von Warren van Hasz.
Wenn Unternehmen Mitarbeiterqualifizierungen wie Trainings oder Coachings initiieren, müssen diese Maßnahmen einen Return-on-Investment (ROI) erzeugen. Anders ausgedrückt: Die Kosten sollten durch die neu erlernten Fähigkeiten, die mit einer Wertsteigerung der Arbeit der Angestellten verbunden sind, wieder eingenommen werden. Doch wie lässt sich messen, wie erfolgreich Mitarbeiterqualifizierungen waren oder nicht?
Evaluation ist das Stichwort. Dazu gehört das Erfassen der Situation vor Beginn des Einleitens eines Prozesses zum Erreichen einer Zielsetzung, während des Prozesses und danach.
Die Personalentwicklung evaluiert zu selten
Gerade im Bereich der Personalentwicklung ist die Frage nach intendierten (angestrebten) und nicht intendierten Wirkungen erheblich. Alleine das Initiieren einer Qualifizierungsmaßnahme erzeugt eine (nicht intendierte) Wirkung. Doch ob die Maßnahme an sich auch eine intendierte, also zielgerichtete Wirkung hat, bleibt offen. In der Wirtschaft mangelt es an seriöser Evaluation!
Zu dieser These komme ich anhand einer Studie, in der die Evaluationsidee in ausgewählten Unternehmen analysiert werden sollte. Im Rahmen eines Pre-tests habe ich eine Stichprobe von Stellenanzeigen aus dem Bereich der Personalentwicklung vorgenommen, um zu ermitteln, ob Evaluationskompetenz als Anforderung beziehungsweise als Tätigkeitsfeld aufgeführt werden. Dies war selten der Fall.
Auch die spätere schriftliche Studienbefragung brachte kaum Rückmeldungen seitens der angeschriebenen Unternehmen, die alle über eine ausgewiesene Abteilung beziehungsweise einen Leiter „Personalentwicklung“ verfügen. Eigene Erfahrungen und Erfahrungen von anderen Trainern bestätigen dieses Bild: Eine fundierte Evaluation ist in der Wirtschaft wenig verbreitet.
NGOs wissen, wie Evaluation geht
Ganz anders die Evaluationen in der Entwicklungszusammenarbeit beziehungsweise im Bereich der Bildung und sozialen Dienstleistungen. NGOs sind hier Vorreiter, denn sie praktizieren diese genaue Wertüberprüfung der Maßnahmen schon lange. In Programmen und Maßnahmen von NGOs sowie bei allen Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit oder im Bereich der Bildungspolitik müssen diese laut Bundesrechnungshof seriös evaluiert werden. Kein Wirkungsnachweis, kein Geld, so einfach ist dort die Welt.
Eine seriöse Evaluation überprüft Qualifizierungsmaßnahmen nicht nur über Teilnehmerfeedbacks, in denen es sowieso nur Zustimmung hagelt. Sie erfasst und bewertet die Prozesse und Ergebnisse zur Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion nach genauen wissenschaftlichen Standards und Gütekriterien.
Die Wirkung von Weiterbildungsmaßnahmen feststellen
Evaluation im Sinne von Design, Wirklogik, qualitativer und quantitativer Datenerhebungsmethoden und Auswertungsverfahren, ist der Sozialwissenschaft entnommen und folgt einem wissenschaftlichen Anspruch. Sie orientiert sich zum Beispiel an den › DeGEval-Standards, sowie einer Evaluationstheorie und -konzeption.
Die genaue Dokumentation ermöglicht erst einen Vergleich zwischen den Ist-Werten und den vorher festgelegten Soll-Werten anhand festgelegter Indikatoren. Sie beschafft nützliche, abgesicherte und vereinheitlichte Informationen, die eine Bewertung oder Verbesserung des erhobenen Objekts unterstützen. Die Evaluation dient also der rückblickenden Wirkungskontrolle, der vorrausschauenden Steuerung und Reflexion, sowie dem Verständnis von didaktischen Situationen, Prozessen und Problemen.
Fazit: Evaluation schafft Klarheit
Genaue Evaluation der Auswirkungen von Weiterbildungsmaßnahmen sind unabdingbar, wenn man wissen möchte, ob sie sich lohnen. Für die Evaluation sind sozialwissenschaftliche Methoden vonnöten, nicht nur im NGO-Bereich, sondern auch in der freien Wirtschaft.
Autor:
Warren van Hasz,
Trainer und
Vertragspartner des
Instituts für Wirtschaftspädagogik (IWP),
www.iwp-training.de