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Im Unterschied zu anderen europäischen Ländern ist es hierzulande kaum üblich, dass Arbeitgeber in Jobinseraten über die Bezahlung Auskunft geben. Lediglich bei besonders nachgefragten Berufen wie etwa Software-Entwickler machen die Unternehmen eine Ausnahme. Neben dem Anforderungsprofil ist diese Information aus Bewerbersicht jedoch das wichtigste Element einer Stellenanzeige. 64 Prozent der Bewerber wünschen sich zumindest die Angabe eines Mindestgehalts, um zu erkennen, ob sich der Bewerbungsaufwand lohnt und der Job zum eigenen Marktwert passt. Mit der Nennung des Gehalts können Unternehmen 20 Prozent mehr Bewerbungen erreichen. Eine Analyse von > Gehaltsreporter.de und > Zalvus, die das Klick-Verhalten von mehr als 150 000 Fach- und Führungskräften der DACH-Region auf Jobinserate untersucht hat, ergab, dass sich bis zu knapp 30 Prozent höhere Klickzahlen erzielen lassen, wenn Stellenanzeigen Angaben zur Vergütung enthalten. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Berufsgruppen; für einige ist diese Information relevanter als für andere.
Bei Vertrieblern steigern Gehaltsangaben das Interesse am meisten
Aus der Analyse geht hervor, dass die Gehaltsangabe in Stellenanzeigen für Jobsuchende im (Direkt)Vertrieb am wichtigsten ist; sie klicken solche Jobinserate um 28,1 Prozent häufiger an als der Durchschnitt der untersuchten Berufe. Auch Mitarbeiter in Produktion und Instandhaltung reagieren mit erhöhtem Interesse und verzeichnen eine um 23,1 Prozent höhere Klickzahl. Da sie bei verschiedenen Arbeitgebern meist ähnliche Arbeitsbedingungen vorfänden, sei ein Plus an Vergütung für sie oft ausschlaggebend, so die Untersuchung. Auf Platz drei stehen Jobangebote im Bereich Beratung/Consulting; dort bewirken Angaben zur Bezahlung 13,3 Prozent mehr Klicks. Ein relevantes Plus mit 10,9 Prozent zeigt sich auch für Jobsuchende im Ingenieurwesen. In den ebenfalls gefragten Berufen IT & Entwicklung reagieren 4,1 Prozent der Jobsuchenden mit vermehrtem Interesse auf Gehaltsangaben.
Personaler werden durch Vergütungsinfos weniger motiviert
In anderen Bereichen scheinen Informationen zum Gehalt eher weniger wichtig zu sein, wie die Auswertung zeigt. So klicken Stellensuchende in HR und Marketing Jobinserate mit Angaben zur Vergütung um 5,2 Prozent weniger an als der Durchschnitt aller Berufsgruppen. Bei (Projekt-)Leitungsstellen sind die Klickzahlen um 11,2 Prozent niedriger und in Assistenz- und Administrationsberufen sogar um 13,7 Prozent. Warum dies so ist, geht aus der Analyse nicht hervor. Es bietet sich jedoch die Erklärung an, dass die Gehaltshöhe für besonders stark nachgefragte Fachkräfte wie etwa Ingenieure und ITler insofern besonders relevant ist, als diese Berufsgruppen oft eine größere Auswahl an Jobangeboten vorfinden und sich daher für die mit der attraktivsten Bezahlung interessieren. In anderen Berufen dagegen scheint die angegebene Vergütung das Interesse an einer Bewerbung nicht zu steigern, sondern eher zu vermindern.
Nach Ansicht der Studienautoren könnten Gehaltsangaben in Stellenanzeigen auch hierzulande bald zum Muss werden. Ein Grund sei der zunehmende Fachkräftemangel, außerdem belohne das seit kurzem in Deutschland verfügbare Google for Jobs Informationen zur Vergütung mit besserer Sichtbarkeit und einem besseren Ranking. Die Nennung des Mindestgehalts sei für Arbeitgeber ein sinnvoller Anfang.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.