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Weniger als ein Fünftel der Bewerbungen auf IT-Stellen kommen hierzulande von Frauen. Doch warum zieht es immer noch so wenige Frauen in die IT? Zum Teil liegt es an fehlenden weiblichen Vorbildern in diesen Berufen. Diejenigen Frauen, die den Weg trotzdem gehen, fühlen sich bei Bewerbungen oft nicht willkommen.
In Deutschland sind nur 17,4 Prozent aller Bewerber für IT-Positionen weiblich, bei den Top-1000-Unternehmen sogar nur 13,3 Prozent. Es ist immer noch eine Herausforderung, Mädchen und Frauen überhaupt für die IT zu begeistern. Die Gründe dafür sind vielfältig. Fast jede zweite IT-Expertin sagt, dass es zu wenig Anknüpfungspunkte zwischen Frauen und IT gibt, etwa in frühen Schulphasen. 83,3 Prozent der Unternehmen und 79,4 Prozent der Top-1000-Unternehmen sehen das auch so. Das sind aktuelle Zahlen aus dem Themenspecial „Women in IT“ der Studienreihe „Recruiting Trends 2017“ des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universität Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Karriereportal Monster. Befragt wurden die Top-1000 Unternehmen, die 1000 größten Unternehmen aus dem Mittelstand sowie 300 IT-Unternehmen.
Weibliche Vorbilder in der IT-Domäne fehlen
Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass es an fehlenden weiblichen Vorbildern in der IT-Domäne fehlt, die Berufswünsche erst entstehen lassen – etwa die Mutter der Freundin, die „etwas mit Computern“ macht oder die Cousine, die Apps programmiert.
Es gibt kaum gesellschaftliche und subkulturelle ‚Role Models‘: Tony Stark und Mr. Robot sind männlich,
sagt Prof. Dr. Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Bamberg.
Zwei Drittel der Frauen sehen sich bei Bewerbungen benachteiligt
Doch auch die wenigen Frauen, die einen IT-Beruf wählen, stoßen auf Schwierigkeiten. Zwei von drei IT-Expertinnen registrieren immer noch eine deutliche Chancenungleichheit bei der Bewerbung: 66 Prozent der Frauen sehen ihre männlichen Mitbewerber bei Einstellungen im Vorteil, trotz gleicher Qualifikation und Erfahrung. Die Männer beurteilen das nicht so kritisch, doch immerhin sehen 39,7 Prozent einen Einstellungsvorteil für sich. Auch glauben nur 35,9 Prozent von ihnen, dass Frauen und Männer die gleichen Chancen haben. Darüber hinaus macht fast die Hälfte der Frauen (44,2 Prozent) den Unternehmen den Vorwurf, sie würden nur zu Imagezwecken kommunizieren, dass weibliche IT-Spezialisten willkommen seien oder eingestellt würden. Gut drei Viertel (76,9 Prozent) der befragten IT-Expertinnen würden es unterstützen, wenn Arbeitgeber wie der öffentliche Dienst bei gleicher Qualifikation bevorzugt Frauen einstellen. Von den Männern geben dies 28,4 Prozent an. Dabei wollen nur die wenigsten Frauen in der IT nur unter sich bleiben: Zwei Drittel (66,7 Prozent) möchten gerne mit genauso vielen Frauen wie Männern arbeiten und nur 1,9 Prozent ausschließlich mit Frauen.
IT-Arbeitsplätze zu männlich ausgerichtet
Chancenungleichheit erfahren IT-Spezialistinnen aber nicht nur bei der Bewerbung: 45,3 Prozent der Frauen haben sie auch am Arbeitsplatz beobachtet oder selbst erlebt, bei den männlichen IT-Experten sagen dies nur knapp 24 Prozent. Zudem bemängeln 46,4 Prozent der IT-Spezialistinnen, dass die Arbeitsplätze zu männlich ausgerichtet seien. Im Job sind zwar 54,4 Prozent mit ihrer persönlichen Work-Life-Balance zufrieden, deutlich mehr als Frauen in anderen Branchen, allerdings stehen noch ein paar Dinge auf der Wunschliste der IT-Spezialistinnen: 88,5 Prozent wünschen sich flexible Arbeitszeiten, 63,5 Prozent möchten verschiedene Arbeitszeitmodelle geboten bekommen und 72,5 Prozent wünschen sich verständnisvolle Kollegen.
Arbeitsmarktsituation macht jede zweite IT-Expertin optimistisch
Trotz der empfundenen Ungleichbehandlung bei Bewerbungen ist fast die Hälfte der ITlerinnen (49,1 Prozent) optimistisch, dass sich die derzeitige Arbeitsmarktentwicklung für sie persönlich positiv auswirkt. Jede Zweite sieht große Chancen, einen Job zu finden, der den eigenen Ansprüchen genügt und ein Drittel sieht sogar große Chancen, den Traumjob zu finden.
Das Themenspecial 2017 „Women in IT“ kann > hier zum Download abgerufen werden.