Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Talent-Wettbewerbsfähigkeit: Deutschland kann noch dazulernen

Schweizer Stadt am See
Die Schweiz – nicht nur ein Idyll mit Bergen, sondern laut einer Studie das Land, das bei der Talent-Perfomance am besten abschneidet.
Foto (CCO): pexels.com

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Deutschland nicht zu den größten Talent- schmieden gehört: Im globalen Wettbewerb um Talente kommt Deutschland nur auf Platz 14. Die im internationalen Vergleich beste deutsche Stadt ist München, die Rang 20 erreicht.

Talent Performance wird in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung immer wichtiger. Der Personaldienstleister > Adecco Group, die Hochschule > INSEAD und > Tata Communications haben den Grad der globalen Talent-Wettbewerbsfähigkeit in 125 Volkswirtschaften und 114 Städten gemessen. Der Index wurde anhand von 68 Variablen ermittelt. Der „Global Talent Competitiveness Index (GTCI) 2019“ gibt Auskunft darüber, welche Länder und Städte unternehmerischem Talent am offensten gegenüberstehen.

Die Schweiz auf Platz eins in Sachen Talent Performance

Wie bereits in 2018 führt auch dieses Jahr die Schweiz weiterhin die Rangliste des Global Talent Competitiveness Index an. Singapur und die Vereinigten Staaten nehmen – ebenfalls wie im Vorjahr – den zweiten und dritten Platz ein. Auf den Rängen vier bis sieben platzieren sich die nordischen Länder Norwegen, Dänemark, Finnland und Schweden. Es folgen die Niederlande, das Vereinigte Königreich, Luxemburg, Neuseeland, Australien, Island und Deutschland, das zwar gegenüber 2018 von Rang 19 auf 14 kletterte, aber noch nicht in die Top Ten vorrückte. Während Deutschland mit seinem Berufsausbildungssystem punkten kann, schneidet das Land laut der Analyse weniger gut ab, wenn es um die Anziehung internationaler Top-Talente geht. Die Plätze 15 bis 20 nehmen Kanada, Irland, Belgien, Österreich, die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel ein. Schlusslichter sind dieses Jahr Burundi auf Platz 123, der Kongo auf Platz 124 und der Jemen auf Rang 125.

Immer größere Talentkluft zwischen armen und reichen Ländern

Der Report zeigt, dass der Talentpool in weniger wohlhabenden Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas immer kleiner wird. Aus einer Langzeitanalyse seit 2013 geht zudem hervor, dass sich die Kluft zwischen den
Talent-Siegern und dem Rest der Weltgemeinschaft zunehmend vergrößert. Wie auch in den vergangenen Jahren ist ein Zusammenhang zwischen dem Platz in der Talent-Performance-Skala und dem Einkommensniveau ersichtlich. Der Bericht bestätige, dass Talent-Performance als ausschlaggebender Faktor für Wachstum und Wohlstand gilt, so die Autoren. Volkswirtschaften mit hohem Einkommen verfügten über die nötige Stabilität, um in lebenslanges Lernen zu investieren, was Kompetenzen stärke und internationale Talente anziehe oder langfristig binde.

En weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Städte eher als Länder eine stärkere Position als Talent-Knotenpunkte einnehmen – mit zunehmender Tendenz. Dies führt der Report darauf zurück, dass Städte flexibler und fähiger seien, sich neuen Trends anzupassen. Weil die Politik schneller angepasst werden könne, seien Städte für Talente attraktiver, insbesondere für unternehmerische. Als die fünf Grundpfeiler des Talentspektrums legte die Studie folgende Kriterien fest: „Be Global“ (Weltoffenheit), „Attract“ (Attraktivität), „Grow“ (Wachstum) und „Enable“ (Ermächtigung).

Städtetest: Washington, DC, ist die größte Talentschmiede

Danach ist Washington, DC, die weltweit attraktivste Stadt für Talente. Eine stabile Wirtschaft, die dynamische Bevölkerung, eine herausragende Infrastruktur und Konnektivität, hochkompetente Arbeitskräfte und erstklassige Bildung machen diese Stadt zu einem Knotenpunkt für Talente. Die Skala der Top Ten vervollständigen dieses Jahr Kopenhagen, Oslo, Wien und Zürich, Boston, Helsinki, New York, Paris und, Seoul. Als beste deutsche Stadt landet München auf Platz 20 der Rangliste. Dahinter folgen Berlin (Platz 32), Frankfurt am Main (39), Kiel (46) und Hannover (62).

Die zunehmend zentrale Rolle von Städten zeigt laut Studie auch, wie wichtig die Entwicklung eines ausgeprägten und dynamischen Ökosystems ist, insbesondere im Bereich Innovation. So fungierten beispielsweise „Smart City“-Ökosysteme zunehmend als Talent-Magnete.

So wie sich die Arbeitswelt mit rasanter Geschwindigkeit ändert, besteht die Gefahr, dass – wenn Länder und Städte nicht die richtigen Bedingungen bieten, um Talente für sich zu gewinnen – sich Menschen und Unternehmen abwenden und sich anderweitig nach Möglichkeiten umschauen,

mahnt Alain Dehaze, CEO der Adecco Group. Nur mit Hege und Pflege lasse sich die richtige Umgebung entwickeln, in der Talente sich entfalten können, was einen fruchtbaren Boden für Erfolg in der Zukunft schaffte.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.