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Im Rahmen einer Studie wurden Recruiter danach befragt, welche Themen ihrer Meinung nach in den kommenden drei bis fünf Jahren im Recruiting am wichtigsten sind. Danach rückt vor allem die Candidate Experience in den Fokus. Außerdem wird das Netzwerken mit Kandidaten immer wichtiger und die Automatisierung verändert das Aufgabenspektrum der Personaler.
Für die Studie „Recruiter Experience“ haben Meta HR und stellenanzeigen.de im Sommer 312 Mitarbeiter befragt, die für die Personalgewinnung zuständig sind. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass jeder zweite Recruiter gerne mehr Unterstützung von der Geschäftsführung hätte und rund 40 Prozent wünschen sich mehr Support von den Marketing- und Fachbereichskollegen. Am erfolgreichsten wird über die eigene Karrierewebseite und über Online-Jobbörsen rekrutiert. Für 43 Prozent der Teilnehmer gehört inzwischen auch Active Sourcing zu den Tätigkeitsschwerpunkten. Das Recruiting wird zunehmend digitaler: Bei mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen ist die digitale Administration der Bewerbungen die Basis. Lösungen für Talentpools, Mitarbeiterempfehlungen und automatisierte Korrespondenz sind stark nachgefragt und werden sukzessive eingeführt. Für das Recruiting der nächsten drei bis fünf Jahre hat die Studie vier Haupttrends identifiziert.
Trend Nummer eins: Candidate Experience
An erster Stelle der Recruiting-Trends steht die Candidate Experience. Sie wurde von fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) genannt. Bereits beim Erstkontakt zeigt sich, ob ein positives Bewerbungserlebnis geschaffen wird oder nicht. Eine Bewerbung bleibt außerdem in guter Erinnerung, wenn Unternehmen eingereichte Unterlagen zügig bearbeiten, die Antwort individuell formulieren und dem Kandidaten das Gefühl vermitteln, dass er wertgeschätzt wird, so die Studie. Allerdings dauert der Bewerbungsprozess immer noch zu lange: Bei 45 Prozent der befragten Unternehmen vergehen sechs Wochen vom Bewerbungseingang bis zur Entscheidungsmitteilung.
Kontaktpflege mit Kandidaten wird wichtiger
Auf dem zweiten Platz der wichtigsten Recruiting-Trends aus HR-Sicht rangiert das Thema Talent Relations mit Zielgruppen/Networking. 59 Prozent der Befragten gaben dies an. Neun von zehn Recruitern halten es für sehr wichtig, Kontakte mit potenziellen Bewerbern zu knüpfen und diese kontinuierlich zu pflegen. Für das kommende Jahr wollen Recruiter vor allem ihr Engagement bei Mitarbeiterempfehlungen, im Active Sourcing, bei Recruiting-Events sowie in Business und Social Networks ausbauen. Bislang holen sich 60 Prozent der Studienteilnehmer jedoch kaum oder nie eine Rückmeldung von abgelehnten Kandidaten. Laut der Studienautoren sind Recruiter gut beraten, dies zu tun und sich auch Feedback von neu eingestellten Mitarbeitern einzuholen.
Die Unternehmenskultur spielt eine größere Rolle
Als dritter Trend zeichnet sich ab, die Unternehmenskultur stärker als wichtigen Faktor bei der Gewinnung von Talenten zu berücksichtigen. 55 Prozent der Recruiter stimmten dieser Aussage zu. Die Generationen Y und Z wollen sich laut Studie mit ihrem Unternehmen identifizieren und ihnen sei eine sinnstiftende Tätigkeit für einen Arbeitgeber, dessen Ideale und Leitbilder sie teilen, wichtiger als ein attraktives Gehalt oder ein Dienstwagen. Die Stellenanzeige sei eine optimale Möglichkeit, Unternehmensvision und -werte schon frühzeitig zu vermitteln.
Digitalisierung entlastet HR von administrativen Aufgaben
Auf dem vierten Rang der Haupttrends bei der Personalgewinung steht die Automatisierung. Für rund jeden zweiten Recruiter (51 Prozent) zählt sie zu den wichtigsten Zukunftsthemen. Häufig dominieren derzeit allerdings immer noch klassische administrative Aufgaben wie das Sichten von Bewerbungen oder die Entscheidungsvorbereitung. Künftig werden digitale Instrumente den Personalern solche Aufgaben immer weiter abnehmen. Dieser Entwicklung stehen die meistenBefragten positiv gegenüber: 75 Prozent erhoffen sich durch die Digitalisierung operative Unterstützung. So können sie mehr Zeit in die Kontaktpflege mit potentiellen Bewerbern investieren und ein positives Bewerbererlebnis schaffen. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Aufgaben der Recruiter verändern sich auch stärker zu Aufgaben, für die Empathie, Aufgeschlossenheit und Verlässlichkeit nötig sind.
Die kompletten Studienergebnisse können > hier zum Download angefordert werden.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.