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Bankenbranche: Worauf Kandidaten Wert legen

Vorgesetzter in Büro in lockerem Gespräch mit Mitarbeitern
Der Wunsch nach (mehr) Personalverantwortung spielt für Jobsuchende im Bankenwesen eine sehr wichtige Rolle.
Foto: © Franz Pfluegl/StockAdobe

Mehr als drei Viertel der Führungskräfte im Bankenwesen (79 Prozent) wünschen sich vor allem einen hohen Grad an Autonomie und Selbstverantwortung im Job. An zweiter Stelle der Merkmale des idealen Arbeitsplatzes steht Personal- verantwortung mit fast drei Viertel der Nennungen (73,5 Prozent). Flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege sind für knapp zwei Drittel der Führungskräfte (63,2 Prozent) wichtig, gefolgt von flexiblen Arbeitszeiten mit 61,5 Prozent. Auf eine moderne Unternehmenskultur (zum Beispiel das Fehlen von Kleidervorschriften) legt die Hälfte Wert (50,2 Prozent). Home Office oder Mobile Office spielen für beinahe jeden Zweiten (46,7 Prozent) eine Rolle. Das sind Ergebnisse einer Befragung der GenoPersonalConsult (GPC) unter 291 Führungskräften von Banken, vom Manager ohne Personalverantwortung bis zum Geschäftsführer/Vorstand. Zwei Drittel der Teilnehmer kommen aus Genossenschaftsbanken, ein Viertel aus Sparkassen und der Rest aus Privat- und Geschäftsbanken. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 47 Jahren; 42 Prozent waren Frauen .Dass mehr männliche Führungskräfte an der Befragung teilgenommen haben als weibliche, ist laut GPC-Geschäftsführer Joachim Kehr auch ein Spiegelbild der aktuellen Personallage in den Banken.

Teilzeit ist für jede zehnte Bankerin und so gut wie keinen Banker ein Thema

Auf der Rangskala der Wünsche an den idealen Arbeitsplatz folgen die Weiterbildungsoptionen mit 43,3 Prozent, Budgetverantwortung mit 40,9 Prozent, der Dienstwagen mit 40,5 Prozent und ausgeprägter Kontakt zum Vorgesetzten sowie regelmäßiges Feedback mit 40,2 Prozent. Gut jeder dritte Befragte (34,7 Prozent) erwartet ein leistungsorientiertes Bonussystem. Soziales, ökologisches oder gesellschaftspolitisches Engagement ist für 29,2 Prozent relevant, agile Methoden wie Scrum, Design Thinking oder Kanban werden von knapp jedem Vierten 23,7 Prozent (genannt), Diensttelefon, -tablet oder ein anderes Mobile Device noch von rund jedem Fünften (21 Prozent). Dagegen spielen Angebote wie Jobticket (7,2 Prozent) oder Dienstfahrrad (2,7 Prozent) für Führungskräfte der Branche kaum eine Rolle. An einer Teilzeitbeschäftigung sind sogar nur 1,7 Prozent interessiert. Die Aufschlüsselung nach Geschlechtern zeigt, dass dieser Wunsch immerhin von fast jeder zehnten Frau (9,5 Prozent) geäußert wird, bei Männern mit nur 0,4 Prozent jedoch nur eine verschwindend geringe Rolle spielt. Auch sonst ergeben sich einige Unterschiede zwischen den Vorstellungen von weiblichen und männlichen Kandidaten. So wünschen sich zum Beispiel mehr Männer als Frauen Personal- und Budgetverantwortung, außerdem flache Hierarchien sowie einen Firmenwagen und ein Diensttelefon.

Personaler unterschätzen Bedürfnis nach Personalverantwortung und überschätzen Teilzeitwünsche

Für die Studie wurden auch 60 Personalverantwortliche der Finanzbranche dazu befragt, was Jobsuchenden aus ihrer Sicht wichtig ist. Hier zeigte sich, dass sie nicht immer wissen, was Kandidaten wollen. Besonders stark unterschätzten sie den Wunsch der Führungskräfte nach Personalverantwortung – hier gab es eine Abweichung von 61,8 Prozent. Auch den Wunsch nach Weiterbildungsmöglichkeiten schätzten sie mit einer Diskrepanz von 36,7 Prozent als deutlich niedriger ein. Hinsichtlich der Budgetverantwortung lag die Abweichung mit 35,9 Prozent kaum niedriger. Beim Thema Teilzeit sieht es mit einer Differenz von 31,6 Prozent ähnlich aus.

Wechselmotive: Neben Personalverantwortung vor allem mehr Gehalt und Wertschätzung

Gefragt danach, was sie zu einem Jobwechsel motivieren würde, nannten fast zwei Drittel (64,9 Prozent) und damit die meisten befragten potenziellen Kandidaten die Entwicklungsperspektiven, also mehr Karrieremöglichkeiten und Personalverantwortung. Ein besseres Gehalt und mehr Wertschätzung/eine bessere Arbeitsatmosphäre stehen als Motiv gleichrangig auf Platz zwei. Zeitliche und örtliche Flexiblität, etwa durch Homeoffice, gab lediglich jeder Vierte (25,1 Prozent) an. Auch hinsichtlich der Gründe, den Arbeitsplatz zu wechseln, irrten sich die Personalverantwortlichen an einigen Punkten. Besonders stark unterschätzten sie den Wunsch nach mehr Karriereperspektiven und mehr Wertschätzung, während sie die Ambition nach fachlichen Entwicklungsperspektiven deutlich überschätzten, ebenso wie den Wunsch nach zeitlicher und örtlicher Flexibilität.

Die vollständigen Studienergebnisse stehen zum > Download zur Verfügung.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.