Ob Unternehmen Elektriker, Maschinenbau- Ingenieure oder Software-Entwickler suchen – die Mehrheit der Bewerber auf MINT-Jobs ist männlich. Die wenigsten Bewerberinnen gibt es für Elektriker-Stellen; sie machen gerade einmal ein Prozent aus. Mit unter zehn Prozent vertreten sind weibliche Bewerber in folgenden Berufen: Bei Stellen für Mechatroniker und Maschinenbauingenieure liegt der Frauenanteil unter den Bewerbern bei jeweils fünf Prozent, bei Ingenieuren für Fahrzeugtechnik bei sechs Prozent, bei Elektroingenieuren bei sieben und bei Ingenieuren für Automatisierungstechnik bei neun Prozent. Genau zehn Prozent beträgt der Anteil der Bewerberinnen für Vertriebsingenieur-Jobs.
Immerhin gut ein Viertel der Bewerber als SAP-Berater ist weiblich
Auf Stellen für Software-Entwickler und Helpdesk-Mitarbeiter bewerben sich 18 Prozent Frauen. Unter den Bewerbern im Bereich Web-Entwicklung ist immerhin ein Fünftel (20 Prozent) weiblich. Ähnlich sieht es bei Stellen für Wirtschaftsingenieure mit einem Anteil von 21 Prozent aus. Bei Bewerbungen für Jobs in SAP-/ERP-Beratung und -entwicklung sind fast drei von zehn Bewerbern (28 Prozent) Frauen. Der Bereich Forschung & Entwicklung bildet eine Ausnahme: Hier ist der Anteil weiblicher Bewerber mit 56 Prozent sogar höher als der der Männer. Das zeigt eine Auswertung von > Stepstone. Grundlage der Analyse ist eine internationale Studie, für die zwischen Juli 2016 und Oktober 2019 mehr als 100 000 Bewerber, davon 20 000 aus Deutschland, befragt wurden.
Sogenannte Männer- und Frauenberufe existieren in den Köpfen weiter
Offenbar bestehen immer noch Rollenklischees bei der Berufswahl. Während der MINT-Bereich überwiegend männlich geprägt ist, gibt es auch weiterhin so genannte Frauenberufe: Auf Jobs im Bereich Assistenz und Sekretariat bewerben sich zu 87 Prozent Frauen. Im Pflegebereich sieht es kaum anders aus: Drei Viertel der Bewerbungen (76 Prozent) kommen von Frauen. Bei den Stellen, für die sich mehrheitlich Frauen bewerben, haben diese laut Stepstone zumeist auch bessere Chancen, eingestellt zu werden. Das gleiche gelte umgekehrt bei vielen männertypischen Jobs. Die weiblich dominierten Jobs werden auch schlechter bezahlt, was den immer noch bestehenden Gender Pay Gap zum großen Teil erklärt.
Simone Reif, Geschäftsführerin bei Stepstone, denkt, dass der demografischer Wandel und die Fachkräfteknappheit insbesondere im MINT-Bereich für mehr Durchlässigkeit sorgen werden.
Hier werden Arbeitgeber zunehmend neue Wege bei der Ansprache von Nachwuchskräften und besonders bei der Flexibilisierung von Arbeitsbedingungen gehen – einfach, weil sie es müssen,
so Reif. Nur wenn die Arbeitsbedingungen zur Realität und der Lebensplanung der Frauen passen, wird aus ihrer Sicht die hohe Nachfrage mittelfristig auch zu einem Umdenken bei der Berufswahl führen.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.