Laut der Studie ›„Azubi-Recruiting Trends 2018“ erhielten dieses Jahr rund 57 Prozent der befragten Bewerber mehr als ein Ausbildungsplatzangebot. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Bewerber zwischen 2 Angeboten wählen konnte – knapp 5 Prozent erhielten sogar mehr als 5 Angebote für eine Ausbildungsstelle. Es lohnt sich also, Bewerbungsprozesse genauer zu betrachten und unter Umständen neu aufzustellen.
Zwischenmenschliches statt nur Zahlen und Fakten
In unserer Studie „Azubi-Recruiting Trends 2017“ haben wir Bewerber gefragt, welche Bestandteile einer Bewerbung sie als besonders wichtig erachten. Analog dazu haben wir Ausbilder gefragt, welche Mittel sie wie häufig im Rahmen von Bewerbungsverfahren einsetzen.
Auf den Plätzen 1 und 2 der als „wichtig“ erachteten Bewerbungsbestandteile herrscht Einigkeit hinsichtlich des Bewerberinterviews und der Bewerbungsunterlagen. Deutliche Abweichungen der Meinungen von Bewerbern und Ausbildungsverantwortlichen, gibt es hingegen bei der Einschätzung der Wichtigkeit von Schulnoten im Bewerbungsprozess. Nur 47 Prozent der Bewerber halten Schulnoten für wichtig, aber 82,50 Prozent der befragten Ausbildungsverantwortlichen nutzen diese Werte zur Vorselektion ihrer Bewerber.
Ebenfalls starke Abweichungen ergaben sich beim Wunsch der Bewerber nach Praktika und Probearbeiten im Angebot der Unternehmen. Über 70 Prozent der Bewerber möchten diese Chancen gerne nutzen, um den Ausbildungsberuf und ihren potenziellen Arbeitgeber im Vorfeld besser kennenzulernen. Diesem Wunsch stehen jedoch nur knapp 30 Prozent der befragten Arbeitgeber gegenüber, die ihren Bewerbern solche Optionen anbieten.
Als häufigste Gründe für einen Ausbildungsabbruch konnten einerseits falsche Vorstellungen vom Beruf und andererseits zwischenmenschliche Probleme im Ausbildungsbetrieb eruiert werden.
In diesem Kontext kann ein gutes Praktikum wirksam vorbeugen, weil dem Bewerber schon im Vorfeld die Gelegenheit geboten wird, seine zukünftigen Kollegen, das Tätigkeitsfeld und das Unternehmen kennenzulernen. Vor diesem Hintergrund ist es nur schwer nachvollziehbar, warum Unternehmen in diesem Bereich noch immer so zurückhaltend agieren.
Test ist nicht gleich Test
Testverfahren genießen bei Bewerbern und Ausbildungsunternehmen eine vergleichbar hohe Akzeptanz. 71,90 Prozent der befragten Bewerber befürworten den Einsatz von Testverfahren und 72,50 Prozent der Unternehmen setzen im Bewerbungsverfahren Einstellungstests ein.
Aber Test ist nicht gleich Test! In dieser Hinsicht haben Bewerber durchaus andere Präferenzen als die Ausbildungsbetriebe. Während die Unternehmen besonders gerne Leistungs- und Wissenstests zur Bewerberauswahl einsetzen, schätzen die Bewerber insbesondere Testverfahren, die auch persönliche und soziale Kompetenzen erfassen (86,74 Prozent) und darüber hinaus einen erkennbaren Bezug zum Beruf beinhalten (79,73 Prozent). Eine hohe „Augenscheinwahrscheinlichkeit“ des Tests erhöht die Akzeptanz der Testverfahren – verstehe ich den Sinn eines Testverfahrens, bin ich auch eher bereit mich diesem zu stellen.
Auch wenn die Generation Z gerne Videogames spielt, bevorzugt über die Hälfte (55,55 Prozent) bei Einstellungstests doch eine klassische Teststruktur, angelehnt an die gewohnte Form von Klassenarbeiten. Hinsichtlich der optimalen Testdauer, werden Auswahlverfahren mit einer Dauer von 30 bis 60 Minuten von Bewerbern am positivsten bewertet (45,46 Prozent). Bezüglich der Art der Durchführung von Tests, liegt uns kein eindeutiges Votum der Bewerber vor. So möchten 34,30 Prozent der befragten Bewerber Tests am liebsten zu Hause am eigenen Computer durchführen. 34,03 Prozent würden hingegen eine digitale Durchführung im Unternehmen befürworten. Immerhin 31,67 Prozent schätzen in diesem Zusammenhang noch die klassische Testvariante mit Stift und Papier.
Treffsicher die passenden Azubis finden – mit den modernen und leistungsstarken Testverfahren von
u-form: ›Jetzt die u-form Tests entdecken.
Gespräch auf Augenhöhe statt Verhör
Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins von Bewerbern, ist sicherlich der deutlich geäußerte Wunsch, im Vorstellungsgespräch gerne mehr über das Unternehmen zu erfahren, als von sich selbst erzählen zu müssen. So gaben 57,16 Prozent der Befragten an, dass sie im Vorstellungsgespräch am liebsten gefragt werden möchten, wie das Arbeitsumfeld nach ihren Vorstellungen gestaltet sein muss, damit die Arbeit Spaß macht.
