Insbesondere sozial benachteiligte Jugendliche haben es schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Diesen nimmt sich die bundesweite Initiative Joblinge an. Die gemeinnützige Organisation verbindet Qualifizierung in der Praxis mit persönlicher, individueller Förderung und der konkreten Chance, sich einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz aus eigener Kraft zu erarbeiten.
Bild: TE Connectivity
Auch wenn die Wirtschaft brummt: Mehr als 500 000 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren sind in Deutschland arbeitslos oder befinden sich in Maßnahmen des Übergangssystems zwischen Schule und Beruf. Gleichzeitig blieben 2016 nach Angaben des Bundesbildungsministeriums 43 000 Lehrstellen unbesetzt – so viele wie nie zuvor. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass insbesondere sozial benachteiligte Jugendliche nicht von der positiven Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes profitieren. Hier setzt die bundesweite Initiative Joblinge an. Finanziert wird die gemeinnützige Organisation zu 60 Prozent mittels öffentlicher Förderung und zu 40 Prozent aus privaten Spenden.
Orientierungshilfe für eigene Stärken
Soweit die Theorie. Wie das ganz praktisch aussieht, wurde jüngst bei den Joblingen Frankfurt-Rhein-Main am Standort Darmstadt deutlich. Gessica Grida, Sascha Marquart und Ladislav Putnoky sind seit September 2017 erfolgreiche Teilnehmer des Programms. Am Nikolaustag erhielten sie Stipendien, die von dem Technologieunternehmen TE Connectivity mit insgesamt 15 000 Euro finanziert wurden. In dem sechs Monate dauernden Programm erlernen sie in Gruppenprojekten wichtige Sozial- und Jobkompetenzen. Darüber hinaus erhalten sie Orientierungshilfe über die eigenen Stärken und passende Berufe. Anschließend sammeln sie in Unternehmen Praxiserfahrung.
Während der gesamten Zeit werden sie zum einen von den hauptamtlichen Joblinge-Mitarbeitern begleitet. Zum anderen steht jedem Jugendlichen ein persönlicher, ehrenamtlicher und geschulter Mentor aus den Partnerunternehmen zur Seite. Das Matching erfolgt nach einem Eingangsworkshop. Für die Koordination zwischen Jugendlichen und Mentoren zeichnet in Darmstadt Mustafa Eroglu (im Bild ganz rechts) verantwortlich. Mit Erfolg: Der Umgang der Jugendlichen mit Ulrich Haase, ehrenamtlicher Mentor und bei der Döhler GmbH als technischer Leiter tätig, ist locker und wirkt vertraut.
Persönliche Betreuung wichtig
„Die Mentoren fungieren als Coach, Vorbild und Vertrauensperson“, erklären Martina Held und Justine Hüther, Unternehmenskoordinatorinnen bei Joblinge in Darmstadt (im Bild 2. v. l. bzw. 2. v. r.). Sie wissen den zeitlichen Einsatz der Ehrenamtler zu schätzen, doch scheint er ihnen auch etwas zurückzugeben: „Die meisten sind Wiederholungstäter“, ergänzen sie lachend. Die persönliche Betreuung und die wöchentlichen Treffen seien enorm wichtig, da viele Jugendliche aus Verhältnissen kämen, in denen sie keine Unterstützung erhielten. Die Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern ist eng. Es gibt jedoch auch den Weg, den die drei Jugendlichen in Darmstadt gewählt haben: Sie bewarben sich für ein Stipendium.
„Als globales und vielseitiges Unternehmen sehen wir unsere Pflicht und Verantwortung darin, junge Talente zu fördern und beim Überwinden von Barrieren zu unterstützen, die sozialen Strukturen geschuldet sind“, sagt Dr. Christiana Vonofakou, Globale Personalprojektleiterin von TE Connectivity in Darmstadt (im Bild 3. v. r.). Weitere Unterstützer sind bei der Initiative gerne gesehen. Unternehmen können sich unter anderem als lokaler Förderer, als Ausbildungspartner und als Mentoringpartner engagieren.