam eingeholt. In der ersten IAO-Studie vom Dezember 2020 sagten 39 Prozent, dass sie zu Hause produktiver sind, während dies in der aktuellen Befragung 44 Prozent angeben. Der Anteil jener, die im Büro produktiver arbeiten, hat von 18 auf 30 Prozent zugenommen. Dahingegen nahm die Zahl der Befragten, die keinen Unterschied zwischen beiden Arbeitsorten bemerkten, von 43 auf 26 Prozent ab.
„Wir erkennen hier mittlerweile zwei Lager, in denen sich Beschäftige entweder im Homeoffice oder im Büro produktiver fühlen“,
kommentiert Studienautorin Milena Bockstahler vom Frauenhofer IAO das Befragungsergebnis.
Am häufigsten gewünscht: Hybrides Arbeiten
Diese Zerrissenheit sorgt dafür, dass die meisten Mitarbeitenden in Zukunft gerne hybrid arbeiten und rund die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen möchten. Dabei stellte sich heraus, dass der Dienstag als Büroarbeitstag mit 55 Prozent der Nennungen am beliebtesten und der Freitag mit nur 32 Prozent am unbeliebtesten ist. Aber auch die Qualität der technischen und ergonomischen Ausstattung des Heimarbeitsplatzes spielt bei der Bevorzugung des Arbeitsorts eine entscheidende Rolle: Je schlechter die ergonomische und technische Ausstattung im Homeoffice ausfällt, desto mehr Tage pro Monat möchten die Befragten im Büro verbringen.
Firmenbüro muss Austausch- und Rückzugsmöglichkeiten bieten
Abgesehen davon zieht es die Mitarbeitenden vor allem aus einem Grund wenigstens für ein paar Tage in der Woche zurück ins Büro: Sie möchten sich informell mit Kollegen und Kolleginnen auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Dafür müssten die anderen aber auch vor Ort sein, sagt Bockstahler, womit sich die Beschäftigten sozusagen gegenseitig wieder ins Büro zögen. Neben dem kollegialen Austausch, müssen die Räumlichkeiten im Unternehmen jedoch auch Möglichkeiten zum Rückzug bieten. Die Befragten gaben an, dass sie im Büro häufiger von anderen gestört werden oder das Gefühl haben, selbst andere bei der Arbeit zu behindern und aus deren Flow zu reißen. Die Studie empfiehlt daher sowohl Rückzugsräume für hochproduktives und fokussiertes Arbeiten als auch hybride Besprechungs- und Projekträume sowie zusätzlich offene Lounge-ähnliche Begegnungsorte und Erlebnisangebote für das soziale Zusammenkommen und zur Förderung der Kreativität anzubieten.
Weitere Anreize für die Präsenzarbeit
Die Rückkehr ins Büro müsse sich auch angesichts dessen, dass viele Beschäftigte zur Arbeit pendeln, lohnen. Daher gelte es, die Attraktivität der Arbeitsumgebung zu erhöhen, so die Studienverfasser. Die Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen wurden danach gefragt, wie der Bürostandort sein müsste, damit sie zu einer Rückkehr zur Präsenzarbeit motiviert seien. An erster Stelle steht hier die gute Lage und infrastrukturelle Anbindung des Unternehmensstandorts, unabhängig vom Alter der Beschäftigten. Eine gute Verpflegung im Büro rangiert auf Platz zwei, gefolgt von Erholungs-, Einkaufs-, Sport- und Betreuungsmöglichkeiten, wobei der letzte Aspekt besonders von den 30- bis 39-Jährigen genannt wird.
Zur vollständigen Studie geht es hier.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.