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Bewerbermangel versus Bewerbungsflut

Der Wirtschaft fehlen Talente. Trotzdem nimmt die Zahl der Bewerbungen zu und Unternehmen müssen effektiv filtern.
Bild: © mariannette/ Fotolia.de
Der Wirtschaft fehlen Talente. Trotzdem nimmt die Zahl der Bewerbungen zu und Unternehmen müssen effektiv filtern.
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Fast vier von zehn Unternehmen (37 Prozent) im deutschsprachigen Raum beklagen, dass sie zu wenige Bewerbungen bekommen. Erwartungsgemäß haben kleine und mittlere Betriebe mehr Probleme als Großunternehmen, genügend geeignete Kandidaten auf sich aufmerksam zu machen.

Drei von fünf Betrieben flattern zu viele Bewerbungen ins Haus

Mittlerweile scheint sich jedoch auch eine gegenläufige Tendenz zu etablieren: Immer mehr Unternehmen erhalten für ausgeschriebene Stellen mehr Bewerbungen, als sie verarbeiten können. Drei von fünf Firmen geben in einer Umfrage der > Hay Group an, Schwierigkeiten damit zu haben, aus der Menge die geeigneten Kandidaten herauszufiltern. So wird es nicht allein wegen des fehlenden Angebots an qualifizierten Fachkräften für Personalverantwortliche schwieriger, die richtigen neuen Mitarbeiter zu identifizieren.

Unsere Studie zeigt, dass die Bewerberauswahl in vielen Unternehmen einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht,

sagt Thomas Gruhle, Mitglied der Geschäftsleitung der Hay Group. Daher sei es nicht überraschend, dass Stellen häufig mit Menschen besetzt würden, die für den Job nicht optimal geeignet seien.

Fluktuation von null bis 40 Prozent

Aus der Studie geht zudem hervor, dass es vielen der befragten Betriebe nicht leicht fällt, neue Mitarbeiter zu finden, die sich längerfristig an das Unternehmen binden wollen. Im Durchschnitt verlassen sechs Prozent der eingestellten Mitarbeiter den Betrieb bereits innerhalb der ersten zwei Jahre. Dabei fällt die Fluktuation in den einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich aus: Während manche Arbeitgeber in den ersten 24 Monaten keine „untreuen“ Mitarbeiter zu beklagen haben, berichten andere Firmen über eine Fluktuation von 40 Prozent.

Im Recruiting-Prozess selbst geht die Mehrheit der Unternehmen bei den Methoden zur Kandidatenauswahl eher traditionell vor. Fast alle befragten Betriebe (95 Prozent) führen bereits in der frühen Recruiting-Phase strukturierte Interviews durch. 81 Prozent nehmen Lebenslauf-Screenings vor – zeit- und kostenintensive Verfahren, so die Studie.

Psychometrische Testverfahren erst selten im Einsatz

Methoden wie etwa psychometrische Testverfahren sind hingegen noch weniger verbreitet, auch wenn sie nach Ansicht der Autoren viele Vorteile mit sich bringen. Gleich am Anfang solche automatisierten Methoden einzusetzen, gewährleiste eine schnelle Bearbeitung der Bewerbungen und sorge für einen effizienten und effektiven Prozess, so Gruhle. Außerdem bringe diese Methode positive Bewerbererlebnisse mit sich, da die Kandidaten ein rasches Feedback erhielten und wüssten, dass alle Bewerber bei diesem Verfahren gleich behandelt werden. So könne der Recruiting-Prozess verschlankt und qualitativ verbessert werden.

An der Umfrage haben Recruiter und HR-Manager aus 100 privatwirtschaftlichen und öffentlichen Organisationen teilgenommen, die insgesamt mehr als 1,1 Millionen Mitarbeiter repräsentieren und jährlich über 1,4 Millionen Bewerber im deutschsprachigen Raum haben.