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Automatisierung macht Weiterbildung dringend notwendig

Symbolisch dargestelltes Gehirn in einer komplexen Welt
Ohne sich weiterzubilden, verlieren Berufstätige angesichts der Automatisierung den Anschluss an die Arbeitswelt.
Foto: © metamorworks/StockAdobe

Nicht nur neue Technologien, sondern auch die Globalisierung und eine alternde Bevölkerung werden Arbeitsplätze und die erforderlichen Qualifikationen verändern. In Deutschland besteht bei mehr als jedem zweiten Arbeitsplatz (54 Prozent) das Risiko, dass sich die Anforderungen aufgrund der Digitalisierung ändern werden oder der Arbeitsplatz – im Extremfall – ganz verschwindet. Im OECD-Durchschnitt sind etwa 46 Prozent aller Jobs signifikant von der Automatisierung betroffen. Damit sichergestellt wird, dass die Arbeitswelt der Zukunft für alle funktioniert, benötigen die betroffenen Arbeitnehmer bessere Qualifizierungs- und Umschulungsmöglichkeiten. Das zeigt die OECD-Studie „Getting Skills Right: Future-Ready Adult Learning Systems“.

Vor allem Menschen in Jobs mit niedrigem Automatisierungsrisiko bilden sich weiter

Ohnehin schon gut ausgebildete Erwerbstätige bilden sich am häufigsten fort. Die Wahrscheinlichkeit für Hochqualifizierte, an einer Weiterbildung teilzunehmen, nimmt bei niedrig qualifizierten Erwachsenen deutlich ab. Weitere Gruppen, die kaum von Qualifizierungsmaßnahmen profitieren, sind ältere Menschen, Niedriglohn- und Zeitarbeitskräfte sowie Arbeitslose. In Deutschland nehmen 46 Prozent der Erwachsenen an berufsbezogener Fort- und Weiterbildung teil, was über dem OECD-Durchschnitt von 40 Prozent liegt. Bei gering Qualifizierten sinkt dieser Anteil auf 19 Prozent und bei Langzeitarbeitslosen auf 26 Prozent. Besonders besorgniserregend sei, so die Studie, dass nur 47 Prozent aller Arbeitnehmer in Jobs mit hohem Automatisierungsrisiko an Erwachsenenbildung teilnehmen gegenüber 67 Prozent der Arbeitnehmer mit niedrigen Risiko.

Bildungsangebote hierzulande sind zu unflexibel

Der OECD-Bericht vergleicht anhand von sieben Indikatoren die Situation in den untersuchten Ländern und identifiziert für jedes Land die wichtigsten Reformbereiche. Deutschland schneidet in vier der Dimensionen unterdurchschnittlich ab: bei Inklusion (wie inklusiv ist das Erwachsenenbildungs-angebot?), Flexibilität und Beratung (gibt es flexible Erwachsenenbildungsangebote und stehen Orientierungshilfenzur Verfügung?), Anpassungsfähigkeit der Erwachsenenbildung an den Qualifikationsbedarf sowie subjektive Wirkung des Erwachsenenbildungssystems (was sind die Ergebnissevon Erwachsenenbildung?). Die mangelnde Flexibilität der Bildungsangebote und die unzureichende Beratung stellen hierzulande ein wesentliches Hindernis für die Teilnahme an Weiterbildung dar. So steht Deutschland im internationalen Vergleich mit nur elf Prozent aller Lernenden im Fernunterricht und 19 Prozent Erwachsenen, die jährlich Informationen zum Thema Aus- und Weiterbildung suchen, vergleichsweise schlecht da.

Empfehlung: Hürden für unterrepräsentierte Gruppen abbauen

Der Bericht zeigt außerdem, dass Weiterbildung oft auch an mangelnder Motivation der Menschen scheitert: Innerhalb der OECD-Länder hat rund die Hälfte der Erwachsenen kein Interesse an solchen Angeboten. Die OECD empfiehlt, die Hürden für Fort- und Weiterbildung insbesondere für unterrepräsentierte Gruppen abzubauen, zum Beispiel durch finanzielle Anreize, Bildungsurlaub und Anerkennung am Arbeitsplatz erworbener Kompetenzen. Darüber hinaus wäre eine Flexibilisierung des Weiterbildungsangebots sinnvoll, etwa durch modulare Angebote im Rahmen des lebenslangen Lernens. Dies sollte über die Schaffung nachhaltiger Strukturen der Aus- und Weiterbildungsangebote geschehen.

Weitere Informationen über die Studie gibt es > hier.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.