Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Jeder dritte Betrieb will sie einstellen

Flüchtlinge werden vielerorts von Zäunen zurückgehalten. Auch einstellungsbereite Unternehmen haben mit Hindernissen zu kämpfen.
Foto: © stadtratte/Fotolia.de
Flüchtlinge werden vielerorts von Zäunen zurückgehalten. Auch einstellungsbereite Unternehmen haben mit Hindernissen zu kämpfen.
Foto: © stadtratte/Fotolia.de

Nur sieben Prozent der deutschen Unternehmen insgesamt beschäftigen derzeit Flüchtlinge oder haben sie in den vergangenen zwei Jahren beschäftigt. Bei Großunternehmen mit über 250 Mitarbeitern sind es immerhin zehn Prozent. Besonders viele Flüchtlinge arbeiten im Gastgewerbe, hier liegt der Anteil bei 28 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des > Ifo-Instituts, an der tausend Personalleiter teilgenommen haben.

Erste Erfahrungen ermutigen

In diesem oder im nächsten Jahr planen 34 Prozent der Unternehmen, Flüchtlinge einzustellen, bei großen Firmen sogar 44 Prozent. Personalmanager, die bereits Erfahrung mit der Beschäftigung von Flüchtlingen gemacht haben, sind doppelt so häufig (68 Prozent) dazu bereit sind wie jene, die nicht über diese Erfahrung verfügen. Und das, obwohl sie schon mit den damit einhergehenden Hindernissen konfrontiert worden sind.

Größte Hürde: fehlende Sprachkenntnisse

Als Hindernisse nannten die Unternehmen vor allem die Sprachkenntnisse: 86 Prozent gaben mangelnde Deutschkenntnisse als große Hürde an, elf Prozent bezeichneten sie als kleine Hürde. Rechtliche Rahmenbedingungen folgen auf dem zweiten Platz, sie stellen für 49 Prozent eine große und für 32 Prozent eine kleine Hürde da. Die Qualifikation sehen 46 Prozent der Personalleiter als große Hürde an, für weitere 43 Prozent ist sie eine kleine Hürde. Rund 45 Prozent der Personalleiter, die Flüchtlinge einstellen wollen, gaben an, in den nächsten zwölf Monaten in Qualifizierungsmaßnahmen für diese Mitarbeiter investieren zu wollen. Dass es nicht mehr sind, führt das Ifo-Institut darauf zurück, dass eine hohe Unsicherheit über die Verweildauer der Flüchtlinge besteht. Die Firmen investieren eher, wenn sie mit länger dauernden Arbeitsverhältnissen rechnen können.

Gesetze und Bürokratie blockieren die Unternehmen

Von den Unternehmen, die schon Flüchtlinge eingestellt haben, betrachten lediglich 39 Prozent die Qualifikation als eine große Hürde. Sie bewerten jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen kritischer. 55 Prozent empfinden sie als große und 35 Prozent als kleine Hürde. In ihren schriftlichen Anmerkungen gaben die Personalleiter insbesondere den bürokratischen Aufwand der Vorrangprüfung als bedeutende Hürde an sowie eine mangelhafte Unterstützung aus den Behörden und allgemein „völlig unakzeptable gesetzliche Rahmenbedingungen“. Trotzdem folgert das Ifo-Institut aus den Befragungsergebnissen:

Wer schon Flüchtlinge eingestellt hat, wird es vermutlich weiter tun.

Für eine erfolgreiche Integration ist es jedoch wichtig, Flüchtlinge zügig in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das Ifo-Institut appelliert an den Gesetzgeber, die arbeitsrechtlichen Vorgaben temporär zu lockern, um es den Unternehmen zu erleichtern, Flüchtlingen trotz der Sprachbarrieren und der überwiegend geringen Qualifikation eine Beschäftigung zu bieten. So sei es zu begrüßen, wenn Flüchtlinge gezielt in Praktika vermittelt würden.