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Ausbildungschancen verschlechtern sich wieder

Viele Migranten bleiben außen vor, wenn es um Ausbildungsstellen geht.
Bild (CCO): pexels.com
Viele Migranten bleiben außen vor, wenn es um Ausbildungsstellen geht.
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Der Anteil der Bewerber mit Migrationshintergrund an allen gemeldeten Bewerbern um eine Ausbildungsstelle ist hierzulande von 20 Prozent im Jahr 2004 auf 29 Prozent in 2016 gestiegen. Im vergangenen Jahr bemühten sich junge Migranten größtenteils sehr intensiv um Ausbildungsplätze. Sie erkundigten sich häufig bei Betrieben nach Ausbildungsangeboten, verschickten viele schriftliche Bewerbungen, oft für eine Reihe unterschiedlicher Berufe. Sie wurden jedoch deutlich seltener zu Vorstellungsgesprächen oder betrieblichen Einstellungstests eingeladen als Jugendliche ohne Migrationshintergrund.

Rückfall der Einmündungsquoten in duale Ausbildung auf den Stand von 2004

Nur 29 Prozent der Bewerber mit Migrationshintergrund sind 2016 in eine duale Berufsausbildung eingemündet; von den Bewerbern ohne Migrationshintergrund waren es 47 Prozent. Zwischen 2004 und 2016 waren die jungen Migranten zwar immer weniger erfolgreich bei der Suche nach einer Lehrstelle, doch die Situation war zwischenzeitlich schon besser: In den Jahren 2010 und 2012 lagen die Einmündungsquoten der Migranten mit 35 Prozent noch deutlich höher; 2016 sind sie auf den niedrigen Stand von 2004 zurückgefallen. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf Basis von Befragungen ausbildungsreifer Jugendlicher, die bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) als Bewerber um einen Ausbildungsplatz gemeldet waren. Von der großen Zahl der 2015 und 2016 nach Deutschland geflüchteten jungen Menschen waren 2016 erst sehr wenige als Ausbildungsstellenbewerber bei der BA gemeldet, daher ist diese Gruppe in der Analyse noch so gut wie nicht repräsentiert.

Türken und Araber haben die schlechtesten Chancen

Je nach Herkunftsregion ist es für die jugendlichen Migranten unterschiedlich schwierig, einen Azubiplatz zu bekommen. Besonders schwer haben es Bewerber, deren Familien aus der Türkei oder arabischen Staaten stammen; von ihnen bekamen im letzten Jahr nur 22 Prozent eine Lehrstelle. Dagegen waren von den Jugendlichen mit Herkunft aus osteuropäischen Staaten und der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) 30 Prozent und von Bewerbern mit südeuropäischer Herkunft 27 Prozent erfolgreich bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle.

Deutsche mit Hauptschulabschluss bekommen eher einen Azubiplatz als Migranten mit Abitur

Im untersuchten Zeitraum der letzten zwölf Jahre hatten Bewerber mit Migrationshintergrund zwar immer deutlich niedrigere allgemeinbildende Schulabschlüsse als Nichtmigranten, das erklärt jedoch nicht ihre schlechteren Aussichten, eine Berufsausbildung machen zu können. Die Untersuchung zeigt, dass die jungen Migranten auch bei gleichem Schulabschluss wie andere Jugendliche viel seltener ein duales Ausbildungsverhältnis beginnen. Selbst mit einer Studienberechtigung fanden sie 2016 nicht so häufig einen Ausbildungsplatz wie Jugendliche ohne Migrationshintergrund, die nur einen Hauptschulabschluss hatten.

Für zwei Drittel der jungen Migranten ist Deutsch eine Muttersprache

Die BIBB-Analyse zeigt außerdem, dass sich die Gruppe der Bewerber mit Migrationshintergrund im Untersuchungszeitraum erheblich verändert hat. Immer mehr von ihnen sind bereits in Deutschland geboren, im letzten Jahr traf dies auf 65 Prozent zu. Immer häufiger haben sie Deutsch als erste Sprache im Kindesalter gelernt, 2016 war Deutsch für 67 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Muttersprache. Auch haben die jungen Bewerber zunehmend die deutsche Staatsangehörigkeit, im vergangenen Jahr war dies bei 60 Prozent der Fall.

Angesichts der Studienergebnisse mahnt das BIBB, dass es in den kommenden Jahren im Hinblick auf die berufliche Qualifizierung junger geflüchteter Menschen großer Anstrengungen bedürfe. Insbesondere müssten auch die Ausbildungsmöglichkeiten für die große Zahl junger Migranten, die schon in Deutschland geboren sind oder bereits längere Zeit hier leben, wesentlich verbessert werden.

Ein ausführlicher Fachbeitrag des Bibb über die Ausbildungschancen von Bewerbern mit Migrationshintergrund zwischen 2004 und 2016 kann > hier heruntergeladen werden.