Bild (CCO): pexels.com
Wer im Ruhestand weiter arbeitet, ist meist überdurchschnittlich gut qualifiziert. Trotz des hohen Bildungsniveaus übernehmen die Ruheständler jedoch oft einfache Jobs, Hilfstätigkeiten oder Aufgaben mit geringer Verantwortung. Die arbeitenden Rentner sind bestrebt, ungünstige Arbeitszeiten möglichst zu vermeiden und haben ein hohes Interesse daran, die Berufstätigkeit mit der Freizeit zu vereinbaren. Etwa die Hälfte der arbeitenden Rentner ist selbstständig tätig. Weit verbreitet sind Teilzeit und Minijobs, 70 Prozent der abhängig Erwerbstätigen sind geringfügig beschäftigt.
Jeder Dritte arbeitet im Alter aus finanziellen Gründen
Häufige Beweggründe, im Alter weiter berufstätig zu sein, sind die Freude an der Arbeit und der Erhalt sozialer Kontakte und der geistigen Fitness. Aber auch finanzielle Motive spielen eine Rolle; viele Rentner möchten auf diese Weide ihren Lebensstandard halten oder Urlaube finanzieren. Jeder Dritte übt einen Job aufgrund gravierender finanzieller Nöte aus. Das sind Ergebnisse einer Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (> IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Für das Projekt im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) haben IAQ-Forscherinnen Daten auf Basis des Mikrozensus 2011 ausgewertet und qualitative Fallstudien in fünf Betrieben durchgeführt, um die Motive von arbeitenden Rentnern und deren strategischen Einsatz in Unternehmen zu untersuchen.
Rentner als flexible und kostengünstige Personalpuffer
Vor allem in kleinen Betrieben erweisen sich die Rentner als treue Arbeitskräfte; sie waren bereits seit zehn oder mehr Jahren beim aktuellen Arbeitgeber angestellt. Für die Unternehmen fungieren weiterbeschäftigte Rentner als flexibler Personalpuffer, sie entlasten das tägliche Geschäft und helfen, Auftragsspitzen abzuarbeiten. Auch Wissenserhalt und Kundenbindung spielen eine Rolle, denn die Gesichter bleiben bekannt, auch wenn die Position sich ändert. Häufig arbeiten die Rentner Nachfolger ein, was für die Firmen ein kostengünstiges Modell der Jobübergabe darstellt, so die Studie. Auch bei der Neurekrutierung setzen Betriebe auf die Soft Skills und anschlussfähige Fachkenntnisse von Rentnern, gefragt sind ihre Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Disziplin.
Nachwuchslücken lassen sich allerdings mit der Beschäftigung von Ruheständlern immer nur auf Zeit schließen,
warnen die IAQ-Forscherinnen. Vielen gehe es eher um „Tätigsein“ und einen kleinen Zuverdienst; ihr Personaleinsatz lasse sich daher nicht strategisch im Betrieb einplanen. Die Hoffnung, so dem Fachkräftemangel zu begegnen, werde unerfüllt bleiben. Dafür stimmten weder die Erwartungen, die Rentner an ihre weitere Erwerbstätigkeit stellen, noch das Arbeitsplatzangebot der Betriebe, so die Wissenschaftler.