Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Arbeitgeberbewertungsportale: Unternehmen (re)agieren zu wenig

Eine junge Frau sitz vor einem Laptop, auf dem eine Sternebewertung zu sehen ist
Bei Arbeitgeberbewertungen sind Textkommentare aus Bewerbersicht noch aussagekräftiger als Sterne. Aber die Unternehmen sollten auch darauf eingehen.
Foto: © adiruch na chiangmai/Fotolia.de

Derzeit schauen sich 48,2 Prozent der Bewerber hierzulande auf Arbeitgeber- bewertungsportalen wie Kununu oder Glassdoor um, um sich über Arbeitgeber zu informieren. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Frühjahr 2017, als es noch 45,7 Prozent waren. Rund jeder Dritte nutzt diese Plattformen bei jeder Bewerbung und ebenso viele tun dies regelmäßig. Das geht aus einer Befragung von Softgarden hervor. Dafür wurden im September und Oktober dieses Jahres 6551 Bewerber befragt, die im Schnitt 35 Jahre alt waren und 12,3 Jahre Berufserfahrung hatten.

Textkommentare in Bewertungsportalen sagen mehr aus als Sterne

Je detaillierter die Bewertungen sind, umso hilfreicher sind sie für Bewerber. Während 59,7 Prozent die bloße Gesamtbewertung durch Sterne von Mitarbeitern hilfreich oder sehr hilfreich finden, sind es bei ausführlichen Kommentaren in Textform 81,2 Prozent. Bei Bewertungen von Bewerbern finden 46 Prozent die Gesamtbewertung durch Sterne hilfreich oder sehr hilfreich, auch hier liegen ausführliche Kommentare mit 72,2 Prozent vorn.

Sichtbare Reaktion der Arbeitgeber auf Kritik ist am wichtigsten

Die Studienteilnehmer wurden auch danach gefragt, welchen Maßnahmen der Arbeitgeber zu Bewertungen sie zustimmen und welche sie eher ablehnen. Am positivsten schneidet die sichtbare Reaktion auf geäußerte Kritik ab; 82,3 Prozent stimmen dem zu. An zweiter Stelle steht die Veröffentlichung eines Arbeitgeberporträts mit 67,5. 55,2 Prozent goutieren es, wenn das Unternehmen Mitarbeiter zum Feedback auffordert. Auf die stärkste Ablehnung bei Bewerbern stößt es, wenn Arbeitgeber vollkommen passiv sind und gar nicht auf Kommentare oder Kritik reagieren; 66,4 Prozent geben dies an. 41,9 Prozent sehen es aber auch kritisch, wenn Unternehmen gezielt nur positiv gestimmte Mitarbeiter auffordern, Feedback zu geben. Lediglich bei 24,1 Prozent erfährt ein solches Verhalten Zustimmung.

Worst Case: nur negative Kritik und null Resonanz

Wenn sich Unternehmen in die Bewertungen einschalten, indem sie Statements zu Kommentaren veröffentlichen, sich für Feedback bedanken oder Stellung zum geäußerten Kommentar nehmen, ist dies für 78,1 Prozent der Befragten hilfreich oder sehr hilfreich. Nach Ansicht der Studienteilnehmer nutzen die Firmen diese Möglichkeiten jedoch oft nicht oder nur selten und gehen zu wenig auf Kritik ein. Einigen Bewerbern sind die Antworten auch zu standardisiert und gleichförmig. Einer der Befragten sagte, es gebe nichts Schlimmeres als ein Arbeitgeberprofil, auf dem fast nur negative Bewertungen sichtbar seien und keine Reaktion erfolge. In solchen Fällen habe er schon öfter auf eine Bewerbung verzichtet.

Arbeitgeberporträts ja, aber keine 0815-Profile

Die Schaltung eines Arbeitgeberporträts finden 64,2 Prozent der Umfrageteilnehmer hilfreich oder sehr hilfreich. Aus ihrer Sicht sind die Unternehmen jedoch zu wenig präsent auf den Bewertungs- plattformen. Und wenn doch, empfinden die Bewerber die Profile häufig als zu gleichförmig und unrealistisch. Die Porträts bestünden „häufig aus hohlen Phrasen“, so ein Befragter und andere schreiben, die Profile glichen sich alle, Einzigartigkeit sei nicht zu erkennen.

Die vollständigen Umfrageergebnisse sowie  Handlungstipps für Arbeitgeber können zum > Download angefordert werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.