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Coronapandemie: Mitarbeiter vor Ort stärken

Über Beschäftigte, die im Homeoffice arbeiten, wird viel gesprochen. Ihre Gesundheit ist wichtig, sie brauchen geeignete Arbeitsmaterialien, der Datenschutz muss auch im heimischen Arbeitszimmer gewährleistet sein, und eine Trennung von Arbeit und Freizeit muss gegeben sein, damit die Work-Life-Balance stimmt.

Doch längst nicht alle Beschäftigten können ihrer Arbeit von zu Hause aus nachgehen. Der Report „Work Trend Index 2022“, den Microsoft in Auftrag gegeben hat, beleuchtet, welchen Herausforderungen die Mitarbeiter vor Ort, die sogenannten Frontline Workers, aktuell gegenüberstehen, was sie stresst und wie ihre Probleme behoben werden können. Für die Studie wurden von Oktober bis November 2021 rund 9.600 Beschäftigte in acht Ländern befragt. 1.200 Befragte kamen aus Deutschland. 

Beschäftigte leiden unter zu viel Arbeit und Stress

Dabei zeigt sich ein Ergebnis, das Arbeitgeber aufschrecken lassen sollte: Nach zwei Jahren der Pandemie geht die Mehrheit der Beschäftigten vor Ort (68 Prozent) nicht davon aus, dass im Jahr 2022 der Stress nachlässt. Vielmehr fürchten die meisten, dass er gleich bleibt oder zunimmt.

Die größten Stressfaktoren sind nach Angaben von 53 Prozent der Befragten zu viel Arbeit, lange Arbeitstage (46 Prozent), niedrige Gehälter (44 Prozent), Coronavorschriften (34 Prozent) und zu hohe Erwartungen der Führungskräfte an die Mitarbeiter (33 Prozent). Außerdem sagen zwei Fünftel (43 Prozent), dass ihnen Lieferkettenprobleme bei der Arbeit zu schaffen machen, 47 Prozent sind der Ansicht, dass nicht genug getan wird, um diese zu beheben.

Verbesserungsbedarf bei Kommunikation und Wertschätzung

Drei Fünftel (61 Prozent) der Beschäftigten sind der Meinung, dass ihr Unternehmen dem Ausbau gemeinsamer Werte keine Priorität einräumt. Viele bemängeln auch die mangelhafte oder gar fehlende Kommunikation (61 Prozent) von Führungskräften zu ihrem Team. Drei Viertel der Führungskräfte dieser Mitarbeiter (77 Prozent) sagen wiederum, dass Nachrichten der Geschäftsleitung bei ihnen nicht ankommen.

Auch bei der Wertschätzung können Unternehmen noch nachbessern. Fast jeder zweite Befragte ohne Leitungsfunktion (46 Prozent) fühlt sich in seiner Arbeit nicht wertgeschätzt. Knapp jeder Dritte der Frontline Workers (30 Prozent) hat den Eindruck, dass er nicht gehört wird, wenn es um die Kommunikation von Problemen am Arbeitsplatz geht. 

Was Führungskräfte tun können

Nach den Studienergebnissen kann es Unternehmen gelingen, die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern, wenn sie sich vor allem auf drei Aspekte konzentrieren: Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt an, dass mehr Gehalt sie zufriedener stimmen würde. Fast ebenso viele (47 Prozent) wünschen sich die Bezahlung von Überstunden. Die Unterstützung durch mehr Personal fordern zwei von fünf Befragten (43 Prozent).

Darüber hinaus kann auch eine ausgewogenere Work Life Balance dazu beitragen, dass sich Talente bei ihrem Arbeitgeber wohler fühlen. Viele nennen zudem, dass ihr Arbeitgeber sie bei körperlichen oder psychischen Problemen besser unterstützen sollte.

Aber nicht nur persönliche Wünsche äußern die Befragten. Ein Drittel der befragten Arbeitnehmer vor Ort bemängelt, dass ihr Arbeitgeber keine passende Technik zur Verfügung stellt, damit sie ihre Aufgaben gut und zügig erledigen können. Falls Arbeitgeber neue Tools und Technik etablieren, vergessen sie oft, dass die Mitarbeiter geschult werden müssen. Das zumindest sagt fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent).

Eine gute Ausstattung mit Technik könnte somit die Mitarbeiterzufriedenheit entscheidend fördern. Die Befragten würden sich insbesondere Technik zur Einarbeitung neuer Mitarbeiter und der Einsatzplanung von Teammitgliedern wünschen. Auch könnten Führungskräfte mit Hilfe von Technologien – etwa virtuellen Kommunikationstools und Lern-Apps –dazu beitragen, die Kommunikationslücken in Unternehmen zu schließen, unter denen Angestellte vor Ort besonders leiden. Zudem sollten sie ihr Augenmerk auf eine gute Unternehmenskultur legen, ihr Benefitsportfolio überdenken und vor allem ihren Mitarbeitern Wertschätzung entgegenbringen.

Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.