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Auslandsmobilität von Azubis – noch Luft nach oben

Eine junge Frau betrachtet einen Globus, denn sie in den Händen hält
Rund fünf Prozent der Azubis nutzen die Chance, einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland zu verbringen. Foto: © luna/Fotolia.de

Eine aktuelle Mobilitätsstudie der Nationalen Agentur Bildung für Europa (NA) beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zeigt, dass 5,3 Prozent der Auszubildenden hierzulange im Jahr 2017 die Chance einer Auslandsqualifizierung genutzt und einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland verbracht haben. Fast jeder zweite Azubi wurde dabei durch das von der Europäischen Union geförderte Programm Erasmus+ unterstützt.

Von künftigen Industriekaufleuten nutzt jeder zehnte das Erasmus+-Programm

Zahlenmäßig am stärksten unter den dualen Ausbildungsberufen vertreten waren angehende Industriekaufleute: 1788 Azubis nahmen an einem Erasmus+-Mobilitätsprojekt der Förderrunde 2015 teil – das sind 10,3 Prozent der insgesamt 17 352 Auszubildenden in diesem Beruf. Damit wurde die Zielmarke von zehn Prozent, die der Deutsche Bundestag für das Jahr 2020 anstrebt, beim fünftstärksten Ausbildungsberuf in Deutschland bereits erreicht.

Höchste Mobilität bei angehenden Investmentfondskaufleuten

Es gibt jedoch Berufe mit einer wesentlich geringeren Zahl an Auszubildenden, die noch höhere Mobilitätsquoten aufweisen. Am mobilsten zeigten sich angehende Investmentfondskaufleute; von ihnen verbrachten fast drei Viertel (70,37 Prozent) eine Zeit im Ausland. Mit großem Abstand folgten an zweiter Stelle mit knapp einem Viertel (23, 61 Prozent) Elektroniker/Elektronikerinnen für Gebäude- und Infrastruktursysteme. Auf dem dritten Platz mit 20 Prozent rangierten Elektroanlagenmonteure und -monteurinnen. Überdurchschnittlich mobil waren auch Goldschmiede/-schmiedinnen (15,59 Prozent) und Kosmetiker/-innen (14,69 Prozent), außerdem Azubis im Beruf Systemelektroniker/-in (14,67 Prozent). Der hohe Anteil von Azubis aus Berufen mit relativ geringen Azubizahlen könne, so das BIBB, auch schon dadurch zustande kommen, dass eine oder zwei engagierte Berufsschulen ihren Schülern Mobilitätsangebote machen.

Einzelhandelskaufleute und Verkäufer – kaum Interesse an Auslandsqualifizierung

Ausgerechnet in den Berufen mit den höchsten Auszubildendenzahlen entscheiden sich Azubis nur selten dafür, die Option einer Auslandsqualifizierung zu nutzen. Die Ausbildung zum/zur Kaufmann/-frau im Einzelhandel war auch 2016 mit 24 216 Abschlüssen der am häufigsten gewählte Beruf, doch lediglich 0,74 Prozent nahmen an einem Erasmus+-Programm teil. Ähnlich sieht es beim Beruf Verkäufer/-in mit 17 583 Abschlüssen aus; dort lag die Mobilitätsquote nur bei 0,45 Prozent.

Spitzenquoten beim Auslandsaufenthalt in den „kleinen“ Berufen sind nach Ansicht der BIBB-Experten für die zahlenmäßig starken Ausbildungsberufe wohl nur schwer zu erzielen. Ein verstärktes Engagement der „großen“ Ausbildungsberufe könne aber dazu beitragen, die angestrebten zehn Prozent bis 2020 zu erreichen.

Es sind Mobilitätskonzepte notwendig, die den besonderen Bedingungen in der beruflichen Bildung gerecht werden und die Potenziale des beruflichen Lernens gewinnbringend einbeziehen,

sagt BIBB-Forschungsdirektor Hubert Ertl. In einer Zeit, in der Kompromisse auf europäischer Ebene in vielen Politikbereichen nur schwer zu erzielen seien, komme ein Plädoyer für mehr Mobilität im europäischen Raum genau richtig.

Weitere Informationen zur Mobilitätsstudie „Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung 2017“ gibt es > hier.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.