Das ist ein Ergebnis der Studie Diversity Champions: BCG Gender Diversity Index 2019
der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG), die zum dritten
Mal in Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM)
erscheint.
Für die Studie analysierten BCG und TUM erneut die 100 größten
börsennotierten Konzerne Deutschlands im Hinblick auf Vielfalt in den
Führungsgremien. Dabei standen die Verteilung der Geschlechter in
Vorstand und Aufsichtsrat sowie deren Vergütung im Mittelpunkt. Mit
Daten aus drei Jahren in Folge lässt sich nun nicht nur der Ist-Zustand,
sondern auch die Entwicklung in den Unternehmen nachvollziehen. Zudem
wird der Index in diesem Jahr um eine Befragung zum Thema Vielfalt unter
16.700 Personen in 14 Ländern ergänzt.
Anteil von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten steigt nur schleppend
Zwar gibt es positive Signale auf dem Weg zur
Geschlechterparität in den Führungsgremien, aber sie sind nach wie vor
relativ schwach. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der
Vorständinnen um zwei Prozentpunkte gestiegen, doch sind lediglich neun
Prozent der deutschen Vorstandsposten mit Frauen besetzt (2018: sieben
Prozent; 2017: sechs Prozent). Unter den Aufsichtsräten erhöhte sich im
Jahr 2019 der Frauenanteil um bloß einen Prozentpunkt auf 32 Prozent
(2018: 31 Prozent, 2017: 29 Prozent). Aktuell leisten sich noch 59 von 100
Unternehmen einen rein männlich besetzten Vorstand.
Wie es besser geht, zeigen die diesjährigen „Diversity Champions“: An der Spitze des BCG Gender Diversity Index
stehen dieses Jahr das Finanzinstitut Aareal Bank mit 81 von 100
möglichen Punkten, das Chemieunternehmen Evonik Industries (75 Punkte)
und der Telekommunikationskonzern Deutsche Telekom (73 Punkte).
Letzterem gelingt damit das ausgewogenste Verhältnis unter den
DAX-Unternehmen. Es folgen die Konzerne Henkel, SAP und Lufthansa.
Insgesamt zeigt sich, dass große Unternehmen Vielfalt stärker
priorisieren als kleinere. So schneiden die DAX-Konzerne besser ab als
der Durchschnitt der 100 Unternehmen.
Gehaltslücke im Vorstand vergrößert sich – aber nicht in allen Bereichen
Die Lücke zwischen den Gehältern von Frauen und Männern auf
Vorstandsebene hat sich im letzten Jahr sogar wieder etwas vergrößert –
von 21 Prozent auf 23 Prozent (2017: 30 Prozent). In den Aufsichtsräten
stagniert der Gender Pay Gap bei 17 Prozent (2017: 20 Prozent). Allerdings nicht in allen Bereichen, so Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und
Organisation an der Technischen Universität München und Co-Autorin der
Studie:
Immerhin beobachten wir das folgende Nischenphänomen. In Business-nahen Positionen, beispielsweise im Produktions- oder
Vertriebsressort, verdienten Frauen im Jahr 2019 durchschnittlich acht
Prozent mehr als ihre männlichen Kollegen. Für die Ausübung sogenannter
Support-naher Ämter – etwa Personal oder Compliance – erhielten Frauen
im Vorstand sechs Prozent mehr als Männer.
Unternehmen, die Chancengleichheit an der Firmenspitze ernst nehmen,
haben einen Vorteil bei der langfristigen Bindung weiblicher Talente.
Die Befragung zum Thema Vielfalt zeigt, dass aufstiegsambitionierte
Frauen in Deutschland Diversität im Top-Management als wichtiges Signal
für die eigene Perspektive bewerten. Wenn die oberste Führungsriege als
vielfältig wahrgenommen wird, wollen 83 Prozent der befragten
ambitionierten Frauen lieber im eigenen Unternehmen aufsteigen als
anderswo.