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Der Fachkräftemangel hat sich laut einer aktuellen Studie für Großunternehmen in den letzten drei Jahren etwas entschärft, während die Lage für Mittelständler noch problematischer geworden ist. Die Firmen schauen sich inzwischen vermehrt im EU-Ausland um, um qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Seit 2013 hat der Fachkräftemangel insgesamt zugenommen. Vor drei Jahren stellten noch 51 Prozent der Unternehmen in Deutschland Probleme bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter fest, 2014 waren es bereits 59 und derzeit sind es 61 Prozent. Allerdings sind die Unternehmen je nach Größenordnung unterschiedlich betroffen. Derzeit wird der Mangel an Fach- und Führungskräften vor allem für den Mittelstand in Deutschland zur Herausforderung: Rund sechs von zehn Unternehmen (61 Prozent) bis 500 Mitarbeiter finden heute zu wenig Qualifizierte am heimischen Markt. Vor drei Jahren taten sich noch 49 Prozent der Mittelständler schwer mir der Rekrutierung.
Bei Großunternehmen hat sich die Lage gegenüber 2013 etwas gebessert: Während damals noch drei Viertel der Firmen eine Fachkräftelücke feststellten, sind es jetzt nur noch etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent). Sie haben offenbar Wege gefunden, mehr Fachkräfte für sich zu gewinnen. Das zeigt eine Studie, die das Businessnetzwerk > LinkedIn in Kooperation mit Bitkom Research im Februar und März dieses Jahres unter 986 Personalentscheidern und Geschäftsführern sowie Vorständen in Deutschland durchgeführt hat. Die Untersuchung fand seit 2013 bereits zum dritten Mal statt.
IT- und TK-Spezialisten am meisten gefragt
Angesichts des Fachkräftemangels haben sich in den letzten Monaten fast drei Viertel der befragten Mittelständler damit beschäftigt, Personal im Ausland zu rekrutieren. Aber auch 42 Prozent der Großunternehmen planen, ausländische Mitarbeiter einzustellen. Die Unternehmen rekrutieren ausländische Fachkräfte hauptsächlich für die Tätigkeitsbereiche IT und Telekommunikation, Controlling, Einkauf und Vertrieb. Vor allem Berufseinsteiger und Young Professionals bis zu fünf Jahre Berufserfahrung sind für die Unternehmen interessant.
Fach- und Sozialkompetenzen im In- und Ausland unterschiedlich ausgeprägt
Gefragte Fachqualifikationen wie Digitalkompetenz, Wissensmanagement und Big Data-Skills sind nach Aussage der Befragten im Inland und im Ausland etwa gleich schwer zu finden. Programmierer hingegen finden über ein Viertel (27 Prozent) der Arbeitgeber „sehr leicht“ im Ausland, während nur 15 Prozent diese Wertung für die Suche in Deutschland angeben. In Bezug auf Sozialkompetenzen sind Mitarbeiter, die gut vor Publikum präsentieren können oder Kreativität mitbringen, laut Umfrage leichter im Ausland zu finden. Gesprächs- und Verhandlungsführung sind als gefragte Skills im In- und Ausland ähnlich verteilt, wohingegen cross-funktionale Kompetenzen einfacher hierzulande zu finden sind.
Soziale Netzwerke beliebtester Rekrutierungskanal
Um im Ausland Personal zu rekrutieren, setzten im Jahr 2013 schon knapp drei Viertel (72 Prozent) der Mittelständler auf soziale Netzwerke; heute sind es bereits 94 Prozent. Damit ist dieser Kanal der beliebteste. Es folgen die firmeneigene Karriereseite mit 88 Prozent, Online-Jobbörsen mit 82 Prozent und Personalvermittler mit 81 Prozent. Auf Kontakte zur BA oder der ZAV der BA setzen 70 Prozent, auf Kontakte über ausländische Geschäftspartner 66 Prozent und 60 Prozent sind auf Absolventenmessen im Ausland präsent.
Zufriedenheit mit Integrierung und Arbeitsleistung
Die Rekrutierung im EU-Ausland funktioniert schnell: 53 Prozent aller Unternehmen konnten geeignete Fach- und Führungskräfte innerhalb von drei bis neun Monaten rekrutieren. Alle Befragten schätzen, dass sich die ausländischen Mitarbeiter gut im Unternehmen integriert haben. 89 Prozent sagen, dass die Kräfte aus dem Ausland nach angemessener Einarbeitung die gleiche Arbeitsleistung erbringen wie vergleichbar qualifizierte deutscher Kollegen. Über drei Viertel (78 Prozent) der ausländischen Mitarbeiter bleiben zwei Jahre oder länger im Unternehmen.