Die Stimmung in der Weiterbildungsbranche könnte nicht besser sein. Seit nunmehr rund acht Jahren ist die Konjunktur gut, und aus Sicht der Weiterbildungseinrichtungen gibt es keine Anzeichen für eine Trendwende. Das jedenfalls zeigt die aktuelle Studie des Wuppertaler Kreises – Bundesverband betriebliche Weiterbildung. Mit seinem Geschäftslage-Indikator – ein Konjunkturbarometer der Branche – bildet der Dachverband, in dem fast 50 Weiterbildungseinrichtungen der deutschen Wirtschaft zusammengeschlossen sind, jährlich die Markterfolge der Weiterbildungsunernehmen im vergangenen und laufenden Jahr sowie die Erwartungen für das kommende Jahr ab. Für 2018 geht die Mehrheit der befragten Weiterbildner weiter von einem Umsatzwachstum aus. Mehr als die Hälfte glauben gar, dass sie in diesem Jahr mehr als zehn Prozent mehr erwirtschaften als im Vorjahr.
Firmeninterne Seminare stark gefragt
Insbesondere für firmeninterne Seminare sehen die Weiterbildungsanbieter eine starke Nachfrage. Mehr als die Hälfte rechnen hier mit steigenden Aufträgen für das laufende Jahr 2018 sowie für das kommende Jahr 2019. Der Geschäftslage-Indikator für firmeninterne Seminare liegt bei 147 Punkten, was einem neuen Rekordwert gleichkommt. (Anmerkung: Werte über 100 bedeuten, dass eine positive Entwicklung erwartet wird.) Aber auch bei den offenen Seminaren erwarten die Befragten einen deutlichen Zuwachs: 126 zeigt der Geschäftslage-Indikator an, das ist der höchste Wert seit sechs Jahren (zum Geschäftslage-Indikator siehe Abbildung 1). Dabei nehmen Blended-Learning-Anteile laut der Studie zu. Das heißt: Offene Seminare werden immer häufiger durch digitale Angebote ergänzt und beispielsweise die Vor- und Nachbereitung online auf einer Lernplattform angeboten.
Gute Geschäftslage
Mehr Lernen im virtuellen Klassenzimmer
Der Trend zur Digitalisierung wird sich laut Studie weiter fortsetzen. Die Mehrheit der Weiterbildungs- unternehmen im Wuppertaler Kreis rechnet damit, dass digital unterstützte Bildungsdienstleistungen in Zukunft stärker nachgefragt werden. Jeweils mehr als 80 Prozent von ihnen prognostizieren eine wachsende Bedeutung für das Lernen im virtuellen Klassenzimmer, für Virtual Reality wie etwa die Unterstützung im Arbeitsprozess mit Datenbrillen und für modulare Angebote, die selbstgesteuert von Lernplattformen ab- gerufen werden. Mehr als drei Viertel glauben an eine weitere Zunahme von Blended Learning, und jeweils 63 Prozent gehen davon aus, dass Online-Coaching und das Lernen mit Simulationsmaschinen zunehmen (siehe Abbildung 2). Zudem gehen die Weiterbildungsanbieter künftig von einer stärkeren Vernetzung mit den Unternehmen aus, weil Lernen zunehmend mehr im Prozess der Arbeit stattfindet. Entsprechend sollen die Bildungsangebote unmittelbar in die Arbeitsprozesse der Betriebe integriert werden.
Zukunftserwartungen für Weiterbildungsformate
Angaben in Prozent
Bislang nur wenig E-Learning
Den Trend zum Blended Learning und zum selbst- gesteuerten Lernen mit digitalen Medien haben auch die HHL Leipzig Graduate School of Management, der Stifterverband sowie der E-Learning-Anbieter Lecturio ausgemacht. Allerdings entwickelt dieser sich ihrem Trendmonitor Weiterbildung 2018 zufolge eher langsam. Für ihre Studie haben sie nämlich unter anderem die Unternehmen selbst befragt – und dabei zeigt sich: Zwar wollen die Unternehmen mehr Digitalisierung in ihre Weiterbildung bringen, bislang stecken sie damit aber noch in den Kinderschuhen. Trotz einer hohen Digitalisierungsaffinität dominieren in den 245 befragten Unternehmen nach wie vor Präsenzseminare und Work- shops. Bei 59 Prozent der Unternehmen liegt der E-Learning-Anteil in der betrieblichen Weiterbildung bei weniger als zehn Prozent, elf Prozent nutzen sogar keinerlei digitale Weiterbildung (siehe Abbildung 3). Über ein Learning-Management-System verfügen außerdem nur 38 Prozent aller Unternehmen.
Webinare und Web-based Trainings setzen dem Trendmonitor Weiterbildung zufolge noch die meisten Unter- nehmen ein (60 Prozent beziehungsweise 59 Prozent). Und – nicht ganz unerwartet – zeigen sich auch Unter- schiede des Verbreitungsgrades nach Unternehmensgröße: Während mehr als drei Viertel aller Großunter- nehmen bereits über digitale Weiterbildungsangebote verfügen, sind es bei den mittelständischen Unternehmen nur 37 Prozent.
E-Learning-Anteil an der betrieblichen Weiterbildung
Qualifizierungsbedarf
Ungeachtet dessen, dass die Unternehmen noch Nachholbedarf haben, was die Digitalisierung ihrer Weiterbildung betrifft, steht außer Frage, dass sie ihre Mitarbeiter fit machen müssen für die Digitalisierung. Welche Kompetenzen sind hier besonders gefragt? Um dies zu beantworten, sollten die befragten Unternehmen beim Trendmonitor von zwölf vorgegebenen Kompetenzen drei auswählen, von denen sie glauben, dass sie für die Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung am wichtigsten sind (siehe Abbildung 4). Demzufolge sollten Mitarbeiter für fachspezifische Methoden/Verfahren/Arbeitsmittel und Materialien (43 Prozent) sowie für Mathematik, IT und Medien (34 Prozent) fit gemacht werden. Zudem werden intra- sowie interpersonale Soft Skills benötigt: 39 Prozent der Unternehmen finden Lernbereitschaft und Reflexionsfähigkeit wichtig, 38 Prozent schreiben der Führungskompetenz eine besondere Bedeutung zu und 32 Prozent gaben Entscheidungsfähigkeit inklusive Selbstmanagement als entscheidende Kompetenz an. Ferner sind Problemlösungskompetenz (26 Prozent), Flexibilität/Kreativität und Souveränität (23 Prozent) sowie Kooperations- und Konfliktkompetenz (22 Prozent) nach Angabe der Unternehmen wichtig, um die Digitalisierung zu meistern.
Wichtige Kompetenzen für die Digitalisierung