Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Evolution der Ausbilder: Neue Rollen und Kompetenzen in HR

In der heutigen Arbeitswelt stehen Ausbildende und Personalverantwortliche vor neuen Herausforderungen. Die traditionelle Rolle des Ausbilders hat sich in den letzten Jahren stark verändert und erfordert nun ein breiteres Spektrum an bewährten und neuen Kompetenzen. Von der Vermittlung von Fachkenntnissen bis hin zur Förderung von sozialen, digitalen, überfachlichen Fähigkeiten und der Unterstützung beim lebenslangen Lernen – die Anforderungen an Ausbilder sind vielfältiger und anspruchsvoller geworden.

Um das Kompetenzprofil von Ausbildenden zu skizzieren, lohnt sich ein Blick in die neue Ordnung der Ausbildereignungsverordnung sowie in die Beschäftigung mit den Future Skills (Zukunftskompetenzen), die für das Bestehen in der Arbeitswelt notwendig sind.

Folgende Kompetenzen für Ausbildende sind meiner Meinung nach ausbildungsübergreifend essenziell – aufbauend auf der Fachexpertise, die sie benötigen, um den Beruf auszubilden und Lernfortschritte überprüfen zu können.

Didaktische Kompetenz sind essenziell

Die Fähigkeit, Ausbildungsinhalte effektiv zu strukturieren und je nach Inhalt auch selbst zu präsentieren, ist entscheidend. Ausbildende müssen in der Lage sein, Lernziele festzulegen, geeignete Ausbildungsmethoden auszuwählen und den Lernprozess so zu gestalten, dass er für Auszubildende ansprechend und leicht verständlich ist. Soweit – so gut, denn diese Kompetenz ist naheliegend und wird auch im Rahmen des Ausbilderscheins trainiert.

Es gilt darüber hinaus aber nicht nur darum, die Inhalte des Ausbildungsberufs zu vermitteln, sondern sich mit überfachlichen Fähigkeiten bis hin zu Zukunftskompetenzen zu beschäftigen und zu planen, wie diese Auszubildende sich zu Mitarbeitenden entwickeln, die selbstverantwortlich arbeiten und mit der neuen Arbeitswelt zurechtkommt. Dabei treten vor allem moderne Ausbildungsmethoden wie Projektarbeit, Flipped Classroom als auch Gamification in den Vordergrund.

Die Rolle der Ausbildenden entwickelt sich hierdurch immer mehr weg vom klassischen „Erklärbär“, der ausbilderzentriert Inhalte vermittelt, sondern sich selbst amortisiert und Platz für selbstverantwortliches Lernen seitens der Auszubildenden ermöglicht. Die Rolle lässt sich damit eher als die von „Lernbegleitenden“ oder „Lernarchitekten“ beschreiben.

Ausbildende müssen agil und anpassungsfähig sein

Neue Systeme, Rahmenbedingungen, Ausbildungsmethoden, Anforderungen in der Betreuung verlangen eine hohe Veränderungsbereitschaft seitens der Ausbildenden.

Daher sollten sie bereit sein, ihr Vermittlungskonzept und ihre Methoden kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen, um den Bedürfnissen der Auszubildenden gerecht zu werden. Verschiedene Hintergründe, Lerntypen oder Anforderungen aus dem Fachbereich beziehungsweise der neuen Arbeitswelt haben dabei stetig Einfluss. Mit Blick hierauf werden Ausbildende zu „Veränderungsmanagern“.

Es braucht mehr interkulturelle Sensibilität

Die Arbeitswelt wird zunehmend globalisiert, was bedeutet, dass Ausbildende mit einer Vielzahl von kulturellen Hintergründen und Perspektiven konfrontiert sind. Interkulturelle Kompetenz ist daher zu einer unverzichtbaren Fähigkeit geworden. Ausbildende sollten sensibel für kulturelle Unterschiede und in der Lage sein, ein inklusives Lernumfeld zu schaffen, das die Vielfalt der Lernenden widerspiegelt.

Gleichzeitig müssen sie die entstehenden Unterschiede und auch potenziellen Konflikte managen und auch kommunikativ lösen können. Ihre Rolle ist hierbei die eines „Kommunikationsmanagers“ und die eines „Vermittlers“.

Digitale Kompetenzen sind ein Muss

Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt revolutioniert und die Art und Weise, wie wir arbeiten und lernen, grundlegend verändert. Ausbildende müssen mit den neuesten Technologien vertraut sein und in der Lage sein, digitale Tools effektiv in die Ausbildung zu integrieren. Von virtuellen Klassenzimmern über Online-Trainingsplattformen, der Planungssoftware bis hin zu sozialen Medien – die Möglichkeiten digitaler Lernumgebungen sind vielfältig und bieten neue Chancen für innovative Ausbildungsmethoden.

Die Rolle der Ausbildenden entwickelt sich hier immer mehr zum „Technikfreak“, da sie sich damit mit den neusten Trends und Themen auseinandersetzen müssen. Sie loten aus, wie digitale Trends das Lernen unterstützen können und wägen ab, was auch inhaltlich an Auszubildende vermittelt werden muss. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz als Lernunterstützung, der gleichzeitig durch Lerninhalte darüber ergänzt wird, wie künstliche Intelligenz im Arbeitsleben eingesetzt werden kann.

Ohne Empathie und Coaching geht es nicht

Ausbildende sollten in der Lage sein, eine unterstützende und einfühlsame Beziehung zu ihren Lernenden aufzubauen, ihre individuellen Bedürfnisse zu erkennen und sie dabei zu unterstützen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Dies erfordert eine starke emotionale Intelligenz und die Fähigkeit, sich in die Lage anderer Menschen hineinzuversetzen.

In ihrer Rolle entwickeln sie sich daher immer mehr zum „Coach“, der Auszubildende bei der Entwicklung von Selbstverantwortung und in ihrem Prozess unterstützt.

Selbstreflexion und lebenslanges Lernen als Basis

Ausbildende müssen sich kontinuierlich weiterbilden und ihre eigenen Ausbildungsmethoden kritisch reflektieren, um sich ständig zu verbessern und mit den neuesten Entwicklungen in ihrem Bereich Schritt zu halten.

Aber auch auf persönlicher Ebene bedarf es eine starke Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Auszubildenden, dem Lösen von Konflikten und auch in ihrer Wirksamkeit beim Vermitteln von Inhalten. Ausbildende nehmen hier eine Rolle als „Vorbild“ und „Lernende“ ein, die ihre Rolle und ihren Einfluss als Ausbildende kritisch hinterfragen.

Selbstverantwortung der Auszubildenden muss zunehmen

Viele der Kompetenzen und Rollen zeigen, dass das Lernen in der Ausbildung mit immer mehr Selbstverantwortung seitens der Auszubildenden stattfindet. Dies ist offensichtlich eine Herausforderung. In ihren Elternhäusern und in der Schule lernen Auszubildende oft nicht, selbstständig zu sein. Deshalb müssen Sie erst einmal Selbstverantwortung lernen.

Dies wird die Hauptaufgabe von Ausbildenden sein, sie mit den oben genannten Kompetenzen bei diesem Lernprozess zu unterstützen. Von Auszubildenden wird damit aber nicht nur mehr verlangt, sondern es wird auch an sie appelliert, sich selbst einzubringen und ihre Ausbildung und ihre berufliche Zukunft mitzugestalten.