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Ungleichgewicht wächst weiter

Menschen bilden die Form einer ausgeglichenen Waage
So ausgeglichen ist die Balance von Angebot und Nachfrage bei Ausbildungsplätzen nicht.
Foto: © tai111/Fotolia.de

2017 wurde hierzulande erstmals seit 2011 der Negativtrend bei der Ausbildungsplatznachfrage gebrochen: 603 500 junge Menschen, 0,4 Prozent mehr als im letzten Jahr, interessierten sich für eine Azubistelle. Das liegt vor allem daran, dass mehr Geflüchtete Ausbildungsplätze nachfragten. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte 26 400 Menschen im Kontext von Fluchtmigration, die dieses Jahr eine Berufsausbildung aufnehmen wollten und auch die Voraussetzungen hierfür mitbrachten. Von diesen konnten 14 700 der offiziellen Ausbildungsplatznachfrage zugerechnet werden, da sie ihr Interesse bis zum Stichtag 30. September aufrechterhielten – rund 9000 mehr als im Jahr zuvor. Das sind aktuelle Ergebnisse von Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarkts.

Angebot an Azubiplätzen stieg stärker als die Nachfrage

Die Untersuchung zeigt, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen bundesweit jedoch noch stärker stieg als die Nachfrage: Es nahm im Vergleich zu 2016 um 1,5 Prozent auf 572 200 zu. Damit verbesserten sich zwar die Chancen der Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz zu finden, allerdings gab es weiterhin große regionale Unterschiede. Während zum Beispiel in den bayerischen Arbeitsagenturbezirken Schwandorf und Regensburg mehr als 118 Ausbildungsplatzangebote je 100 Ausbildungsplatznachfrager zur Verfügung standen, waren es im nordrhein-westfälischen Oberhausen nur 76. Aufgrund der Ungleichgewichte gab es auch dieses Jahr wieder Schwierigkeiten, Angebot und Nachfrage von Ausbildungsplätzen zusammenzuführen.

Zwölf Prozent mehr offene Ausbildungsstellen als 2016

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg daher bundesweit nicht so stark, wie es rein rechnerisch möglich gewesen wäre. Zum 30. September 2017 gab es hierzulande 48 000 offene Ausbildungsstellen – zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. So viele unbesetzte Plätze gab es seit 1994 nicht. Insgesamt wurden in diesem Jahr 523 300 neue Ausbildungsverträge registriert, lediglich 0,6 Prozent mehr als 2016. Dabei nahm nur die Zahl der Verträge zu, die mit jungen Männern abgeschlossen wurden; hier gab es einen Anstieg um drei Prozent auf 325 600 Neuverträge. Die Zahl der mit jungen Frauen abgeschlossenen Verträge sank dagegen zum neunten Mal in Folge und nahm um 3,2 Prozent gegenüber dem letzten Jahr ab. Mit 197 600 lag sie erstmals unter 200 000.

Weitere Informationen des BIBB zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2017 gibt es > hier.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.