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Immer mehr Unternehmen hierzulande stellen Flüchtlinge ein. Der Anteil der Firmen, die Flüchtlinge beschäftigen oder ausbilden, ist zuletzt um vier Prozent auf über zehn Prozent gestiegen. In den vergangenen Monaten haben dabei sowohl kleine als auch mittlere Betriebe ihr Engagement erhöht. Fast jedes dritte große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern beschäftigt Flüchtlinge. Im Frühjahr 2016 traf dies nur auf jedes siebte Unternehmen zu. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln ( IW).
Integration in den Arbeitsmarkt braucht Zeit
Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 15 und 64 Jahren aus den wichtigsten Herkunftsländern Syrien, Irak, Afghanistan und Eritrea lag allerdings im August 2016 nur bei 7,7 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Deutschen beträgt der Anteil 59,1 Prozent. Die Integration benötigt Zeit. Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass es rund 14 Jahre dauert, bis als Flüchtlinge ins Land gekommene Menschen das gleiche Beschäftigungsniveau erreichen wie andere Zuwanderer, so das IW.
Niedrigste Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg
Außerdem ist die regionale Verteilung der Geflüchteten nicht optimal, was die Chancen auf Beschäftigung betrifft. Derzeit werden Flüchtlinge zunächst nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer verteilt, der sich nach Bevölkerungsdichte und Steueraufkommen errechnet. Nach ihrer Anerkennung ziehen viele dann in westdeutsche Stadtstaaten oder nach Nordrhein-Westfalen. Das ist, so die IW-Forscher, ungünstig. Die Arbeitsmarktlage – und damit auch die Voraussetzung für die Integration der Flüchtlinge – ist derzeit besonders gut in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Allerdings leben dort vergleichsweise wenige Flüchtlinge.
Im August 2016 war bundesweit knapp jeder zweite potenziell erwerbsfähige Flüchtling arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote von Geflüchteten aus den Hauptherkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Somalia, Pakistan und Syrien ist mit 37 Prozent in Baden-Württemberg und 39 Prozent in Bayern nur etwa halb so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern. Unter den westdeutschen Bundesländern weisen das Saarland mit 67 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit 57 Prozent die höchsten Werte auf. Auch innerhalb der Bundesländer gibt es gravierende Unterschiede.
Der Wohnort ist für die Integrationschancen sehr relevant. Damit sich das Potenzial der Wohnsitzauflage voll entfaltet kann, sollte die Lage am Arbeitsmarkt bei der Verteilung innerhalb des Bundeslandes stärker berücksichtigt werden,
sagt IW-Experte Wido Geis. Er sieht die Politik in der Pflicht, denn mit dem neuen Integrationsgesetz könnten arbeitslose Flüchtlinge, über deren Asylantrag bereits entschieden worden ist, einem bestimmten Wohnort in ihrem Bundesland zugewiesen werden.
Weitere Informationen des IW zur Integration von Flüchtlingen gibt es > hier.