Welche Kriterien die Jugendlichen bei der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf beeinflussen – dies hat das Bundesinstitut für Berufsbildung im Rahmen eines Forschungsprojekts „Bildungsorientierungen und -entscheidungen Jugendlicher im Kontext konkurrierender Bildungsangebote“ untersucht.
Einkommen, Karriere und gesellschaftliche Anerkennung sind ebenfalls wichtig
Demnach ist für fast alle Jugendlichen ein wichtiger Grund, dass die Arbeit im zukünftigen Beruf interessant sein soll. Allerdings geht es den BIBB-Forschern zufolge den meisten Jugendlichen um mehr: Spätere Verdienstmöglichkeiten und Karriereperspektiven sowie der Grad gesellschaftlicher Anerkennung seien ebenfalls mitentscheidende Kriterien bei der Berufswahl. Stünden zwei miteinander verwandte Berufe zur Auswahl, gäben die letztgenannten Motive oft den Ausschlag. Dies gelte selbst dann, wenn es in diesem Beruf viel schwieriger sei, einen Ausbildungsplatz zu finden, und der Erfolg bei der Ausbildungsplatzsuche keineswegs sicher sei, so die Forscher.
Beispiel Kaufmann/-frau im Einzelhandel vs. Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk
In dem Forschungsprojekt wurde konkret das Berufswahlverhalten der Jugendlichen in den Berufen „Kaufmann/-frau im Einzelhandel“ und „Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk“ verglichen. Laut BIBB übertrifft die Zahl der Bewerber/-innen im Beruf „Kaufmann/-frau im Einzelhandel“ deutlich die Zahl der Ausbildungsstellen, sodass hier viele Jugendliche im vergangenen Jahr vergeblich nach einem Ausbildungsplatz suchen (6.400). Dagegen fehlten 2015 im Beruf „Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk“ 3.600 Bewerber/-innen.
Auch wenn die verkäuferisch-beratende Tätigkeiten in beiden Berufen auch aus Sicht der Jugendlichen eng miteinander verwandt sind, verbinden die Azubis in spe mit dem Beruf „Kaufmann/-frau im Einzelhandel“ deutlich bessere Einkommens- und Entwicklungsperspektiven. Zudem rechnen die Jugendlichen mit positiveren Reaktionen der Familie und Freunden, wenn sie sich für diesen Beruf entscheiden und eben nicht für den Beruf „Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk“, so die BIBB-Forscher. Mit diesen Vorstellungen falle es offenbar selbst jenen Jugendlichen schwer, sich dem Beruf „Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk“ zuzuwenden, die bei ihrer Ausbildungsplatzsuche als „Kaufmann/-frau im Einzelhandel“ erfolglos geblieben wären.
Bessere Informationsangebote in der Berufsorientierung
Das BIBB sieht einen großen Handlungsbedarf, das Informationsangebot für Jugendliche und ihre Familien während der Berufsorientierung zu verbessern. Es käme nicht nur darauf an, das Interesse an der jeweiligen Tätigkeit zu wecken. Die Ergebnisse des BIBB-Forschungsprojektes zeigten, dass es ebenso wichtig sei, die durch den Beruf eröffneten Möglichkeiten in Bezug auf Einkommen, Weiterentwicklung und soziale Anerkennung in den Blick zu nehmen, vermeintliche oder reale Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Berufen zu verringern und diese Veränderungen den Jugendlichen und ihren Eltern bewusst zu machen.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Bildungsorientierungen und -entscheidungen Jugendlicher im Kontext konkurrierender Bildungsangebote“ sind im Internet unter › www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/ erhältlich.