In den Freitextfeldern der Studie „Azubi Recruiting Trends“ gaben viele Bewerber an, dass sie sich in Vorstellungsgesprächen oft nicht wertgeschätzt oder willkommen gefühlt haben. Nicht selten wurden hier beispielhafte Szenen beschrieben, bei denen Bewerber wie bei einem Tribunal fünf oder sechs Unternehmensvertretern gegenübersaßen, die anstatt dem Gespräch aufmerksam zu folgen, lieber untereinander tuschelten oder auf ihre Smartphones schauten. Ein Bewerber brachte es auf den Punkt: „Es wäre schön, wenn das Bewerbungsgespräch auch ein Bewerbungsgespräch wäre und kein Interview im Sinne von Aushorchen“.
Es geht darum miteinander ins Gespräch zu kommen und zu schauen, ob Erwartungen und Angebote zueinander passen. Klassische Fragen, wie die nach den Stärken und Schwächen der Bewerber, sind dagegen beliebt, weil sich Bewerber gut darauf vorbereiten können. Studien zufolge haben diese aber die Vorhersagekraft nahe der eines Würfels.
Der gute Ton
Immer wieder beschweren sich Unternehmen, dass Bewerber einfach ohne abzusagen nicht zu Vorstellungsterminen oder Einstellungstests erscheinen. Umgekehrt berichten die Bewerber, dass es nach wie vor sehr viele Unternehmen gibt, die auf Bewerbungen überhaupt nicht reagieren und auch keine Absagen verschicken. In diesem Punkt sollten Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen, wenn ein solches Verhalten auch bei Bewerbern unerwünscht ist.
Die Einschätzungen von Unternehmen und Bewerbern weichen auch in Bezug auf das „Warten“ deutlich voneinander ab. Auf die Frage „Wie schnell reagieren Sie durchschnittlich im Bewerbungsprozess?“ gaben 61,70 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen an, nach 1-2 Tagen auf eine Bewerbung zu antworten. Azubi-Bewerber machten hier jedoch andere Erfahrungen: Nur 30,60 Prozent bestätigten, dass Unternehmen tatsächlich derart schnell auf Bewerbungen reagieren.
Im Bewerbungsprozess überzeugen die Bewerber laut Studienergebnissen besonders „die gute Atmosphäre“ (53,80 Prozent) und „das sympathische Gespräch“ (47,30 Prozent). Für 40,80 Prozent war eine „schnelle Zusage“ als letzter Kick zur Wahl des Ausbildungsbetriebes entscheidend.
Unternehmen, deren Bewerbungsprozess immer noch träge und langwierig gestaltet ist, laufen demnach Gefahr, gar nicht mehr beweisen zu können, wie sympathisch sie sind, weil Bewerber sich u.U. schon für ein anderes Unternehmen entschieden haben, das schneller reagiert hat.
Social Media nicht erwünscht
Digitale Angebote, wie Snapchat oder WhatsApp, haben für den überwiegenden Teil der Bewerber nichts im Bewerbungsprozess verloren. So gaben 53,20 Prozent der Befragten an, dass WhatsApp im Bewerbungsverfahren gar nicht eingesetzt werden sollte – bei Snapchat ist die Ablehnung mit 63,29 Prozent noch stärker ausgeprägt.
Hier haben wir unsere Erkenntnisse nochmal für Sie zusammengefasst, auf dass möglichst wenig Bewerber ihre „Reise“ mit Ihnen stornieren:
Überraschungen vermeiden |
Kommunizieren Sie die Abläufe Ihres Auswahlverfahrens und den Zeitrahmen für jeden einzelnen Schritt im Bewerbungsprozess detailliert und transparent auf Ihrer Karriereseite oder im Ausbildungsflyer und halten Sie sich auch daran. |
Leichtmachen |
Achten Sie bei Online-Bewerbungen darauf, dass die Formulare einfach anzuwenden und auf die Zielgruppe zugeschnitten sind (z. B. Azubis nicht nach Gehaltswünschen fragen!). Erfassen Sie nur die Informationen, die Sie wirklich für eine erste Entscheidung benötigen und achten Sie darauf, dass Ihre Angebote auch für mobile Endgeräte optimiert sind. |
Testen |
Setzen Sie praxisnahe Testverfahren ein, die dem Bewerber eine erste Orientierung geben und ihm dabei helfen, einzuschätzen, ob der Job wirklich zu ihm passt. Testen Sie auch Faktoren der Persönlichkeit – solche Testverfahren erfahren eine besonders hohe Akzeptanz bei der Zielgruppe. |
Begeistern |
Begeistern Sie Ihre Bewerber durch schnelle Prozesse und mit Ihrer unglaublich netten und sympathischen Art. Machen Sie das Vorstellungsgespräch zu einem positiven Erlebnis, indem Sie mit den Bewerbern ins Gespräch kommen, anstatt einfach nur die klassischen Fragestellungen abzuarbeiten. |
Erleben lassen |
Geben Sie dem Bewerber die Chance, Sie, Ihr Unternehmen und seine zukünftige Tätigkeit in Ihrem Betrieb live zu erleben. Bieten Sie die Gelegenheit zu Praktika und Probearbeiten an, weil sich diese Möglichkeiten über 70 Prozent der befragten Bewerber wünschen. |
Fair bleiben |
Sie können nicht jeden Bewerber einstellen, aber seien Sie wenigstens so fair und sagen Sie zeitnah denjenigen ab, für die Sie sich letztendlich nicht entschieden haben. |
Unsere Studie „Azubi-Recruiting Trends 2018“ steht ›hier zum kostenlosen Download bereit.
›Zurück zum Special „Azubis erfolgreich rekrutieren und ausbilden„