Zudem weisen die Aktien der 30 vielfältigsten Unternehmen eine geringere
Schwankungsbreite der
Aktienpreise als der DAX auf. Das legt die neue Studie Boarding Call: Wie Unternehmen mit Vielfalt den Sprung nach oben schaffen – BCG Gender Diversity Index Germany 2019
nahe, für die die Boston Consulting Group mit der Technischen
Universität München und der Deutschen Börse zusammengearbeitet hat.
Für den BCG Gender Diversity Index werden jährlich die 100
größten börsennotierten Konzerne Deutschlands analysiert. Dabei steht
sowohl die Verteilung der Geschlechter in Vorstand und Aufsichtsrat im
Mittelpunkt als auch die Vergütung der Mitglieder in beiden Gremien. Auf
Basis dieser Daten hat die Deutsche Börse ein vorläufiges Indexkonzept
zum Thema Diversity entwickelt. Im Zeitraum von März 2017 bis November
2019 wurde die Performance der besten 30 Unternehmen des BCG Gender Diversity Index am Aktienmarkt mit der des DAX-Index verglichen.
Wir haben in mehreren Untersuchungen den Zusammenhang zwischen
vielfältigem Topmanagement und der Innovationskraft von Unternehmen
nachgewiesen. Nun sehen wir das Ergebnis auch am Aktienmarkt: eine
bessere Performance. Unsere Analyse legt nahe, dass sich Frauen im Topmanagement positiv auf
die Performance eines Unternehmens am Kapitalmarkt auswirken können. Ob
sie der entscheidende Faktor dafür sind, wird eine langfristige Analyse
zeigen.
So Hauke Stars, Vorstandsmitglied der Deutschen Börse, zu den Ergebnissen der Studie.
Rückenwind vom internationalen Kapitalmarkt
Anlagen, die sich auf
Gleichberechtigung fokussieren, so genannte „Gender Lens Investing-Produkte“ (GLI), gewinnen an
Bedeutung, zumindest jenseits der deutschen Grenzen. Es handelt sich dabei um Organisationen mit einem
überdurchschnittlichen Frauenanteil in Führungspositionen oder mit einem
Produktangebot, das die Gleichstellung fördert. Innerhalb von vier
Jahren ist das verwaltete Vermögen von GLI-Produkten weltweit von 100
Millionen US Dollar im Jahr 2014 auf 2,4 Milliarden US-Dollar im Jahr
2018 gewachsen. Seit Mitte 2018 wurden mindestens zwei Dutzend neue
GLI-Anlageprodukte auf den Markt gebracht. In Deutschland gibt es diese Art des Investments hingegen bislang nicht.
Nicole Voigt, BCG-Partnerin und Koautorin der Studie erklärt dazu:
Immer mehr Investoren achten auf Geschlechtervielfalt in den
Unternehmen, in die sie investieren. Und das nicht nur aus Gründen der
Fairness, sondern weil sie die wirtschaftliche Notwendigkeit erkannt
haben.
Zur Haltung der deutschen Unternehmen, in ein vielfältiges Topmanagement zu investieren, äußert sich Voigt eindeutig:
Deutsche Unternehmen und Investoren laufen Gefahr, einen Trend zu
verpassen und die wirtschaftliche Bedeutung von Geschlechtervielfalt zu
unterschätzen.
Diversität wirkt auch nach innen
Die
Wahrscheinlichkeit, dass sich Arbeitnehmer verschiedenen Geschlechts,
unterschiedlicher Herkunft und sexueller Zugehörigkeit in Unternehmen
mit vielfältigen Vorständen und Aufsichtsräten gehört fühlen, ist um 24
Prozentpunkte höher als bei Arbeitgebern ohne diverses Topmanagement (93
Prozent gegenüber 69 Prozent). Das zeigt die neue Studie zudem eindeutig auf. Durch
gemischte Führungsriegen fühlen sich Arbeitnehmer außerdem ermutigt, sie selbst zu sein (91 Prozent
gegenüber 67 Prozent).
Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation
an der Technischen Universität München und Koautorin der Studie, resümiert dazu:
Unternehmen, die Chancengleichheit ernst nehmen
und Diskriminierung ausschließen, inspirieren und motivieren ihre
Beschäftigten dazu, sich mit all ihren Fähigkeiten einzubringen.