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Gute Akzeptanz unter Kollegen

Zum fünften Mal hat Aktion Mensch e.V. zusammen mit Prof. Bert Rürup untersucht, wie es um die Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz steht. Im Fokus der repräsentativen Forsa-Umfrage stehen in diesem Jahr die persönlichen Einschätzungen und Wahrnehmungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.

+++Daten und Fakten aus dem Inklusionsbarometer als Grafik in der › Bilderstrecke+++

Vorstellung des Inkluionsbarometers
Dr. Bert Rürup und Aktion Mensch-Vorstand Armin von Buttlar bei der Vorstellung des Inklusionsbarometer 2017 in Duisburg. Foto: Aktion Mensch e.V.

Die Lage für Menschen mit Behinderung hat sich in vielen Bereichen positiv entwickelt. So ist die Gesamtzahl der arbeitslosen Menschen mit einer Schwerbehinderung um rund 8.000 Personen auf 170.508 gesunken. Weiter hat sich die Erwerbsquote schwerbehinderter und ihr Anteil an der Gesamtzahl der Arbeitslosen positiv entwickelt.
Neben einigen erfreulichen Indikatoren gibt es auch negative Entwicklungen zu vermelden. Arbeitssuchende müssen mehr Geduld aufbringen und suchen im Schnitt 109 Tage länger nach einem neuen Job. Auch der Anteil an Pflichtarbeitsplätzen in den Unternehmen ist gesunken.
Die Summe aller untersuchten Indikatoren wird in einem Gesamtwert zusammengefasst. Mit einem Wert von 114,2 im Jahr 2017 wird das beste Ergebnis in der Geschichte des Inklusionsbarometers erreicht.

Fakten und Meinungen

Das Inklusionsbarometer Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institut und basiert auf zwei Datenquellen: Die Auswertung von zehn Teilindikatoren basierend auf den jüngsten statistischen Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter sowie einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter 803 Arbeitnehmern mit Behinderung und 503 Unternehmen (ab 20 Beschäftigten), die Menschen mit Behinderung beschäftigen. In diesem Jahr befasste sich die Umfrage mit persönlichen Einschätzungen und Wahrnehmungen von Arbeitnehmern mit Behinderung und Arbeitgebern.

Qualifizierter Einsatz Behinderter

Eine besonders hohe Zustimmung gab es bei den Fragen, ob Arbeitnehmer mit Behinderung ihren Qualifikationen entsprechend eingesetzt werden und ob sie sich im Kollegenkreis voll akzeptiert und integriert fühlen. Hier antworteten 86 Prozent bzw. 92 Prozent der Befragten mit Ja. Ähnliche Werte wurden auch in den vergangenen Jahren ermittelt. Ein geschlechterspezifischer Unterschied war nicht festzustellen. Die jüngste Altersgruppe (unter 45-Jährige) weist einen etwas unterdurchschnittlichen Wert bei der Akzeptanz unter den Kollegen auf.

Erfreulich sind die Ergebnisse bei der Frage nach Aufstiegsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung. Nachdem der Wert in den Jahren 2015 und 2016 etwas zurückgegangen war, konnte 2017 der höchste Wert von positiven Antworten gemessen werden. 75 Prozent schätzen ihre Chancen als „sehr gut” oder „eher gut” ein.  

Keine Probleme am Arbeitsplatz

Rund 80 Prozent der befragten
Arbeitgeber konnten keinen Unterschied bei der Leistungsfähigkeit
zwischen Mitarbeitern mit und ohne Behinderung feststellen. Obgleich es
auch hier bei der Größe des Unternehmens Unterschiede gibt. Unternehmen
mit bis zu 50 Mitarbeitern haben mit 28 Prozent eine höhere Wahrnehmung
von Leistungsunterschieden, von den großen Unternehmen mit mehr als
1.000 Mitarbeitern sind es nur 19 Prozent.

Die Frage, ob die
Beschäftigung von Menschen mit Behinderung einen Einfluss auf das
Arbeitsumfeld hat, beantworteten nur zwei Prozent der Befragten
Arbeitgeber negativ. Der Rest geht von keinem oder einem positiven
Einfluss aus.

Inklusionsgrundsätze nicht immer formuliert

Nicht in jedem Unternehmen gibt es Grundsätze zur Inklusion von Menschen mit Behinderung. Immerhin 57 Prozent der befragten Arbeitnehmer gaben an, dass es in ihrem Unternehmen einen schriftlichen Plan für die Inklusion gibt. Werden die einzelnen Branchen betrachtet, sticht die öffentliche Verwaltung heraus: hier wird eine Quote von 81 Prozent erreicht. Schlusslicht ist der Dienstleistungsbereich. Hier gaben nur 46 Prozent der Befragten an, dass ein schriftlicher Plan vorhanden sei.

Unter den befragten Personalverantwortlichen gaben 33 Prozent an, in ihrem Unternehmen schriftliche Grundsätze zu haben. Offenbar hat die Größe des Unternehmens einen Einfluss auf die Ausarbeitung eines Inklusionsplans: Bei kleineren Unternehmen (20 bis 50 Mitarbeiter) sind es sieben Prozent; Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern haben zu 56 Prozent einen solchen Plan.

Eine wichtige Voraussetzung um Menschen mit Behinderung zu beschäftigen, ist eine barrierefreie Arbeitsstätte. Rund 80 Prozent der Firmen gaben an, vollständig oder zumindest nahezu barrierefrei zu sein. Auf Branchen heruntergebrochen sticht der Bereich „Gesundheit, Soziales und Kultur” heraus. Hier sind 95 Prozent der Unternehmen barrierefrei.

Je größer, desto mehr Förderung

Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen, können Fördermittel beantragen. Diese Tatsache ist auch 84 Prozent der Personalverantwortlichen bekannt. In Anspruch genommen werden die Möglichkeiten allerdings im Durchschnitt nur von 75 Prozent der Unternehmen. Erstaunlich ist die geringe Anzahl der kleinen Unternehmen bis 50 Mitarbeitern. Hier nehmen nur 51 Prozent die Förderung in Anspruch. Bei den großen Unternehmen sind es 90 Prozent.

Aktion Mensch-Vorstand Armin von Buttlar hat im › Interview mit der Personalwirtschaft geäußert, woran das liegen könnte.

+++Daten und Fakten aus dem Inklusionsbarometer als Grafik in der › Bilderstrecke+++