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Sieben von zehn Berufstätigen in Deutschland (70 Prozent) geben an, dass sie ihre im Urlaub aufgetankten Kräfte nach ein bis zwei Wochen im Job schon wieder aufgebraucht haben. Von den Arbeitnehmern unter 35 Jahre sagen sogar 83 Prozent, dass der Arbeitsstress sie in dieser Zeit bereits wieder eingeholt hat. Insgesamt finden überhaupt nur 40 Prozent derjenigen, die dieses Jahr im Sommerurlaub waren, dass sie sich dort richtig gut erholt haben. Das geht aus einer Studie der > Mhplus Krankenkasse hervor, für die 1008 Arbeitnehmer befragt wurden.
Jeder zweite junge Arbeitnehmer liest im Urlaub berufliche Mails
Die Voraussetzungen im Unternehmen, um sich im Urlaub erholen zu können, sind dabei laut Studie gar nicht so schlecht: Drei Viertel der Befragten geben an, entspannt in die Ferien fahren zu können, da es klar geregelte Urlaubsvertretungen gebe und sich Kollegen auch nur in absoluten Notfällen bei ihnen melden würden. Warum hapert es trotzdem an der Erholung oder warum verpufft sie so schnell? Die Befragungsergebnisse zeigen, dass trotz Urlaubsvertretung jeder dritte Arbeitnehmer – von den jüngeren sogar knapp jeder zweite – im Urlaub zumindest unregelmäßig auch seine beruflichen E-Mails liest. Damit schaffen es viele Berufstätige nicht, völligen Abstand zum Job und zum gewohnten Alltagsleben zu bekommen. Von den jüngeren Befragten gibt fast die Hälfte zu, durch Smartphone oder Tablet sowie das Vorhandensein von WLAN in fast allen Hotels und Ferienwohnungen überhaupt nicht mehr richtig abschalten zu können.
Urlaub bedeutet inzwischen, zwar körperlich nach wie vor an einen anderen Ort zu reisen, die beruflichen und privaten Themen aber immer im elektronischen Handgepäck dabei zu haben,
kommentiert Mariana Zimmermann, Expertin für Gesundheitsförderung bei der Mhplus Krankenkasse, die Ergebnisse. Eine intensive und vor allem nachhaltige Erholung werde dadurch immer schwieriger.
Ferientage werden schon im Vorfeld durchgeplant
Auch nehmen viele Menschen den von der Arbeit gewohnten Takt mit in den Urlaub und immer weniger Arbeitnehmer erlauben sich offenbar, sich in den Ferien auch einmal spontan treiben zu lassen. Zwei Drittel der Studienteilnehmer (65 Prozent) sind davon überzeugt, dass eine Urlaubsreise schon vorher gut durchgeplant werden sollte, um vor Ort möglichst viel sehen und erleben zu können. Von den jüngeren Befragten haben sogar fast drei Viertel (73 Prozent) diesen Anspruch. In jedem Urlaub sollte es genügend Freiraum geben, um die Seele baumeln zu lassen, empfiehlt Zimmermann, für den Sommerurlaub 2020 gebe es noch viel Luft nach oben.
Urlaubsziele müssen vor allem „instagrammable“ sein
Vielleicht spielt ja auch die Instagram-Sucht bei etlichen jüngeren Urlaubern eine Rolle. Die > Studie eines britischen Versicherungsunternehmens jedenfalls ergab kürzlich, dass 40 Prozent der Menschen bis 33 Jahre ihre Urlaubsziele danach auswählen, ob sie „instagrammable“ sind, ob man dort also beeindruckende Selfies vor interessanter Kulisse schießen und sogleich im Netz verbreiten kann. Zur Entspannung trägt ein solches Verhalten mit Sicherheit nicht bei, abgesehen davon, dass man bei derartigen Reisen ohnehin nicht wirklich etwas sieht.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.