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Zu wenig Zeit für Weiterbildung

Stilisierter Kopf mit offener Schädeldecke, in die binäre Zahlen fliegen
Die Digitalisierung bringt Weiterbildungsbedarf, der vor allem durch digitale Lernformate unterstützt werden kann.
Foto: © snyGGG/Fotolia.de

Drei von vier Deutschen sehen Digitalwissen als neue Kernkompetenz an, doch die Mehrheit fühlt sich für die neue Arbeitswelt nicht optimal gewappnet. Auch haben viele Berufstätige keine Zeit, sich im Job weiterzubilden, und mehr als jedes zweite Unternehmen bietet gar keine Schulungen zu diesem Thema an.

Digitale Technologien sind im Berufsleben schon länger nicht mehr wegzudenken. 80 Prozent der Deutschen sagen, dass Computer, Internet oder digitale Produktionsmaschinen für ihre tägliche Arbeit eine große Bedeutung haben. 77 Prozent der Berufstätigen sind der Meinung, dass Digitalkompetenz für ihren Arbeitsplatz künftig genauso wichtig sein wird wie fachliche oder soziale Kompetenz. Acht Prozent denken sogar, dass Digitalkompetenz in Zukunft die wichtigste Fähigkeit von Arbeitnehmern sein wird. Das zeigt eine repräsentative Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Digitalverbands > Bitkom. Dafür wurden im August dieses Jahres 1010 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt, darunter 551 Erwerbstätige und 459 Nutzer digitaler Lernformate.

Jeder Vierte bräuchte noch Schulungen in Standardsoftware

Je nach Thema haben die Berufstätigen unterschiedlichen Nachholbedarf: Jeder Dritte (32 Prozent) hat bereits eine Weiterbildung zur richtigen Bedienung von Standardprogrammen gemacht, zum Beispiel Microsoft, SAP oder Datev. Jeder Vierte (27 Prozent) dagegen hat dazu noch keine Weiterbildung absolviert, obwohl es im Job hilfreich wäre. Zur allgemeinen Handhabung digitaler Technik hat sich jeder Fünfte (19 Prozent) weitergebildet und ein weiteres Drittel (31 Prozent) hielte das für hilfreich. Ansonsten haben sich je 13 Prozent zu Datenschutz im Internet sowie zu Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft weitergebildet, außerdem neun Prozent zu technischen Grundlagen wie Programmiersprachen, acht Prozent zu rechtlichen Grundlagen im Internet wie Urheberrecht und drei Prozent über richtiges Verhalten in Chats und sozialen Netzwerken.

Sechs von zehn Arbeitgebern bieten keine Maßnahmen zu Digitalthemen an

Den meisten Befragten fehlt es jedoch für Weiterbildungen an Zeit und Angeboten, um im Job mit den Anforderungen der Digitalisierung Schritt halten zu können. Fast drei Viertel (72 Prozent) der abhängig Beschäftigten beklagen, dass während der Arbeit keine Zeit für eine Weiterbildung zum Umgang mit neuen digitalen Technologien bleibt. 59 Prozent sagen, dass ihr Arbeitgeber gar keine Weiterbildungen zu Digitalthemen anbietet. Und 39 Prozent erklären, dass ihr Unternehmen zwar vermehrt auf neue digitale Technologien setzt, aber nicht in die dafür erforderliche Weiterbildung seiner Mitarbeiter investiert.

Lebenslanges Lernen wird immer wichtiger

Dabei sind 88 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass Weiterbildungen zu digitalen Technologien eine Voraussetzung für Erfolg im Beruf sind. Ebenso viele (89 Prozent) glauben, dass Weiterbildungen zu Digitalthemen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen und fast alle (92 Prozent) sagen, dass lebenslanges Lernen im Zusammenhang mit Digitalisierung immer wichtiger wird. Entsprechend groß sei die Bereitschaft, sich außerhalb des Jobs weiterzubilden, so die Studie. Insgesamt bilden sich drei Viertel der Bundesbürger (76 Prozent) privat weiter, dabei stehen Computerprogramme wie Microsoft Office oder Adobe Photoshop nach rein persönlichen Themen auf Platz zwei (wobei auch Photoshop inzwischen häufig für private Zwecke wie die Bildbearbeitung für Facebook & Co verwendet wird, was jedoch im Rahmen der Studie nicht differenziert wurde). 25 Prozent nutzen dafür klassische Lernformate, sieben Prozent digitale Medien. Im Programmieren bilden sich sechs Prozent weiter, davon zwei Prozent mit digitaler Technik.

Digitales Lernen erlaubt mobile und flexible Weiterbildung

Jeder fünfte Studienteilnehmer (20 Prozent) ist allerdings nicht bereit, Zeit in eine private Weiterbildung zu investieren. Bitkom-Präsident Achim Berg sieht hier Potenzial für digitale Lernformate, zumal diese den Vorlieben der Befragten entgegenkommen: 87 Prozent der Nutzer digitaler Lernformate wie etwa Lern-Apps sehen darin den Vorteil, sich immer und überall weiterbilden zu können. 59 Prozent sind überzeugt, mit digitalen Lernformaten schneller und zielgerichteter lernen zu können und 43 Prozent sagen, digitales Lernen mache mehr Spaß als mit klassischen Lernformaten.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.