Die Anzahl der Frauen in den Vorständen der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland ist im vergangenen Jahr stärker gestiegen als jemals zuvor. 25 Frauen sind neu in den Vorstand eines der börsennotierten Unternehmen Deutschlands gezogen. In 20 von ihnen gibt es damit erstmals einen weiblichen Vorstand. Von einer Gleichverteilung der Geschlechter sind die Vorstände allerdings noch weit entfernt. Das ergibt die Analyse der AllBright Stiftung, die jährlich einen Diversity-Report für die börsennotierten Unternehmen erstellt.
Wie es im Report heißt, fällt auf, dass im vergangenen Jahr verstärkt weiblich rekrutiert wurde. 28 Prozent der Neubesetzungen in den Vorständen waren Frauen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren dies noch 18 Prozent. Trotz des Anstiegs – von September 2020 bis September 2021 ist der Frauenanteil um 13,4 Prozent gewachsen – ist in mehr als der Hälfte der Unternehmen – der Vorstand vollständig männlich besetzt. In weiteren 68 Vorständen sitzt lediglich eine Frau, mehrere sind es in nur 11 von 160 Unternehmen.
Tendenziell machtlos im Vorstand
Dazu kommt: In den „entscheidenden Machtpositionen“, wie es in der Studie heißt, sind Frauen kaum vertreten. In nur zehn Unternehmen gibt es eine Vorstandsvorsitzende. „Je höher und machtvoller die Position, desto seltener sind Frauen vertreten“, heißt es in der Studie. Die Autorinnen und Autoren gehen davon aus, dass viele Unternehmen dazu tendieren, aufgrund der Frauenquote eine „Alibi-Frau“ auf Vorstandsebene zu installieren, die dann aber nur wenig Macht hat. Seit Inkrafttreten des zweiten Führungspositionengesetzes im Spätsommer müssen Unternehmen unter gewissen Voraussetzungen (unter anderem drei oder mehr Vorstandsmitglieder) mindestens eine Frau im Vorstand haben, andere Unternehmen müssen sich zumindest ein offizielles Ziel setzen, wie viele Frauen sie in den Vorstand berufen wollen.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland hinter zahlreichen anderen untersuchten Ländern: Während der Frauenanteil in den Vorständen der deutschen börsennotierten Konzernen derzeit bei gut 18 Prozent liegt, ist er in den USA (31 Prozent), Großbritannien (27 Prozent), Schweden (27 Prozent) und Frankreich (25 Prozent) deutlich höher. In etwa auf einem Niveau liegt Deutschland mit Polen. Dort sind die Vorstände der wirtschaftlich starken Unternehmen zu 17 Prozent weiblich.
Einige „Vorbilder“ unter den deutschen Unternehmen erwähnt die Studie aber auch: Einen Frauenanteil im Vorstand von mindestens 40 Prozent haben derzeit der Industriedienstleister Bilfinger, das Pharmaunternehmen Dermapharm, das Baumarktunternehmen Hornbach, das Maschinenbauunternehmen LPKFT Laser & Electronics und der Maschinenbaukonzern Pfeiffer Vacuum.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.