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Ausbildungsreife von Bewerbern frühzeitig identifizieren

Kenntnisse in Mathe und Deutsch sollten fast selbstverständlich sein, aber soziale Kompetenzen, Belastbarkeit und Verantwortungsbewusstsein machen einen Azubi erst ausbildungsreif. Situationsbasierte Online-Tests sind eine gute Möglichkeit diese Kompetenzen zu überprüfen.

Auszubildende irritiert
Foto: © Antonioguillem/Fotolia.de

Die meisten Auswahltests für Auszubildenden prüfen Kenntnisse und Fähigkeiten, zum Beispiel in Mathematik oder Deutsch. Diese Wissens- und Fähigkeitstests sind wichtig, um die leistungsstärksten Bewerber zu identifizieren und mittlerweile auch immer häufiger, um den Bedarf an betrieblicher Nachhilfe zu erfassen. Immer wichtiger für die Ausbildung werden jedoch ausbildungsrelevante Persönlichkeitseigenschaften, wie Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit, da diese nicht mit Nachhilfe kompensiert werden können. In vielen Fällen wird im Zusammenhang mit der ausbildungsrelevanten Persönlichkeit auch von „Ausbildungsreife“ (siehe Definition) gesprochen.

Definition: Was ist Ausbildungsreife?
Allgemein wird Ausbildungsreife folgendermaßen beschrieben: Mit
Ausbildungsreife wird der Zustand in der persönlichen Entwicklung
bezeichnet, der Personen dazu befähigt, eine berufliche Ausbildung
erfolgreich bewältigen zu können. Grundlegend für Ausbildungsreife ist
ein Mindestmaß an Schulkenntnissen und Intelligenz, Leistungsmotivation,
sozialer Kompetenz, Disziplin, Belastbarkeit, Kommunikationsfähigkeit
und Umgangsformen. Eine feststehende Definition für Ausbildungsreife
gibt es nicht.

Situationsbasierter Persönlichkeitstest

Diese wird zwar häufig im Auswahlgespräch erfasst, dann aber weniger objektiv als dies mit standardisierten Tests möglich wäre. Ein situationsbasierter Persönlichkeitstest kann hier helfen – und unterstützt zudem noch Schüler herauszufinden, ob diese bestimmte Ausbildung wirklich die richtige ist. Solche Tests basieren auf unterschiedlichen, kurz skizzierten Alltagssituationen aus der Ausbildung (siehe Kasten 2). Aus verschiedenen mehr oder weniger geeigneten Verhaltensoptionen wählt der Bewerber diejenige aus, die er in der jeweiligen Situation zeigen würde. Ein situationsbasierter Test ist schwerer zu verfälschen als klassische Persönlichkeitstests, da für den Bewerber so gut wie gar nicht zu erkennen ist, welche Antwort das Unternehmen „hören möchte“.

Ein Ausschnitt aus einem Test zur Erfassung der ausbildungsrelevanten Persönlichkeit
Eine Maschine funktioniert nicht mehr richtig und muss von Ihnen
repariert werden. Sie finden den Fehler und beheben diesen. Dennoch
tritt derselbe Fehler erneut auf als Sie die Maschine anstellen. Wie
würden Sie sich verhalten?

a) Ich führe die Reparatur erneut durch.
b) Ich überprüfe, ob alle eingebauten Ersatzteile in Ordnung sind.
c) Ich schaue nach, ob ich die Reparatur an der richtigen Stelle durchgeführt habe.
d) Ich überprüfe meine Reparatur und suche zudem noch andere Fehlerquellen.

Der Test zur ausbildungsrelevanten Persönlichkeit erfasst Leistungsmotivation, soziale Kompetenz, Belastbarkeit sowie Arbeitsdisziplin und Sorgfalt. Allesamt wichtige Persönlichkeitseigenschaften, die nachweislich zum erfolgreichen Absolvieren einer Ausbildung beitragen, und bei denen Unternehmen in den letzten Jahren immer größere Defizite bei ihren Bewerbern sehen. Der Test kann theoretisch von überall bearbeitet werden, eignet sich aber insbesondere zur Vorauswahl von zu Hause. Studienergebnisse sprechen für die Zuverlässigkeit und Validität des Tests.

Die Autoren

Wiebke Goertz, ITB Consulting

Wiebke Goertz, Human-Resources-Beraterin, ITB Consulting GmbH, Bonn, wiebke.goertz@itb-consulting.de

Dr. Alexander Zimmerhofer, ITB Consulting
Fotos: ITB

Dr. Alexander Zimmerhofer, Human-Resources-Berater und Gesellschafter, ITB Consulting GmbH, Bonn